Größtes Straßenprojekt der Nachkriegszeit Die Ostseeautobahn A 20 ist fertig

Tribsees (rpo). Nach 15 Jahren des Planens und Bauens ist sie endlich fertig, die Ostseeautobahn. Heute durchschnitt Bundeskanzlerin Angela Merkel das Band, welches die letzten Teilstücke zwischen Tribsees und Grimmen-West und zwischen Greifswald und Gützkow noch von der A 20 trennte. Die Ostseeautobahn gilt als größtes Straßenbauprojekt nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Ostsee-Autobahn A 20 in Bildern
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Foto: ddp

Vom Kreuz Uckermark im Osten sind es über die A 11 nur noch wenige Kilometer bis ins polnische Stettin (Szczecin) als Zwischenstation zu weiteren Zielen im Nachbarland, im Baltikum und in Russland. Der vierspurige Bau kostete nach jüngsten Angaben fast 1,9 Milliarden Euro.

Merkel bezeichnete die Trasse "als Schlagader für mehr wirtschaftliche Kraft". Mit der A 20 sei die berechtigte Hoffnung auf mehr Arbeitsplätze in der Region verbunden. Besonders für das strukturschwache Vorpommern sei die Trasse von hoher Bedeutung. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sieht in der Autobahn ein Mittel gegen die anhaltende Abwanderung aus Mecklenburg-Vorpommern. Er wies zugleich Kritik zurück, dass der Nordosten Deutschlands durch die A 20 zum reinen Transitland wird.

Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) sagte, jeder fertiggestellte Kilometer habe sein Bundesland als Wirtschaftsstandort attraktiver gemacht. Viele Unternehmen hätten sich bereits entlang der A 20 angesiedelt. Sein schleswig-holsteinischer Amtskollege Peter Harry Carstensen (CDU) sprach sich für eine zügige Weiterführung der A 20 als Nordwest-Umfahrung von Hamburg aus.

Die A 20 führt 279,6 Kilometer durch Mecklenburg-Vorpommern. In Schleswig-Holstein misst sie 16,8 Kilometer. In Brandenburg gehören 26,8 Kilometer zur A 20. Die Küstenautobahn verbindet die alten und neuen Bundesländer an der Ostsee. Sie gilt als Hauptentwicklungsachse vor allem deshalb, weil sie wichtige Wirtschafts- und Tourismuszentren an Märkte in Ost und West anbindet. Mit der neuen Trasse gelangen auch die Berliner erheblich schneller auf die Urlaubsinsels Usedom und Rügen.

1995 war der Neubau laut einer Umfrage von 80 Prozent der Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns befürwortet worden. Es regte sich allerdings auch lautstarker Protest. Autobahngegner errichteten 1997 ein Hüttendorf bei Jarmen als Protest gegen einen Trassenverlauf durch das Naturschutzgebiet Peenetal. Das Gebiet wird heute von einer Brücke überspannt.

Für Negativschlagzeilen sorgte eine Baupanne bei Schönberg. Auf die Strecke in Nordwestmecklenburg war ein als veraltet geltender Straßenbelag aufgebracht worden, durch den Lärm verursacht wurde. Wegen des "Brüllbetons" erstatteten Anwohner Anzeige. Wenige Monate nach der Freigabe des betreffenden Abschnitts bewilligte die bundeseigene Planungs- und Baubehörde Deges die Sanierung.

(afp)
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