"Die Vorfälle haben Vertrauen gekostet"

Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Arbeitsgemeinschaft der Verkehrsflughäfen (ADV)

Spekulationen um eine Insolvenz, neue Nachrichten über Baumängel. Steht der Flughafen BER vor dem Aus?

Beisel Die Ereignisse am neuen Flughafen sind höchst unerfreulich. Gleichwohl darf man jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Völlig verantwortungslos wäre es jetzt, dieses Zukunftsprojekt zu zerreden. Berlin und die Region erhalten einen der modernsten Flughäfen in Europa. Ich bin überzeugt, dass dieses Großprojekt zurück in die Spur findet.

Was bedeutet das Chaos für die deutschen Flughäfen und die Luftfahrt?

Beisel Deutschlands Flughäfen sind die Visitenkarte unseres Landes. Für die Qualität der Infrastruktur und für die Leistungsfähigkeit der Abfertigungsprozesse sind unsere Flughäfen weltweit hochgeschätzt. Die Vorfälle haben Vertrauen gekostet. Derzeit bemühen sich die Flughafenbetreiber an allen Standorten um die Akzeptanz der Anwohner und der Politik. Da kommen die Nachrichten aus Berlin zur Unzeit. Hier gilt es, einiges wieder gut zu machen.

Wird der Bund mit neuem Geld das Projekt retten müssen?

Beisel Die Berliner Flughafengesellschaft wird den Finanzmehrbedarf von 1,2 Milliarden Euro nicht aus eigener Kraft stemmen können. Da werden die öffentlichen Gesellschafter gefordert sein. Ein überzeugendes Finanzierungskonzept muss schnell vorgelegt werden. Jede öffentliche Finanzierung, und seien es auch nur staatliche Bürgschaften, bedürfen der Zustimmung der EU-Kommission. Und jeder weiß, dass Beihilfeprüfungen lange dauern können.

Erwarten Sie personelle Konsequenzen bei der Sitzung des Aufsichtsrats?

Beisel An Personalspekulationen beteilige ich mich nicht. Ich habe den Eindruck, dass sämtliche Beteiligten eine große Aufgabe zu schultern haben. Jeder hat alle Hände voll zu tun. Dass man in einer solchen Situation die Pferde wechselt, kann ich mir nicht vorstellen.

Michael Bröcker stellte die Fragen.

(brö)
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