E-Commerce treibt das Geschäft voran Post peilt bei Paketen nächsten Rekord an

Bonn · Die Zahl der Mitarbeiter stieg in nur einem Jahr um 20.000, davon 8000 in Deutschland. Pakete sollen erstmal nicht teurer werden. Offen ist, ob es eine neue Corona-Prämie gibt. Die Aktie stieg innerhalb von fünfJahren von unter zehn Euro auf mehr als 50 Euro.

 Post-Chef Frank Appel kann mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Post-Chef Frank Appel kann mit dem Ergebnis zufrieden sein.

Foto: dpa/Oliver Berg

Nach einem Rekordjahr 2020 geht die Deutsche Post DHL davon aus, dass sie noch mehr Pakete zustellen wird. Im Jahr 2020 war die Zahl der Pakete in Deutschland um 15 Prozent auf 1,6 Milliarden Stück hochgeschnellt, nachdem es seit 2013 bereits jedes Jahr um neun Prozent nach oben gegangen war. Nun rechnet Vorstandschef Frank Appel mit einem zusätzlichen Plus: „Wir erwarten weiteres Wachstum auf erhöhter Basis.“

Dabei geht es dem Konzern so gut wie nie. Der Umsatz lag mit 66,8 Milliarden Euro fast zehn Milliarden Euro höher als noch vor vier Jahren. Das operative Ergebnis war mit 4,9 Milliarden Euro rund ein Fünftel besser als im Jahr 2019 und fast 50 Prozent größer als 2016. Die Mitarbeiterzahl stieg in nur sieben Jahren von 480.000 auf 572.000. Alleine im vergangenen Jahr kamen 20.000 Beschäftigte hinzu, davon rund 8000 in Deutschland, wo nun 220.000 Menschen für den gelben Riesen tätig sind.

Vergangenes Jahr erhielten alle Mitarbeiter weltweit pro Kopf 300 Euro an Corona-Sonderprämie. Appel ließ offen, ob eine solche Zahlung dieses Jahr wiederholt wird. Zumindest die Aktionäre werden gut bedient. Die Dividende pro Papier wird um 20 Cent auf 1,35 Euro erhöht, der Konzern will für eine Milliarde Euro Aktien zurückkaufen, um so den Kurs hochzutreiben, wobei die Aktie mit 44,20 Euro so hoch steht wie nie. Vor fünf Jahren notierte sie noch unter zehn Euro.

Der Vorstand geht von einem weiterem Boom aus. „Wir sehen Wachstumschancen bei allen Sparten für 2021“, sagte Finanzvorstand Melanie Kreis. „Wir haben eine Finanzkraft wie nie zuvor“, sagte Appel und schloss neue Zukäufe nicht aus. Die Investitionen steigen von drei Milliarden Euro auf mindestens 3,3 Milliarden Euro pro Jahr. Auch neue Boeing-Jets für die Frachtflugflotte gehören zu den Ausgaben, ebenso Mittel für bessere Verteilzentren sowie die weitere Digitalisierung. Den Mut, den Aachener Ableger für Elektrowagen, Streetscooter, weiterzuführen, haben Appel und Kreis aber nicht: Immerhin sollen die Wagen nun auch 2022 weiter produziert werden, eigentlich sollte dieses Jahr Schluss sein. Nun hofft die Post weiterhin auf einen Käufer für das rote Zahlen schreibende Unternehmen.

Größtes Problem ist, dass Amazon als größter Kunde immer mehr Lieferungen selber zustellt. Appel versuchte, das Risiko herunterzuspielen, und sagte, Amazon bringe weltweit nur zwei Prozent des Umsatzes, in Deutschland seien es sechs Prozent. „Andere Kunden sind mindestens genauso schnell gewachsen wie Amazon“, so Appel.

In mehr als 20 Ländern hilft die Post dabei, Impfstoffe gegen Corona zu verteilen. Dafür waren teilweise hohe Investitionen in Kühllager nötig, berichtete der Vorstand. In Europa rechnet Appel noch dieses Jahr mit viel Arbeit bei der Verteilung der Vakzine, weltweit werde die Kampagne noch länger andauern. Er sagte, er könne nicht angeben, wieviel Geld die Post mit dem Verteilen der Impfstoffe verdiene, da jeder Auftrag extra kalkuliert werde.

Die Bilanz zeigt, wie unterschiedlich die Sparten verdienen. Der DHL-Expressdienst fährt eine operative Gewinnmarge von 14,4 Prozent ein, das DHL-Frachtgeschäft bringt 3,7 Prozent, das Managen von Lagern 3,4 Prozent, das ausländische Paketgeschäft (inklusive E-Commerce) nur 3,3 Prozent, das deutsche Brief- und Paketgeschäft 9,7 Prozent. Angesichts dieses hohen Gewinnes ist es kein Wunder, dass es für Privatkunden bei Paketen erst einmal keine Preiserhöhung gibt.

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