Logistikkonzerne Post sieht nur niedriges Rezessionsrisiko

Der Chef des Logistikkonzerns gibt sich trotz aller Corona-Nachrichten überraschend zuversichtlich. Die Aktie springt um acht Prozent hoch, weil der Vorstand an seinen Wachstumsplänen festhält.

 Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post.

Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post.

Foto: dpa/Oliver Berg

Europas größter Logistikkonzern, Deutsche Post DHL AG, rechnet trotz Corona-Krise nicht mit einer längeren Schwächeperiode der globalen Wirtschaft. Das sagte Vorstandschef Frank Appel bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag. „Wir gehen nicht davon aus, dass es eine Rezession geben wird“, sagte er. Das Bonner Unternehmen halte an seinen Investitionsplänen inklusive des Kaufes einer Reihe weiterer Langstreckenflugzeuge des  Typs Boeing Dreamliner unverändert fest. Und während Appel am 28. Februar noch verkündet hatte, wegen Corona könne er nicht ausschließen, dass die Post in 2020 ihr Ziel von fünf Milliarden Euro an operativem  Ergebnis verfehlt, klang er nun etwas optimistischer.

Die Lage in China als sehr wichtigem Markt verbessere sich deutlich, die Aufträge dort würden wieder zulegen. Es habe die Post zwar im Februar zwischen 60 und 70 Millionen Euro an Ergebnis gekostet, dass wegen der Krankheitswelle und Quarantänen weniger Waren versandt wurden, doch es sei falsch, diese Monatszahl nun auf das ganze Jahr hochzurechnen. „Unser Immunsystem ist intakt. Wir sind für die nächsten Monate vorbereitet.“

Insgesamt stehe die Post so gut da wie noch nie, sagte Appel. Er rechne spätestens in 2022 mit einem operativen Ergebnis von 5,3 Milliarden Euro, also 1,2 Milliarden Euro mehr als im abgeschlossenen Jahr 2019.

Die Anleger reagierten auf diese Ausagen mit Erleichterung. Die Aktie der Post sprang um mehr als acht Prozent nach oben, nachdem sie allerdings seit Dezember ein Drittel des Wertes verloren hatte. Zum Kursgewinn trug auch bei, dass die Dividende unerwartet deutlich von 1,15 Euro pro Papier auf 1,25 Euro steigt. Der Konzerngewinn war in 2019 von 2,1 Milliarden Euro auf 2,6 Milliarden Euro hoch gegangen. „Alle fünf Sparten des Konzerns inklusive des deutschen Brief- und Paketegeschäftes sind gut gelaufen“, sagte Finanzvorstand Melanie Kreis.

Mit einigem Gegenwind muss der gelbe Riese aber kämpfen. So ist  Amazon dabei, deutlich mehr Pakete in Deutschland selber auszutragen. Das trifft die Post empfindlich, weil Aufträge von Amazon rund zwei Prozent des Weltumsatzes in Höhe von 63,3 Milliarden Euro ausmachen. Schon im Weihnachtsgeschäft habe man gemerkt, wie Pakete von Amazon ausblieben, sagte Kreis, doch im Jahresverlauf wuchs die Zahl der in Deutschland ausgetragenen Pakete und Päckchen noch immer um knapp sechs Prozent auf 1,6 Milliarden Stück. Appel rechnet damit, dass die zurückgehenden Aufträge von Amazon das Wachstum nur teilweise schwächen: „Der E-Commerce wird insgesamt wachsen - und wir auch.“

Als weiteres Problem muss die Post rechtfertigen, dass sie ihren lange hochgelobten Elektrotransporter Streetscooter ab Ende des Jahres nicht mehr bauen will. Es sei „keine leichte Entscheidung“ gewesen, das gleichnamige Unternehmen in Aachen nun weitgehend zu schließen, sagte der zuständige Vorstand Thomas Ogilvie. Aber die Post habe immer gesagt, sie werde den  Streetscooter auf Dauer nur mit Partnern fortführen, weil sie sich nicht als Autokonzern sehe.

Alleine in 2019 habe der Streetscooter rund 100 Millionen Euro an Verlust gebracht, sagte Appel. Als er gefragt wurde, was er davon halte, dass der frühere Streetscooter-Gründer Günther Schuh angekündigt hatte, das Unternehmen zurückkaufen zu wollen, sagte Appel: „Wir nehmen jedes seriöse Angebot an. Wir haben aber keines vorliegen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort