Ausbau der Schiene Die Bahn hofft 2022 wieder auf Gewinne

Berlin · Nach jeder Corona-Welle stiegen die Fahrgastzahlen wieder deutlich an in 2021 und 2020. Mehr als 200.000 Flüchtlinge nutzten die Ukraine-Sondertickets. Der Konzern begrüßt den Plan von Discount-Abos im Sommer, um Pendler von der Straße zu holen.

 Bahnchef Richard Lutz lässt jeden zweiten Tag einen Güterzug mit Hilfsgütern in die Ukraine fahren.

Bahnchef Richard Lutz lässt jeden zweiten Tag einen Güterzug mit Hilfsgütern in die Ukraine fahren.

Foto: dpa/Soeren Stache

Die Deutsche Bahn hat trotz Corona-Krise im vergangenen Jahr mit 47,3 Milliarden Euro den bisher höchsten Umsatz ihrer Geschichte geschrieben. Wichtiger war Vorstandschef Richard Lutz bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch aber, erst einmal auf den Ukraine-Krieg einzugehen. Er berichtete ausführlich, wie die Bahn versuche, den Betroffenen zu helfen. „Seit einem Monat haben wir Krieg in Europa. Die Bedrohung Corona trat hinter eine völlig neue Gefahr zurück, die uns alle erschüttert,“ sagte er.

Die Bahn habe nun die „größte Hilfsaktion ihrer Geschichte“ auf die Beine gestellt. DB Cargo und DB Schenker würden an jedem zweiten Tag einen Güterzug in die Ukraine schicken. „Die Container sind voller Spenden von Lebensmitteln, Getränken oder Sanitär- und Hygieneartikeln, die in ganz Deutschland und in europäischen Nachbarländern eingesammelt wurden“, sagte Lutz. Mehr als 200.000 Menschen hätten das Ukraine-Sonderticket genutzt, mit dem Flüchtlinge kostenlos nach Deutschland kommen können. „Ob in ECs, Bussen, Pendel- oder Sonderzügen – täglich bringen wir mehrere Tausend Flüchtende in Sicherheit und an ihr vorläufiges Ziel.“ Die Bahn biete Geflüchteten auch Arbeitsplätze an, doch Lutz stellte klar, dass das nur ein Angebot für diejenigen sei, die „eine Perspektive auf dem deutschen Arbeitsmarkt suchen“.

Zum normalen Geschäft äußerte Lutz sich optimistisch: Nachdem 2021 ein operativer Verlust von 1,6 Milliarden Euro hingenommen werden musste, hofft der Vorstand dieses Jahr auf eine schwarze Null oder kleinen Gewinn. Auf dem Weg dahin rechnet er mit mindestens 48 Milliarden Euro Umsatz und deutlich mehr Fahrgästen in diesem Jahr. Rund 82 Millionen Menschen nutzten 2021 die Fernverkehrszüge des Staatskonzerns, rund eine Million mehr als im Krisenjahr 2020. Dieses Jahr habe gut begonnen: „Die Menschen wollen Bahn fahren. Die Unternehmen wollen mehr Verkehr auf die Schiene verlagern, und die Politik will diesen Weg weiter unterstützen. Das alles bestätigt unsere Strategie der starken Schiene.“

Lutz begrüßte es, dass die Bundesregierung im Sommer ein Abo einführen will, mit dem Bürger drei Monate lang für jeweils neun Euro einen Monat lang unterwegs sein können, um weniger Auto zu fahren: „Als Bahnchef bin ich natürlich froh, wenn vermehrt Menschen Bahnen und Busse nutzen.“ Er sagte auch, dass noch viele Details zu klären seien, so der genaue Start des Discountmonatstickets, die Finanzierung und die Tarifmodelle. Klar sei, dass die Regionalzüge der Bahn viele der neuen Reisenden aufnehmen würden. Es bleibe abzuwarten, ob Fernzüge genutzt werden könnten, was zwischen Düsseldorf, Köln sowie Bonn nahe liege.

Lutz gab zu erkennen, dass er auf DB Regio in NRW stolz ist, weil viele Linien der untergegangenen ­Abellio halbwegs reibungslos integriert worden seien: „DB Regio hat sich im vergangenen Jahr als Stabilitätsanker im Regionalverkehr erwiesen. Während Wettbewerber sich zum Teil aus dem Markt zurückzogen, war auf DB Regio Verlass.“

Lutz sagte, die Bahn habe 2021 ein „turbulentes Jahr“ wegen Corona erlebt.  Er zeigte mit Charts, wie 2020 und 2021 immer wieder der Verkehr wegen einer Corona-Welle massiv zusammenbrach, um sich wieder deutlich zu erholen. „Nach jedem Einbruch kehren unsere Reisenden schnell zurück. Das zeigt der Blick auf die Fahrgastzahlen im Fernverkehr. An manchen Wochenenden waren wir zuletzt nur zehn Prozent unter Vor-Corona-Niveau.“ Die höheren Energiepreise treffen wenig. „Das Gute ist, dass wir einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien in unserem Bahn-Strom-Mix haben – fast zwei Drittel. Dadurch sind wir ein Stück entkoppelt von der Preisentwicklung.“ Lutz ergänzte: „Herr Putin hat Gott sei Dank keinen Einfluss auf Preise von Sonne und Wind.“ Über höhere Ticketpreise könne noch nichts gesagt werden.

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