Essen Die Trauerfeier für Berthold Beitz ist am 26. September

Essen · An diesem Tag wollte der Unternehmer eigentlich seinen 100. Geburtstag gefeiert. Hannelore Kraft trägt sich in das Kondolenzbuch ein.

Am 26. September wäre Berthold Beitz 100 Jahre alt geworden. Der legendäre Krupp-Manager wollte diesen Tag in der Villa Hügel feiern. In den Kalendern der deutschen Spitzenpolitiker und Konzern-Chefs ist dieser Tag seit langem blockiert. Nun werden sie nach Essen reisen, um Beitz die letzte Ehre zu erweisen. Am 26. September findet in der Villa Hügel die Trauerfeier für den in der vergangenen Woche auf Sylt verstorbenen Unternehmer statt.

Bundespräsident Joachim Gauck wird die Traueransprache halten, wie die Krupp-Stiftung gestern mitteilte. Der israelische Pianist Daniel Barenboim wird mit Mitgliedern des West-Eastern Divan Orchestra musizieren. Beitz wird in Israel verehrt, er hatte während der Nazi-Zeit als junger Manager in der Ukraine hunderten Juden das Leben gerettet.

Am 29. September ist außerdem in der Philharmonie Essen ein Jazzkonzert geplant. Es sei der Wunsch von Berthold Beitz gewesen, seinen 100. Geburtstag gemeinsam mit Essener Bürgern und Mitarbeitern des Konzerns bei einer Jazzmatinee am 29. September zu feiern, teilte die Stiftung weiter mit. Zu dieser Veranstaltung lade jetzt die Familie ein.

Noch in dieser Woche findet die Beerdigung auf dem Friedhof Essen-Bredeney im engsten Kreis der Famile statt.

Seit Tagen liegen an wichtigen Orten aus Beitz' Leben Kondolenzbücher aus. Gestern kam NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in die Villa Hügel, um sich in das Kondolenzbuch einzutragen. Es ist bereits das vierte Buch, das in der großen Halle auf einem antiken Tisch ausliegt — so groß ist der Wunsch der Menschen, sich von dem Unternehmer, der bis zuletzt über die Krupp-Stiftung Einfluss auf den Stahlkonzern ThyssenKrupp nahm, zu verabschieden.

Die Ministerpräsidentin schreibt: "Wir trauern um Berthold Beitz, dem unser Land außergewöhnlich viel zu verdanken hat. Sein Mut, seine Menschlichkeit und sein Wirken für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft wird uns dauerhaft in Erinnerung bleiben und Ansporn sein." Dann wechselt sie noch ein paar Worte mit den Vorständen der Krupp-Stiftung Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Thomas Kempf, Volker Troche und Ralf Nentwig, und fährt davon. Es war ein stiller letzter Gruß, den sie dem Unternehmer zukommen ließ.

Auf Kraft wird es in den folgenden Woche bei der Suche nach Nachfolgern für Beitz besonders ankommen. Die Ministerpräsidentin sitzt in der Krupp-Stiftung, die nun einen neuen Vorstands-Chef und einen ihn kontrollierenden Kuratoriums-Chef suchen muss. Beitz hat die Ämter noch in Personalunion geführt Die Krupp-Stiftung hält gut 25 Prozent an ThyssenKrupp und gehört auch zu den großen Wohltätern im Land. Beitz hatte nach dem Rückzug des langjährigen Kronprinzen Gerhard Cromme bewusst keinen neuen Nachfolger benannt. Er wünschte sich aber ausdrücklich, dass der neue Kuratoriums-Chef aus dem Kreise der Kontrolleure kommen soll und nicht von außerhalb, wie er seinem Biografen Joachim Knäpper sagte. Der oder die Neue soll die Stiftung und den Konzern kennen. Seine Tochter Susanne Henle, die in dem Gremium ebenso vertreten ist wie Ex-WDR-Intendant Fritz Pleitgen, wollte er auf diesem Posten aber nicht sehen. Was mit dem zweiten, den Vorstands-Chefposten ist, bleibt offen.

Dem Biografen hat Beitz auch gesagt, dass er am Ende nichts gegen eine Kapitalerhöhung bei ThyssenKrupp hat, selbst wenn die Stiftung dadurch ihre Sperrminorität verliert. Die Machtstellung der Stiftung sei kein Selbstzweck. "Ich werde mich keinem Schritt verweigern, der zum Wohl der Firma ist", hatte Beitz erklärt. Auch diesen Satz wird die Krupp-Stiftung bei ihrer zweiten wichtigen Entscheidung in den nächsten Wochen beherzigen.

(RP)
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