Union und SPD einig Die Koalition will Manager-Gehälter deckeln

In einer Volksabstimmung lehnten die Schweizer den Plan ab, dass Manager nur das 12-Fache eines Arbeiterlohns verdienen dürfen. In Deutschland sollen künftig die Aufsichtsräte Obergrenzen für die Spreizung festlegen.

So viel mehr verdienen Chefs als ihre Mitarbeiter
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Foto: dapd, sa Korth

Millionen-Gehälter für Vorstände sorgen in Deutschland und der Schweiz für heftige Debatten. In der Schweiz stimmten gestern die Bürger in einer Volksabstimmung über den Vorschlag "1:12" der Jusos ab. Die Jugendorganisation der Sozialdemokraten will, dass die Spitzenverdiener in einem Unternehmen maximal das Zwölffache des am niedrigsten bezahlten Mitarbeiters bekommen. Doch die Mehrheit (65,3 Prozent der Referendums-Teilnehmer) lehnte das Vorhaben ab. Wirtschaftsverbände zeigten sich erleichtert. Konzerne wie Nestlé hatten mit Konsequenzen gedroht.

Laut Gewerkschaftsangaben verdienen die Chefs von Schweizer Unternehmen bis zum 260-fachen eines einfachen Angestellten. Das sorgt auch in bürgerlichen Kreisen zunehmend für Kritik. Schon vor Monaten hatten die Schweizer bei einer Volksabstimmung einer anderen Initiative zur Deckelung der Top-Gehälter zugestimmt. Danach sollen künftig die Aktionäre über die Vergütung der Verwaltungsräte und Geschäftsführer entscheiden.

Die Unterschiede sind erheblich

Auch in Deutschland sind die Unterschiede gravierend. Vorstände in Dax-Unternehmen verdienen laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung im Schnitt 53 Mal so viel wie ein Durchschnitts-Arbeitnehmer. Eine besonders große Lücke zwischen oben und unten klafft bei Volkswagen: Ein VW-Vorstand verdient 170 Mal so viel wie ein Durchschnitts-Beschäftigter im Wolfsburger Konzern.

Groß sind die Unterscheide auch beim Handelskonzern Metro (131) und bei Adidas (106). Allein die Commerzbank, deren Gehälter eine Zeit lang wegen der staatliche Hilfe gedeckelt waren, kam im Jahr 2011 auf ein Verhältnis von 12:1. Viele Bürger wünschen schärfere Regeln.

Die Koalition greift eine Stimmung auf

Laut einer GfK-Umfrage sind 73 Prozent der Deutschen für eine Begrenzung. Die Zustimmung zieht sich durch alle Schichten. Diese Stimmung greift Schwarz-Rot auf. Union und SPD einigten sich, dass künftig die Hauptversammlung eines börsennotierten Unternehmens das letzte Wort bei der Vergütung haben soll. "Über die Vorstandsvergütung wird künftig die Hauptversammlung auf Vorschlag des Aufsichtsrats entscheiden", heißt es im Textentwurf der Arbeitsgruppe Inneres und Justiz.

Zudem soll der Aufsichtsrat eine Obergrenze für die Gehalts-Spreizung festlegen. "Um Transparenz herzustellen, wird der Aufsichtsrat bei börsennotierten Unternehmen verpflichtet, ein Maximalverhältnis zwischen der Gesamtvergütung der einzelnen Vorstandsmitglieder und dem durchschnittlichen Arbeitnehmereinkommen des jeweiligen Unternehmens festzulegen."

Am Ende bestimmen die Eigentümer

Die Union setzte damit durch, dass am Ende die Aktionäre und damit die Eigentümer des Unternehmens über die Höhe der Vorstandsvergütungen entscheiden. Die SPD konnte im Gegenzug erreichen, dass der Aufsichtsrat ein Maximalverhältnis zum Durchschnitt der Arbeitnehmergehälter angeben muss.

"Der Aufsichtsrat legt ja bisher schon die Höhe der Vorstandsgehälter fest. Wir schaffen jetzt noch ein wenig mehr Transparenz, indem der Aufsichtsrat nun zusätzlich sagen muss, wie hoch ein Vorstandsgehalt im Verhältnis zum Durchschnitt der Arbeitnehmergehälter in der Firma ist", sagte der CDU-Rechtspolitiker Günter Krings unserer Redaktion. Solange klar sei, dass nicht der Staat die Gehälter festlegt, sei mehr Transparenz gut, um eine Ausuferung von Managergehältern schwerer zu machen.

(anh/mar)
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