Frankfurt Deutsche Bank: 2017 wieder Gewinn

Frankfurt · Die Rechtsstreitigkeiten und der Konzernumbau kosten die Bank weiterhin viel Geld. Dennoch sieht Vorstandschef John Cryan Licht am Ende des Tunnels. Anleger sind aber misstrauisch: Die Aktie fiel um sieben Prozent.

Der Verlust für 2016 war höher als erwartet, aber im laufenden Jahr soll wieder ein Gewinn erzielt werden: Die Deutsche Bank hat bei der Vorlage der Zahlen für 2016 versucht, etwas Zuversicht zu verbreiten. Unter dem Strich standen 1,4 Milliarden Euro Verlust. Analysten hatten mit deutlich weniger gerechnet. Die Zahlen kamen an der Börse nicht gut an: Der Aktienkurs rutschte um bis zu sieben Prozent ab. "Wenn Deutsche-Bank-Chef John Cryan damit zufrieden ist, dann empfehle ich dringend, ihn auszuwechseln", sagte etwa Dieter Hein vom Analysehaus Fairesearch.

Das Jahr sei alles andere als einfach gewesen, gestand Cryan ein. Vor allem im September und Oktober habe man unter enormem Druck gestanden. Das US-Justizministerium hatte im September wegen unlauterer Hypothekengeschäfte 14 Milliarden Dollar Strafe gefordert. Eine Summe, die die Bank kaum hätte stemmen können. Viele Kunden hätten daraufhin Gelder abgezogen. Nach Weihnachten jedoch, als erste Details eines Vergleichs mit den US-Behörden bekannt geworden seien, habe sich das Blatt gewendet. Seither hätten auch die Kunden, die sich im Herbst zurückgezogen hätten, wieder mehr Geschäft mit der Bank gemacht.

Kapitalerhöhung? Man habe nichts bekanntgegeben, sagt Cryan. Dividende? Dafür sei es noch zu früh, beschied der Konzernchef. Zumindest er wertet den Jahresauftakt als vielversprechend, es laufe in wesentlichen Bereichen wie dem Kapitalmarktgeschäft "deutlich besser". Und die Beilegung weiterer wichtiger Rechtsfälle - auch der Geldwäscheskandal in Russland ist weitgehend erledigt - verschaffe "zusätzlichen Rückenwind". Diese Altlasten hätten viel Geld, Reputation und Vertrauen gekostet. "Wir möchten uns entschuldigen", sagte Cryan im Namen des Vorstands. Es seien schwerwiegende Fehler gemacht worden: "Das damalige Verhalten entsprach nicht unseren Standards und war völlig inakzeptabel."

Nun aber will er den Blick nach vorn richten. Cryan bat aber um Geduld: Man müsse zunächst aussäen, wenn man später eine größere Ernte einfahren wolle. Mit der Sanierung komme man aber gut voran. Die harte Kernkapitalquote liege bei 11,9 Prozent, bis Ende 2018 solle sie auf 12,5 Prozent steigen. Doch die Strategie werde sich nicht wesentlich ändern. Spekulationen, die Vermögensverwaltungs-Tochter Deutsche Asset Management zumindest in Teilen an die Börse zu bringen, bestätigte der Vorstand nicht: "Vermögensverwaltung ist ein Kerngeschäft für uns", sagte Cryan. Ob die Postbank verkauft wird, ist offen.

Eine weitere Entlassungswelle werde es nicht geben, beteuert die Bank. Vor zwei Jahren hatte sie angekündigt, weltweit 9000 ihrer 100.000 Stellen zu streichen, davon 4000 in Deutschland. Im Inland sollen von 723 Filialen 535 übrig bleiben.

(RP)
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