Simone Bagel-Trah wird 50 Diese Frau ist die mächtigste deutsche Managerin

Düsseldorf · An diesem Donnerstag feiert Henkels Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah ihren 50. Geburtstag. Eine Frau, die keine Scheu vor harten Entscheidungen hat. Ein Portrait.

 Simone Bagel-Trah (Archiv).

Simone Bagel-Trah (Archiv).

Foto: henkel ag

Was ist der beste Weg, um in der Wirtschaft zu bestehen? Für Simone Bagel-Trah gehört körperliche Fitness dazu – mehrfach pro Woche läutet Frühsport den Tag ein. Sie ist interessiert an Zukunftstrends, gerade hat die Biologin das Buch „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ des israelischen Historikers Yuval Noah Harari gelesen und lobt es als „sehr interessant“. Sie ist fleißig und konzentriert. „Bei allen Herausforderungen strahlt sie eine enorme Ruhe und Souveränität aus“, sagt Tim Höttges, Vorstandschef der Deutschen Telekom, der Bagel-Trah als Mitglied des von ihr geleiteten Henkel-Aufsichtsrates und des von ihr geleiteten Gesellschafterausschusses kennt. „Sie macht das wirklich gut, das Unternehmen und die Henkel-Familie stehen hinter ihr“, lobt Albrecht Woeste, ihr Onkel und Amtsvorgänger bei Henkel. Auch Henkel-Vorstandschef Hans Van Bylen ist angetan von seiner Vorgesetzten: „Frau Bagel-Trah hat eine klare Vision für die langfristig erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens. Sie denkt dabei sehr strategisch und stellt immer die richtigen Fragen.“

An diesem Donnerstag hat Bagel-Trah ihren 50. Geburtstag, gefeiert wird im kleinen Kreis mit Freunden und Familie. Die mit einem Unternehmensberater verheiratete Mutter zweier Teenager kommuniziert gerne und ungezwungen, hält aber wenig vom pompösen Auftritt, mittags isst sie manchmal in der Henkel-Kantine.

Die Ururenkelin von Firmengründer Fritz Henkel hat viel erreicht: Nach der Promotion in Bonn und einigen Berateraufgaben gründete sie 2000 mit einem Partner die Biotechnikfirma Antiinfectives Intelligence GmbH in Rheinbach - geschäftsführende Gesellschafterin ist sie weiter. Ende 2009 wurde sie mit erst 40 Jahren Aufsichtsratschefin von Henkel. Noch immer hat kein anderer Dax-30-Konzern eine Oberaufseherin. Einst hatte sie sich bei den drei Stämmen der Eigentümerfamilie des 1876 gegründeten Konzerns als Hauptrepräsentantin durchgesetzt. Schon als Kind war sie bei Nachwuchstreffen dabei.

2012 wurde sie Aufsichtsrätin bei Heraeus, 2014 von Bayer. Und als Mitglied von Beiräten und vergleichbaren Gremien der Bank HSBC Trinkaus, des Stifterverbandes der Deutschen Wirtschaft, der Stiftung Familienunternehmen oder der Heinrich-Heine-Universität pflegt sie Kontakte. „Frau Bagel-Trah sticht hervor“, sagt Jella Benner-Heinacher, Vize-Chefin der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Sie ist die wichtigste Frau an der Spitze eines deutschen Konzernes und bestens verdrahtet.“

Bei Henkel musste sie einige Herausforderungen meistern. Als Vorstandschef Kasper Rorsted vor drei Jahren kündigte, um zu Adidas zu wechseln, wurde sofort sein Vorstandskollege Hans Van Bylen zum neuen Chef gewählt, um Klarheit zu schaffen. Als vor einem Jahr die Haarpflegesparte in Schwierigkeiten geriet, ersetzte Bagel-Trah den zuständigen Vorstand - nur ein Jahr nach dessen Amtsantritt. „Wer welche Verantwortung hat, ist bei ihr glasklar“, sagt Telekom-Chef Höttges. „Führungswechsel werden immer schnell und reibungslos exekutiert, ohne Schlammschlachten“, so Jella Benner-Heinacher.

2014 gelang es ihr, den Aktienbindungsvertrag der Henkel-Familie bis 2033 zu verlängern. Bis dahin dürfen Familienmitglieder ihre Pakete nur an andere Clangehörige verkaufen. „Die Verlängerung des Vertrages war ihr Meisterstück“, lobt Henkel-Patriarch Woeste. Bagel-Trah sei gelungen, innerhalb des auf 130 volljährige Familienaktionäre gewachsenen Clans auch die fünfte Generation zu überzeugen, zum Konzern zu stehen statt Papiere für Milliarden zu verkaufen. „Damit hat Bagel-Trah auch der Belegschaft einen guten Dienst getan“, sagt Benner-Heinacher. „Henkel kann durch die Mehrheit der Familie auf sehr lange Zeit nicht übernommen werden.“ Bagel-Trah bringt dies so auf den Punkt: „Unternehmen geht vor Familie.“

Die Managerin kümmert sich auch um interne Vorgänge bei Henkel: Der Gesellschafterausschuss wirkt bei der Führung der Geschäfte mit. „Sie verfolgt intensiv die Entwicklung von Top-Talenten im Unternehmen“, sagt Van Bylen. Finanzvorstand Carsten Knobel ergänzt: „Im Austausch mit ihr spürt man immer deutlich, dass sie seit ihrer Jugend mit Henkel eng verbunden ist und mit allen Themen, die das Unternehmen betreffen, vertraut ist.“

Dabei sieht Bagel-Trah Henkel mit seinen Marken wie Persil, Pril und Schwarzkopf nicht nur als Geldmaschine. Der Konzern hat sich ehrgeizige Ziele beim Umweltschutz gesetzt, Bagel-Trah selber nutzt Ökostrom in ihrer Villa mit Rheinblick. Als Oberaufseherin hat sie dazu beigetragen, dass Henkel mehr Frauen in Führungspositionen und im Aufsichtsrat hat als die meisten anderen Konzerne. Sie sieht Diversität auch als Mittel, ein Unternehmen beweglich zu machen.

Die größte Leidenschaft von Bagel-Trah ist, für innovatives Denken zu werben. So ist sie Schirmherrin der Forscherwelt von Henkel, in der Kinder und Jugendliche experimentieren können. „Es geht darum, Kinder für Forschung und Technik zu begeistern“, sagt sie. Auch als Henkel unlängst den Grundstein für ein neues Forschungszentrum der Klebstoffsparte legte, war sie dabei: „Innovationen sind der Kern unseres Unternehmens. Das wollen wir noch besser zeigen.“

Auf die Frage, ob sie noch lange Oberaufseherin von Henkel sein will, sagte sie nun: Sie wolle gerne weitermachen, wenn die Familie ihr weiter das Vertrauen schenke.

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