Schwindende Erträge, zu hohe Kosten Die Schwächen der Deutschen Bank

Frankfurt · Der Konzerngewinn von gut 200 Millionen Euro im ersten Quartal dieses Jahres überlagert die Probleme bei Deutschlands größtem Kreditinstitut. Die Erträge sind zu niedrig, die Kosten noch immer zu hoch.

Wenn jemand eine Gewinnsteigerung um 67 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal verkündet, dann könnte das eine bombastische Nachricht sein. Könnte, wenn der Absender nicht die Deutsche Bank wäre, das Ergebnis nicht nur 200 Millionen Euro statt der früher üblichen Milliarden betrüge und das Unternehmen nicht weiterhin unter einer ausgeprägten Ertragsschwäche litte.

So aber hat das Zwei-Drittel-Plus gegenüber den ersten drei Monaten 2018 nirgendwo Euphorie entfachen können, weder bei den Branchenkennern noch bei den Mitarbeitern noch an der Börse. Am Freitag büßte die Aktie noch einmal fast drei Prozent ein, binnen einer Woche hat sie acht Prozent verloren, und das auf einem Niveau, das sich nicht mehr weit vom Allzeit-Tief aus dem Dezember des vergangenen Jahres bewegt. Der Marktwert beträgt gerade einmal 15,5 Milliarden Euro. Börsianer reden schon seit geraumer Zeit von einem Trauerspiel.

Natürlich kann man der Bank, deren Chef Christian Sewing gerade die angedachte Fusion in Übereinstimmung mit der Commerzbank abgeblasen hat, attestieren, dass sie mitten in einem Umbruch steckt. Das erklärt zum Teil die Schwäche im Investmentbanking. Dieser Teil des Geschäfts unter dem Namen Unternehmens- und Investmentbank hat zwischen Januar und März 88 Millionen Euro Verlust vor Steuern gemacht. Die Bank redet das schön, indem sie auf die Bankenabgabe verweist, die auch für diesen Teil des Geschäfts komplett im ersten Quartal angefallen ist. Das Problem: Die Abgabe gab es im vergangenen Jahr auch, und da betrug der Vorsteuergewinn noch mehr als 200 Millionen Euro. Der wahre Grund für das Abrutschen in die roten Zahlen sind die Rückgänge im Handel mit Aktien, Anleihen und Währungen, in dem die Bank fast eine halbe Milliarde Euro eingebüßt hat.

Nun könnte man das als Zwischenstation werten in einer Zeit, in der die globalen Finanzmärkte von vielen Unsicherheiten geprägt sind und die Deutsche Bank gerade in ihrer einstigen Paradesparte das Geschäft verkleinert hat. Aber: Es gibt auch Ertragsrückgänge im Privat- und Firmenkundengeschäft. Und was noch schwerer wiegt: Der Personalkostenblock von drei Milliarden Euro ist gegenüber dem ersten Vierteljahr zwar um knapp fünf Prozent geschrumpft, aber das reicht nicht aus, um angesichts schwindender Erträge eine attraktive Rendite für die Investoren sicherzustellen. Insider sagen, die Kosten müssten noch radikaler gesenkt, insgesamt 20.000 bis 25.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Das würde den gleichen öffentlichen Aufschrei lösen wie die Vermutung, bei einer Fusion mit der Commerzbank wären 30.000 Jobs weggefallen.

Solche Notwendigkeiten würde die Führung der Bank weit von sich weisen. Bei 3,6 Prozent Eigenkapitalrendite (die man erzielt hätte, wenn die Bankenabgabe auf alle Quartale gleichmäßig verteilt worden wäre) sieht sie sich stattdessen nahe an der Zielmarke von vier Prozent für das laufende Jahr. Diese Marke soll in den kommenden Jahren weiter steigen. Muss sie wahrscheinlich auch, da maßgebliche Investoren sonst nach alternativen Investments Ausschau halten könnten.

Der Goldesel bleibt die Fondstochter DWS, die allein die Hälfte zum Konzerngewinn beigesteuert hat. Sie ist seit einem Jahr an der Börse, hat dort in den vergangenen drei Monaten ein Drittel gewonnen und bei einem Marktwert von fast sechseinhalb Milliarden Euro Begehrlichkeiten geweckt. Zum Beispiel bei der Schweizer UBS, die sich als Partner schon in Stellung gebracht hat.

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