Bonn Deutscher Telekom steht weiterer Umbau bevor

Bonn · Vorstand und Aufsichtsrat diskutierten über die Zukunft des Konzerns. Eines ist klar: Die Digitalisierung kostet Jobs.

Deutschlands größter Telefonkonzern wird weiterhin viele Stellen streichen und sich gleichzeitig zunehmend zu einem Dienstleistungs- und Innovationskonzern wandeln. So lässt sich das Ergebnis einer vertraulichen Zusammenkunft von Vorstand und Aufsichtsrat der Telekom zusammenfassen, bei der vergangene Woche die mittelfristige Strategie diskutiert wurde. Dies berichten informierte Kreise. Das "Handelsblatt" meldet sogar, "Tausende Jobs" stünden zur Disposition - Insider sagen aber, es seien keine neuen Programme zum Personalabbau geplant, aber der Konzern werde weiter umgebaut.

Wohin die Reise geht, zeigen eine Personalie und die aktuelle Modernisierung der Netze.

Zur Personalie: Die in Düsseldorf lebende Claudia Nemat führt seit Juli im Vorstand die Bereiche Netzbetrieb und Innovationen zu einem riesigen Bereich zusammen. Die Strategie dabei ist klar: Die Telekom will technisch aufrüsten. Sie will sich auch davon befreien, für Onlinekonzerne wie Google oder Facebook praktisch ohne Gebühr deren Daten durchzuleiten. Stattdessen hofft Europas größter Telefonkonzern, für die Qualität von Datendurchleitungen zunehmend Aufschläge auch von Unternehmen nehmen zu können, die Daten in das Netz einspeisen.

Dabei setzt die Telekom in Deutschland und allen andern Märkten auf die komplette Digitalisierung des Netzes. Ergebnis wird sein, dass die Nutzer per Smartphone ihre Haushaltsgeräte im Bruchteil von Sekunden sicher auch von unterwegs aus ansteuern können. Ergebnis soll auch sein, dass die Telekom beim Start der nächsten Generation von Mobilfunk ("5G") weit vorne sein will: Ab 2020 sollen dann Impulse per Mobilfunk so schnell übertragen werden, dass selbstfahrende Autos sich untereinander vor einer Kollision warnen können, indem sie Standorte austauschen.

Die weitere Automatisierung der Netze wird dabei auf Dauer viele Arbeitsplätze kosten, kurzfristig sieht die Lage aber anders aus: So werden die Techniker des Konzerns die nächsten zwei Jahre viel damit zu tun haben, das DSL-Netz in großen Teilen des Bundesgebietes mit der neuen Technik "Vectoring" auf ein Übertragungstempo von bis zu 100 Megabit/Sekunde aufzurüsten.

Folgt dann ab 2020 der Umbau des Mobilfunknetzes hin zu 5G, könnte auch dies zeitweise viele Kollegen beschäftigen: Immerhin wird es notwendig sein, deutlich mehr Standorte für Mobilfunkstationen anzuschließen als jetzt.

Auf Dauer wird die Telekom aber ihre Belegschaft in Deutschland deutlich reduzieren: Die 68.000 Mitarbeiter erwirtschaften nur 28 Prozent des Umsatzes, wogegen der US-Ableger T-Mobile USA 45 Prozent des Geschäftes bringt, aber nur 20.000 Mitarbeiter hat. Und Vodafone Deutschland hat nur 14.000 Mitarbeiter.

(RP)
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