Bonn Telekom zwingt Kunden zu Umstieg auf digitales Netz

Bonn · Der Konzern will die Telefonanschlüsse besser aus der Ferne warten können und somit Kosten sparen.

Die Deutsche Telekom geht bei der Modernisierung ihres Netzes nun mit der Brechstange vor. Rund 300 000 Kunden erhalten in diesen Tagen die Drohung einer Vertragsbeendigung, wenn sie nicht auf einen voll digitalisierten Anschluss wechseln. Dies berichtete gestern der Telekom-Manager Ingo Hofacker.

Dabei scheint der Konzern die betroffenen Kunden bereits zweimal vor der bevorstehenden Kündigung informiert zu haben. Hintergrund ist, dass die Telekom in 53 Städten das DSL-Netz auf die noch schnellere VDSL-Technik inklusive sogenanntem Vectoring umschalten will. Bei Vectoring werden Internet-Impulse so geleitet, dass sie sich im Kupferkabel nicht gegenseitig stören - das ermöglicht ein Übertragungstempo von bis zu 100 Megabit pro Sekunde.

Für Kunden ändere sich durch die neuen Anschlüsse nur wenig, meint Hofacker. Sie müssten allerdings möglicherweise einen neuen Router bestellen, damit sie weiter telefonieren könnten. Dabei übersetzt der Router die Impulse des Telefons in digitale Signale in Internettechnik.

Erstaunlicherweise erklärt ein Sprecher der Telekom, dass Kunden mit einem reinen Telefonanschluss von der jetzigen Umstellung nicht betroffen seien. Allerdings müssen auch sie sich auf Neuerungen einstellen. Bis 2018 will die Telekom ihr komplettes Netz zu 100 Prozent auf reine Internettechnik umstellen. Dann müssen sich wohl auch klassische Telefonkunden neue Geräte oder Router kaufen. Bereits jetzt haben 3,5 Millionen Kunden komplett digitalisierte Anschlüsse, jede Woche kommen 60 000 hinzu.

Hintergrund der gesamten Umrüstung ist, dass die Telekom Kosten in Höhe von vielen hundert Millionen Euro pro Jahr sparen will. Bei reiner Internettechnik braucht sie keine Schaltstellen in fast jeder Straße mehr, sondern nur noch wenige bundesweit. Damit würden die bisher sehr teuren Wartungsarbeiten weitgehend wegfallen.

Außerdem will Europas größter Telefonkonzern rund um das komplett digitalisierte Netz neue Dienstleistungen im Heimatland und vielen anderen Ländern anbieten.

So könnten Kunden ihre Heizungsanlage oder ihre Alarmanlage von unterwegs aus steuern - was per Mobilfunkmodem allerdings auch jetzt schon möglich ist. Und die Telekom könnte Tarifänderungen innerhalb von Sekunden umsetzen - auch dann, wenn Kunden Zusatzpakete wie Video oder Musik buchen.

(RP)
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