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Glasfaserausbau mit Regionalfirmen Telekom-Taktik nervt Konkurrenz

Bonn/Berlin · Die Telekom verbündet sich enger mit regionalen Telefonfirmen bei Glasfaser. Das bringt Vodafone und Co. noch mehr Gegenwind. Doch der eigentliche Wettbewerber der Telekom-Glasfaser lauert woanders.

Telekom-Chef Tim Höttges lässt im Heimatmarkt immer mehr Glasfaser legen, um die Marktführung zu verteidigen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Bei ihrem Versuch, ihre Vorherrschaft im klassischen Festnetzgeschäft (DSL) auch in das Zeitalter der Glasfasertechnik hinüberzuretten, hat die Deutsche Telekom einen weiteren Etappensieg errungen. Der Bundesverband Glasfaser (Buglas), ein Zusammenschluss insbesondere vieler regionaler Netzanbieter wie Netcologne in Köln oder dem Monheimer Versorger Mega, hat den Marktführer nicht nur in seinen Verband aufgenommen, sondern kündigt auch noch an, dass die regionalen Firmen stärker mit dem magentaroten Riesen kooperieren wollen.

Srini Gopalan, für Deutschland zuständiger Telekom-Vorstand: „Wir möchten den Schulterschluss mit den regionalen Anbietern weiter intensivieren und noch mehr Kooperationen für eine zukunftsfähige Digitalisierung schließen. So beschleunigen wir gemeinsam mit unseren Partnern den Glasfaserausbau.“ Theo Weirich, Präsident des Buglas ergänzt: „Kooperationsmodelle zwischen Netzerrichtern und -betreibern sind einer der wichtigsten Trends unserer Industrie.“ Die Telekom und regionale Investoren würden bereits in 40 Fällen zusammenarbeiten, nun seien weitere Kooperationen denkbar. Was dies bedeutet, sagt Patrick Helmes, Vizepräsident des Buglas und Geschäftsführer des Unternehmens Glasfaser Ruhr: „Kooperationsmodelle erhöhen die Netzauslastung signifikant und schaffen dabei Planungssicherheit für die Beteiligten.“

Aus Sicht der Bürger bedeutet dies, dass die Telekom und regionale Netzbetreiber sich noch häufiger beim Bau der Glasfasernetze abstimmen, was weniger Bautrupps in den Straßen bedeutet.

Eine Reihe anderer Telekom-Wettbewerber wie Vodafone, 02 Telefónica Deutschland oder auch 1&1 müssen das Zusammenrücken des größten bundesweiten Players mit vielen lokalen Anbietern kritisch sehen. Ihr gemeinsamer Verband VATM warnt davor, es gehe der Telekom mit dem neuen Bündnis nur darum, Konkurrenz abzudrängen. Ziel sei, „kleine Unternehmen in Abhängigkeit zu bringen und große Wettbewerber zu schwächen“, sagt VATM-Geschäftsführer Frederik Ufer. Die Telekom steuere in der Regel die mit Partnern gebauten Netze selber, vermarket die Glasfaser dann stark über ihre Marke, gemeinsam würden die Partner dann andere Telefonunternehmen von Investitionen abzuhalten, weil bereits ganze Stadtteile und Straßen mit Glasfaser erschlossen werden. Es gehe darum, „den Wettbewerb zu marginalisieren“.

Am meisten bedeutet die Strategie der Telekom Gegenwind für Vodafone Deutschland. Das Unternehmen will mit einem Finanzpartner für bis zu sieben Milliarden Euro knapp sieben Millionen Glasfaseranschlüsse legen, wobei die Leitungen speziell dort gelegt werden sollen, wo die mehr als zehn Millionen Kabel-TV-Anschlüsse von Vodafone liegen. So sollen die bisherigen Kabel-Kunden auf Dauer ein höherwertiges Angebot bekommen. Dabei versucht die Telekom gerade diese Familien massenhaft abzuwerben: Weil zum 1. Juli TV-Verträge nicht mehr automatisch über die Nebenkosten von Mietverträgen abgerechnet werden dürfen, verliert Vodafone Hunderttausende Kunden – die Telekom versucht, diese Bürger mit Magenta-TV und Online-Verträgen zu locken.

Am liebsten will die Telekom dabei Glasfaserverträge verkaufen. Wirklich erfolgreich ist sie bisher nicht: Der Konzern legte mehr als acht Millionen Glasfaseranschlüsse in Deutschland, nur 1,2 Millionen wurden vermarktet. „Die Wechselbereitschaft der Kunden von DSL oder Kabel zu Glasfaser hält sich in Grenzen“, sagt der Chef eines großen Wettbewerbers, „sie finden die aktuellen Anschlüsse meist ausreichend gut.“ Was bedeutet dies? Der Hauptwettbewerber von Telekom-Glasfaser sind die alten Netze, nicht die Wettbewerber.

Die Telekom weist ansonsten daraufhin, ihr Glasfasernetz stünde allen Wettbewerbern zur Vermarktung zur Verfügung. Telefonica und 1&1 werben in entsprechenden Stadtteilen auch bereits aktiv für Glasfaserverträge, die in Wahrheit die Telekom gelegt hat. Der Verband der Wettbewerber (VATM) meint allerdings, die Telekom fordere für ihre Glasfaseranschlüsse einen zu hohen Preis im Großhandel und verweigere weitgehend den Zugang zu „höherwertigen Vorleistungsprodukten“.