Frankfurt Deutsche Bank schockt die Börse

Frankfurt · Das Geldhaus musste gestern eine Gewinnwarnung herausgeben. Ein Grund dafür: Milliardenbelastungen durch die US-Steuerreform, deretwegen die Bank für 2017 wohl einen Verlust ausweisen muss.

Eigentlich will US-Präsident Donald Trump den Unternehmen in den Vereinigten Staaten mit der Steuerreform ja etwas Gutes tun. Steuersenkungen sollen sie von Kosten entlasten, was die Gewinne und letztlich die Aktienkurse steigen lassen würde. Doch Trumps Reform bewirkt derzeit das Gegenteil, vor allem bei den Banken. Einer der Leidtragenden ist die Deutsche Bank, die gestern in einer Pflichtmitteilung an die Börse eine Gewinnwarnung herausgab. Einer der Gründe dafür: eine Zusatzbelastung von 1,5 Milliarden Euro im vierten Quartal durch die Steuerreform in den USA. Unter dem Strich dürfte damit nach Einschätzung der Bank ein leichter Verlust für das abgelaufene Jahr stehen. Ihre offiziellen Zahlen für 2017 will die Deutsche Bank am 2. Februar veröffentlichen.

Die Börse hat gestern prompt auf die Nachrichten aus Mainhattan reagiert. Der Aktienkurs fiel bis zum Handelsschluss um mehr als fünf Prozent. Reaktion auf die Tatsache, dass dem Branchenführer ein weiteres Mal rote Zahlen drohen, nachdem er für 2016 schon einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro ausgewiesen hatte. Damals war das Minus doppelt so hoch ausgefallen wie erwartet. Im Februar 2017 hatte die Bank das Milliardenminus unter anderem damit kommentiert, dass es im folgenden Jahr wieder einen Gewinn geben solle. Das funktioniert nicht. Für das vierte Quartal hat das Unternehmen die Investoren schon mal auf einen Vorsteuerverlust vorbereitet. Unabhängig übrigens von höheren Aufwendungen für den Umbau der Bank, für Abfindungen und auch für noch immer nicht abschließend geklärte Rechtsstreitigkeiten. Diese Aufwendungen werden das Ergebnis für das vierte Quartal nach Angaben der Bank mit 500 Millionen Euro belasten. Die Kapitaldecke, die die Bank gegen Krisen schützen soll, wird ein bisschen dünner. Die Bank könne aber Zahlungen auf bestimmte Nachranganleihen weiter bedienen, versichert das Unternehmen. Damit sind Forderungen von Gläubigern gemeint, die im Falle einer Insolvenz erst spät ausbezahlt werden.

Zurück zum Steuerproblem: Die Folgen von Trumps Reformwerk muss Deutschlands größtes Geldhaus nicht als einziges in der Branche ausbaden. Viele der großen Institute weltweit haben in der Finanzkrise hohe Verluste gemacht, die sie später steuerlich geltend machen konnten. Wenn jetzt aber die Körperschaftsteuer in den USA von 35 auf bis zu 21 Prozent sinkt, fällt auch das kleiner aus, was die Banken an steuerlichen Lasten absetzen können. Das führt dazu, dass die Verlustvorträge schmelzen. Es muss also neu bewertet werden, und das löst die Milliardenlasten aus. Mehrere amerikanische Großbanken hatten in den vergangenen Tagen ähnliche Horrormeldungen verschickt.

Andererseits ist die Steuerreform jenseits des Atlantiks nicht das einzige Phänomen, das die Zahlen der Deutschen Bank belastet. Auch die jüngsten Entwicklungen an den Kapitalmärkten bereiten dem Unternehmen Probleme. Es gab im vierten Quartal an den Finanzmärkten nur geringe Schwankungen. Der Effekt: Die Deutsche Bank hat weniger im Handel mit Aktien, Anleihen und Währungen verdient. Die Erträge in diesem Bereich und aus dem Finanzierungsgeschäft dürften im vierten Quartal "etwa 22 Prozent geringer ausfallen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum", teilte die Deutsche Bank mit.

(RP)
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