Apple, Amazon und Co. Die Dominanz der Tech-Riesen

Sechs US-Firmen sind zusammen mehr wert als 30 Dax-Konzerne. Wie lange bleibt das so?

Das Logo von Apple hängt an dem Laden des Elektronikkonzerns in der Fith Avenue in New York.

Das Logo von Apple hängt an dem Laden des Elektronikkonzerns in der Fith Avenue in New York.

Foto: dpa/Mark Lennihan

Wer seit Jahresbeginn fünf Aktien im Depot hatte, der kann sich beruhigt zurücklehnen: Bei Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google/Alphabet ging es seit Jahresbeginn rapide aufwärts. Facebook hat seither 50 Prozent an Börsenwert zugelegt, die Aktien von Apple stiegen um gut 40 Prozent, die von Amazon und Netflix um knapp 30 Prozent und die Google-Mutter Alphabet schaffte immerhin noch einen Kursgewinn von 20 Prozent.

„Die Erwartungen der Anleger an die Zahlen der US-amerikanischen Technologiewerte waren hoch, und sie wurden insgesamt erfüllt oder sogar übertroffen“, sagt Martin Stürmer, Fondsmanager von PEH Empire. Einzig Netflix habe mit seiner Quartalsbilanz enttäuscht.

Welche Bedeutung diese fünf Unternehmen inzwischen haben, zeigt auch ein Blick auf den Marktwert der fünf Aktien. Der lag gestern zusammengenommen bei etwa drei Billionen Euro. Zum Vergleich: Die 30 Dax-Werte bringen es insgesamt gerade mal auf gut ein Drittel mit knapp 1,2 Billionen Euro. Rechnet man Microsoft noch hinzu, erreicht die Marktkapitalisierung der US-Konzerne sogar 3,9 Billionen Euro.

Allein Microsoft bringt es inzwischen auf knapp eine Billion Euro Börsenwert – was in der Öffentlichkeit aber gar nicht so präsent ist, weil alle Welt nur noch von GAFA oder FAANG spricht. Hinter diesen Abkürzungen verbergen sich Google, Apple, Facebook und Amazon, im zweiten Fall kommt Netflix hinzu.

Eigentlich waren die Fünf mal in unterschiedlichen Bereichen aktiv, inzwischen gibt es aber in mehreren Feldern Überschneidungen, etwa auf dem Feld der Videoplattformen, wo sowohl Netflix als auch Google (Youtube), Amazon und künftig Apple mitmischen.

Für Apple dient der Schritt auch dazu, sich weniger abhängig von den Verkäufen des iPhones zu machen. Denn davon wurden auch im vergangenen Quartal weniger verkauft. Aber auch mit Dienstleistungen wie Apple Pay oder Apple Music verdient das Unternehmen inzwischen ordentlich Geld. Das sind gute Nachrichten für Apple-Chef Tim Cook. Denn von den knapp 54 Milliarden Dollar Umsatz zwischen April und Juni – das war ein Prozent mehr als vor einem Jahr – steuert das iPhone nur noch knapp die Hälfte bei. In früheren Jahren waren es oft fast zwei Drittel. Auch die weiteren Perspektiven für den Konzern seien positiv, meint Stürmer.

Facebook hat den Umsatz deutlicher gesteigert um 28 Prozent auf knapp 17 Milliarden Dollar. Aber der Gewinn schrumpfte um fast die Hälfte auf 2,6 Milliarden Dollar. Grund waren die Geldstrafen: Die US-Verbraucherschutzbehörde FTC hatte ein Verfahren gegen Facebook eingeleitet wegen verschiedener Datenskandale. „Facebook profitiert von dem Mythos eines.außergewöhnlichen Datenschatzes“, sagt Markus Jost, Analyst von Independent Research. Die Werbeeinnahmen seien so hoch, weil die Industrie hoffe, dass auf Facebook beworbene Produkte sich gut verkaufen. „Die Facebook-Aktie ist eigentlich ein Selbstläufer“, meint Jost.

Amazon konnte seinen Quartalsgewinn um vier Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar steigern. Diese Zahlen hatten zunächst an der Börse nicht für Enthusiasmus gesorgt. Doch bei Amazon zählen neben dem sich gut entwickelnden Internethandel inzwischen zunehmend auch die Cloud-Aktivitäten, erläutert Fondsmanager Stürner. In dieser Sparte konnte Amazon die Erlöse um fast 40 Prozent auf 8,4 Milliarden Dollar steigern. Als weltgrößter Cloud-Anbieter kommt Amazon auf einen Marktanteil von 50 Prozent. Mit Abstand folgen Microsoft und Google. Die Cloud-Sparte dürfte an Bedeutung zunehmen, weil mehr Unternehmen die Daten auslagern und eigene Rechnerleistung einsparen.

Auch Google legte beim Umsatz zu um ein Fünftel auf knapp 39 Milliarden Dollar. Der Gewinn verdreifachte sich sogar auf fast zehn Milliarden Dollar – im Vorjahr war er jedoch wegen der milliardenschweren Wettbewerbsstrafe der EU gedrückt worden. Doch auch bei Google zeigt sich die Zukunftsorientierung: Das Unternehmen investiert in autonomes Fahren, in die weltweite Internetversorgung, in Cybersicherheit und in Logistik mit der Entwicklung einer autonomen Drohne.

Ausnahme ist nur der Streaming-Dienst Netflix, der nicht so viele neue Abonnenten gewinnen konnte wie erwartet. Die Chancen von Netflix hätten sich verschlechtert, glaubt Fondsmanager Stürner, weil sowohl Entertainment-Giganten wie Walt Disney als auch die Tech-Konzerne Apple und Amazon in diesem Geschäftsbereich mitmischen wollten.

Doch die Aussichten für die übrigen vier FAANG-Unternehmen schätzt Stürner als gut ein. Die Geschäftsentwicklung bleibe sehr dynamisch. Hauptgrund ist die Digitalisierung. Die wird die Wirtschaft nachhaltig umwälzen. Die großen Tech-Konzerne haben sich da schon eine starke Marktstellung erarbeitet. „Die Anleger konzentrieren sich auf diese Aktien“, beobachtet Analyst Jost.

Wohl nicht zu Unrecht: Denn europäische, auch deutsche Konzerne sind in diesen Bereichen längst abgehängt. Geht es um Themen wie das schnelle Mobilfunknetz 5G, kann China mit Huawei noch mithalten. Auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz dürften die Chinesen den Amerikanern noch Paroli bieten, als Cloud-Anbieter hat sich Alibaba schon profiliert. Die Europäer bleiben hingegen im Tech-Bereich in großen Teilen vorerst abhängig von Amerikanern und Chinesen. Die entsprechenden Aktien dürften deshalb wohl weiter zulegen.

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