Rente mit 67 bleibt ein rotes Tuch Die meisten Deutschen wollen nicht bis 65 arbeiten

Berlin · Die Rente mit 67 bleibt ein rotes Tuch. Die Deutschen peilen den Ruhestand einer Umfrage zufolge lieber zwischen Mitte 50 und Mitte 60 an. Keine guten Voraussetzungen für Handwerkspräsident Kentzler, der wegen des Fachkräftemangels die Rente mit 70 ins Spiel bringt.

Die Rente mit 67 stößt einer Umfrage zufolge bei den deutschen Arbeitnehmern weiterhin auf wenig Gegenliebe. Etwa 87 Prozent der Bundesbürger würden am liebsten aufhören zu arbeiten, bevor sie 65 Jahre alt sind.

Lediglich knapp 7 Prozent können sich hingegen vorstellen, bis zur künftig vorgesehenen Altersgrenze von 67 Jahren erwerbstätig zu bleiben. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GfK im Auftrag der "Welt am Sonntag" hervor. Das Handwerk brachte derweil wegen des größer werdenden Fachkräftemangels die Rente mit 70 ins Spiel.

Von so einem späten Rentenbeginn wollen die Bundesbürger aber anscheinend überhaupt nichts wissen: Gut 53 Prozent der Deutschen würden der Umfrage zufolge gern vor dem 60. Geburtstag aufhören zu arbeiten - vorausgesetzt, dass damit keine finanziellen Auswirkungen verbunden sind.

Auffällig ist allerdings auch: Selbst wenn Geld überhaupt keine Rolle spielte, würden nur knapp 10 Prozent der Befragten noch vor dem 49. Lebensjahr in Rente gehen wollen.

"Der Spaß an der Arbeit ist bei den Deutschen also durchaus ausgeprägt", sagte der für die Umfrage verantwortliche GfK-Mitarbeiter Klaus Hilbinger. Das Wunschrentenalter liegt für die meisten demnach zwischen 55 und 64 Jahren. Regional ist dies unterschiedlich ausgeprägt: So gaben 38 Prozent der befragten Süddeutschen ihr Wunschrentenalter mit 60 bis 64 Jahren an. Die Mehrzahl der Norddeutschen sieht das optimale Renteneintrittsalter hingegen eher bei 55 bis 59 Jahren.

Ganz anders sieht dies der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Otto Kentzler. Er sprach sich wegen des Fachkräfte-Engpasses für eine Heraufsetzung der Renten-Grenze auf 70 Jahre aus. Viele Ältere seien fit, sagte er dem Magazin "Focus".

"Selbst wenn sie nur halbe Tage arbeiten, ihre Erfahrung kann uns helfen." Einzelne Betriebe müssten heute schon Aufträge ablehnen, weil ihnen die Fachkräfte fehlen.

Die Rente mit 67 soll bis 2030 schrittweise eingeführt werden.
Vergangenes Jahr lag das durchschnittliche Renteneintrittsalter der Männer bei 61,2 Jahren, Frauen gingen im Schnitt mit 61 Jahren in Rente. Das waren die höchsten Werte seit mehr als 20 Jahren.

Für die repräsentative Erhebung wurden den Angaben zufolge rund 1000 Frauen und Männer ab 14 Jahren zwischen dem 19. und 26. Juli befragt.

(dpa)
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