Monheim Die forsche Frau von Bayer

Monheim · Sandra Peterson führt Bayers Pflanzenschutz-Sparte amerikanisch. Der Jobabbau in Monheim interessiert sie weniger als die Frage, wie man deren Produkte besser verkaufen kann. Gestern stellte sie ihre Pläne vor.

Sandra Peterson hat gut lachen. Kaum hat es die Amerikanerin als erste Frau bei Bayer geschafft, den Chefsessel eines Teilkonzerns zu erklimmen, ziehen dessen Umsätze und Gewinne kräftig an. Seit fast einem Jahr ist Peterson Chefin der Pflanzenschutz-Sparte Bayer CropScience und führt von Monheim aus über 20 000 Mitarbeiter weltweit. Gestern stellte sie zum ersten Mal die Strategie für CropScience vor. Kennzahlen und Millionen-Investitionen (die Forschungsausgaben sollen bis zum Jahr 2015 um 20 Prozent auf über 850 Millionen Euro steigen) spielen dabei eine große Rolle, die Mitarbeiter dagegen kaum.

Die Frage, wie weit der geplante Abbau von 600 Arbeitsplätzen bei CropScience sei, reichte sie an ihren Arbeitsdirektor Rüdiger Scheitza weiter. Der erläuterte, dass in Deutschland 300 Stellen (vor allem in der Verwaltung) wegfallen werden – und zwar an den Standorten Monheim und Frankfurt. Wen es genau trifft, steht noch immer nicht fest. Der Abbau bei CropScience ist Teil des vor einem Jahr angekündigten Sparprogramms, mit dem der gesamte Bayer-Konzern weltweit 4500 Stellen streichen will.

Wenn die in New York geborene Peterson mit den Betriebsräten verhandelt, spricht sie Deutsch. Hinreichende Deutsch-Kenntnisse sind für Bayers Spitzenpersonal noch immer ein Einstellungs-Kriterium. Und seit Peterson in den 1980er Jahren über ein Robert-Bosch-Stipendium nach Deutschland kam und im Bundesfinanzministerium tätig war, beherrscht sie die Sprache. Doch ansonsten wird nur Englisch gesprochen, gestern erstmals auch auf der Jahres-Konferenz in Monheim.

Petersons Vorgänger Friedrich Berschauer war ganz Agrarwissenschaftler. Sie selbst ist dagegen ganz Verkäuferin der CropScience-Produkte (die Pflege der Kundenbeziehungen nennt sie als einen ihrer Schwerpunkte) und der CropScience-Zahlen. Marktführer hier, Nummer eins dort – im Stakkato bringt die 52-Jährige ihre Werbebotschaften unter das Pressevolk. Das mag aus ihrer Biografie resultieren: Peterson hat Politik studiert und an der Universität Princeton einen Master in Volkswirtschaftslehre gemacht. Von 1987 bis 1993 arbeitete sie für die Unternehmensberatung McKinsey. Als Kind habe sie viel Zeit auf den Farmen vor den Toren New Yorks verbracht, hat sie mal erzählt. Sie wisse, wie es sei, früh aufzustehen und Kühe zu melken. Heute reist sie für CropScience um die Welt. Das Unternehmen erwirtschaftet nur noch 40 Prozent seines Umsatzes in Europa, der Anteil wird laut Peterson weiter sinken. Indien zählt bereits zu den wichtigsten Märkten. Bayer wird internationaler. In jeder Hinsicht.

(RP)
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