Nach Rekordjahr 2013 Die Luft am Arbeitsmarkt wird dünner

Wiesbaden/Nürnberg · Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland hat im vergangenen Jahr erneut einen Höchststand erreicht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag hatten 2013 rund 41,78 Millionen Männer und Frauen mit Wohnsitz in Deutschland einen Job, 0,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

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Foto: dpa-tmn

Damit erreichte die Zahl das siebte Mal in Folge einen Rekord. Nach Experteneinschätzung wird der Spielraum für weitere Verbesserungen jedoch geringer. So sind nach Einschätzung mehrerer Banken-Volkswirte die Arbeitslosenzahlen im vergleichsweise milden Dezember genauso stark gestiegen wie in den Jahren zuvor. Zum Jahresabschluss seien rund 2,896 Millionen Männer und Frauen arbeitslos gewesen, berichteten sie in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Dies wären rund 90.000 mehr als im November und 55.000 mehr als vor einem Jahr. Die offiziellen Zahlen für Dezember gibt die Bundesagentur für Arbeit (BA) am 7. Januar bekannt.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts pendelten 2013 erneut mehr Menschen zur Arbeit nach Deutschland als in die umgekehrte Richtung ins Ausland. Den Saldo bezifferten die Statistiker auf 64.000. An einem Arbeitsort in Deutschland waren damit 41,84 Millionen Menschen erwerbstätig - auch dies ist eine Steigerung um 0,6 Prozent.

Besonders viele neue Jobs entstanden 2013 in der Bauwirtschaft und in verschiedenen, vor allem industrienahen Dienstleistungen. Deutlich rückläufig war die Zahl der Beschäftigten in Fischerei sowie Land- und Forstwirtschaft mit einem Minus von 4,6 Prozent.

Das Wachstum wird aber schwieriger: So war das achte Jahresplus in Folge nur noch halb so hoch wie in den beiden Jahren zuvor. Zudem wird mit der Summe aus 37,29 Millionen Arbeitnehmern (plus 0,8 Prozent) und 4,48 Millionen Selbstständigen einschließlich helfender Angehöriger (minus 1,4 Prozent) nicht die gesamtgesellschaftlich geleistete Arbeitsmenge abgebildet. Sie steigt deutlich langsamer, weil der Anteil der Teilzeitarbeiter seit Jahren zunimmt. Im dritten Quartal 2013 entsprach die geleistete Arbeitsmenge dem Stand von 1994, als es noch rund 4,3 Millionen Erwerbstätige weniger gab.

Am Arbeitsmarkt warten die Experten auf einen konjunkturellen Schub, der sich noch nicht so recht einstellen will. Während etwa Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld nach einem schwachen dritten und vierten Quartal kaum Dynamik am Arbeitsmarkt sieht, erkennen mehrere seiner Kollegen zum Jahresende erste Lichtblicke. Sie gehen daher selbst nach Abzug der im Dezember stark ausgeprägten Saisoneffekte von einem Rückgang der Erwerbslosenzahlen um 5000 aus; Tuchtfeld rechnet dagegen im Dezember saisonbereinigt mit einem Plus von 5000 Arbeitslosen.

Höchst unterschiedliche Ausblicke

Auch beim Ausblick auf 2014 weichen die Arbeitsmarktprognosen der Volkswirte deutlich voneinander ab. Den größten Optimismus zeigt dabei DZ-Bank-Volkswirt Michael Holstein. Bei einem von ihm erwarteten Wirtschaftswachstum von rund 2,0 Prozent im neuen Jahr rechnet er mit einem Rückgang der durchschnittlichen Jahres-Arbeitslosigkeit um rund 65 000 auf 2,875 Millionen. "Deutschland ist von der Geldpolitik und der Finanzierungsseite außerordentlich begünstigt", sagt er. Es gebe deutliche Anzeichen, dass die Investitionsbereitschaft der Unternehmen wächst. Auch vom Export erwarte er für 2014 positive Impulse.

Andere Volkswirte rechen dagegen bis zu Jahresmitte 2014 mit einer schwierigen Arbeitsmarktlage. Bis die verbesserte Konjunktur sich auf dem Arbeitsmarkt niederschlage, vergingen meist mehrere Monate.
Deutsche-Bank-Volkswirt Heiko Peters sieht sogar schon erste Schatten des von der großen Koalition vereinbarten gesetzlichen Mindestlohns. Dieser und die geplanten Restriktionen bei der Leiharbeit könnten sich in der zweiten Jahreshälfte 2014 auf den Arbeitsmarkt auswirken. Peters rechnet daher für das Gesamtjahr nur mit einem Rückgang der durchschnittlichen Arbeitslosigkeit um rund 35.000 auf knapp über 2,9 Millionen.

(dpa)
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