Christine Lagarde Die Frau in der Spur von Mario Draghi
Christine Lagarde, die erste Frau an der Spitze der Europäischen Zentralbank, wird vorerst die expansive Geldpoltik ihres italienischen Vorgängers fortsetzen.
Christine Lagarde möchte zumindest eine Sache ganz anders machen als ihr Vorgänger. Sie will die Geldpoltik der Europäischen Zentralbank (EZB) besser erklären als Mario Draghi, sie will die Notenbank transparenter machen, sie aus ihrem Elfenbeinturm holen, in dem der Normalbürger sie vermutet, entrückt von Europas Normalbürgern.
Diese Veränderung in der Außendarstellung ist eine Sache der Kommunikation, und die beherrscht die weltgewandte Christine Lagarde bestens. Das hat sie als französische Finanzministerin und Chefin des Internationalen Währungsfonds hinreichend unter Beweis gestellt. Auf beiden Positionen war die elegante Französin allein deshalb etwas Besonderes, weil sie stets die erste Frau in der jeweiligen Rolle in Paris und Washington war.
Jetzt wird sie die erste EZB-Chefin. Eine Präsidentin in der Spur von Mario Draghi, denn geldpolitisch wird sich unter der Führung der 63-Jährigen, der ersten Nicht-Ökonomin an der Spitze der Zentralbank, nichts ändern. Die Zinsen bleiben auf unabsehbare Zeit bei null, die Geldpolitik bleibt expansiv. Sie kann aktuell auch gar nicht anders, denn so lange die Inflationsrate sich nicht entscheidend auf die Zwei-Prozent-Grenze zu bewegt, muss sie an der Politik Draghis festhalten, damit die EZB glaubwürdig bleibt. Entscheidend wird sein, wie schnell Lagarde die Beziehungen innerhalb der Währungsunion kittet und es schafft, den Zentralbank-Rat wieder zu einem Gremium zu machen, das mit einer Stimme spricht. Daran hat es unter Draghi gewaltig gehapert.
Dass sie durch ihre Vergangenheit politisch exzellent verdrahtet ist, könnte ihrer Arbeit zum Vorteil gereichen. Was man sich wünscht von einer Frau, die gleichermaßen als knallharte Verhandlungspartnerin und Frau mit diplomatischem Geschick bekannt ist? Mehr als Draghi politische Überzeugungsarbeit zu leisten, die auf notwendige Strukturreformen in einigen Ländern hinwirkt. Denn je mehr das passierte, umso eher wäre ein Weg von der expansiven Geldpoltik und ein Hin zu steigenden Zinsen wieder denkbar. Europas Sparer jedenfalls wünschen sich nichts mehr als das von Christine Lagarde.