Düsseldorf Die Dividende ist der neue Zins

Düsseldorf · Viele Konzerne verwöhnen ihre Aktionäre mit immer üppigeren Ausschüttungen. Das ist den großen angelsächsischen Investoren geschuldet. Für 2014 zahlen die Dax-Unternehmen eine Rekordsumme.

Von solch einer Verzinsung können die Inhaber von Anleihen derzeit nur träumen: Gut 4,5 Prozent kassieren Anleger, die sich die Aktie des Versicherungsriesen Allianz ins Depot gelegt haben. Aber auch die Anteilscheine so bekannter Konzerne wie BASF und Siemens werfen mit mehr als 3,5 Prozent vergleichsweise hohe Renditen ab. Längst macht der Slogan "die Dividende ist der neue Zins" die Runde.

In den vergangenen Jahren haben viele Aktiengesellschaften hierzulande ihre Ausschüttungen kontinuierlich erhöht, und das in großen Schritten. Darin spiegelt sich der zugenommene internationale Druck wider. Ausländische Aktionäre halten inzwischen 54 Prozent der Anteile an den 30 Dax-Konzernen. Besonders die milliardenschweren Investment- und Pensionsfonds in den USA und Großbritannien sind an attraktiven Ausschüttungen interessiert. Dies zwingt die Unternehmen geradezu zu einer immer aktionärsfreundlicheren Politik.

Der Sportartikelhersteller Adidas etwa hat in diesem Jahr sechs Mal so viel an Dividende verteilt wie im Jahr 2000. Das gilt auch für die Softwareschmiede SAP. Die Allianz hat ihre Ausschüttungsquote auf 50 Prozent hoch geschraubt. Allein gegenüber 2014 wurde im Frühjahr die Dividende von 5,30 auf 6,85 Euro angehoben. Schüttete der Konsumproduzent Henkel früher ein Viertel vom erzielten Gewinn aus, verteilte er jetzt 35 Prozent. Auch der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück meint es gut mit seinen Anteilseignern und zahlte für das vergangene Geschäftsjahr 7,75 nach 7,25 Euro. Dies freute auch US-Investor-Legende Warren Buffett, der ein großes Aktienpaket an dem Rückversicherer hält.

Für 2014 schütteten die Dax-Konzerne insgesamt die Rekordsumme von 29,5 Milliarden Euro aus. Trotz der aufgekommenen Unsicherheit über die konjunkturelle Entwicklung in China dürfte sich der Trend fortsetzen. Denn bei den Investitionsentscheidungen großer Anleger spielt die Dividende eine immer bedeutendere Rolle. Für die Unternehmen ergibt sich aus dem höheren Stellenwert des so genannten Shareholder-Prinzips, sich vor einer unliebsamen Übernahme zu schützen. Dies schreckt besonders solche Kaufinteressenten ab, die es auf hohe Bargeldbestände abgesehen haben.

Neben den Versicherern wie Allianz und Münchener Rück werfen traditionell auch die Aktien der Versorgungskonzerne Eon und RWE attraktive Dividendenrenditen ab. Allerdings leidet die Branche nach der Energiewende unter hohen Belastungen. Hauptsächlich den klammen Kommunen ist es zu verdanken, dass die Aktionäre eine Ausschüttung erhalten, die zu einem großen Teil operativ gar nicht verdient wird. Deshalb unterliegen die Papiere von Eon und RWE auch größeren Kursschwankungen.

Längerfristig wesentlich sicherer erscheinen die ansprechenden Dividenden der Deutschen Post sowie die von Daimler und Siemens. Von den im M-Dax enthaltenen Werten beeindrucken die Versicherer Hannover Rück und Talanx, der Entertainment-Spezialist RTL Group sowie TAG Immobilien mit generösen Ausschüttungen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort