Der Kursabsturz geht weiter Deutsche-Bank-Aktie fällt unter sechs Euro

Frankfurt  · Nur noch vier Unternehmen im Dax sind weniger wert als Deutschlands größte Bank. Manche fürchten eine Kapitalerhöhung.

Der Absturz der Deutsche-Bank-Aktie ist derzeit nicht aufzuhalten. Am Montag ist der Kurs zwischenzeitlich um mehr als vier Prozent gefallen. Bei 5,82 Euro stürzte er erstmals unter die Marke von sechs Euro, erholte sich später zumindest bis auf 5,97 Euro. Aktuell ist die Bank am Aktienmarkt noch 12,5 Milliarden Euro wert; nur noch vier Unternehmen im Dax kommen auf eine geringere Marktkapitalisierung: der Chemie- und Pharmakonzern Merck, die Deutsche Lufthansa, der Bayer-Ableger Covestro und Thyssenkrupp. Allerdings ist der Abstand derzeit noch so beträchtlich, dass Deutschlands größtem Geldhaus kein Absturz aus dem obersten Börsensegment droht. Das mindert die Sorgen der Anleger allerdings nur unzureichend.

Erschreckt worden sind sie diesmal dadurch, dass die britische Großbank HSBC ihr Kursziel für die Deutsche-Bank-Aktie deutlich gesenkt hat – von 8,50 Euro auf 6,90 Euro. Das ist ein Rückgang um fast 20 Prozent, den HSBC damit begründet, dass der Umbau der Deutschen Bank zu langsam vorankomme. Die Marktbedingungen blieben eine Herausforderung und machten die Verbesserung der Profitabilität weiter schwierig. Was damit gemeint ist: das niedrige Zinsniveau, die starke Regulierung in der Branche und die wachsende Digitalisierung. Unter diesen Prämissen sind die Erträge der Deutschen Bank zu schwach und die Kosten immer noch deutlich zu hoch. Manche fürchten, dass die Bank in absehbarer Zeit erneut eine Kapitalerhöhung brauchen könnte, die wiederum den vorhandenen Anteilsbesitz verwässern würde. Das drückt auf den Kurs. Über eine solche Spritze wird schon seit geraumer Zeit diskutiert; auch im Zusammenhang mit der zwischenzeitlich erwogenen Übernahme der Commerzbank war darüber spekuliert worden. Dagegen sollen sich aber unter anderem Großaktionäre wie der US-Vermögensverwalter Blackrock gesträubt haben. Aber auch ohne den Milliardendeal mit der Commerzbank ist eine Kapitalerhöhung nicht vom Tisch. Die Umstrukturierung der Bank, unter anderem im Investmentbanking-Geschäft, verschlingt viel Geld.

Keine guten Nachrichten für die Aktionäre des Unternehmens, die ihrem Unmut jüngst bei der Hauptversammlung ja schon kräftig Luft gemacht hatten. Ziel des Zorns war dort unter anderem der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner, in dessen Amtszeit der Deutsche-Bank-Kurs um dast 80 Prozent gesunken ist. Beim Aktionärstreffen haben ihn nur 72 Prozent der Aktionäre entlastet – mehr als nur ein Denkzettel für den obersten Kontrolleur, dem viele eine große Portion Mitschuld an dem Desaster geben.

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