Düsseldorf Bahn weist Lohndumping-Vorwürfe zurück

Düsseldorf · Kurz vor den heutigen Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und der Deutschen Bahn ist der Ton noch rauer geworden. GDL-Chef Weselsky hatte der Bahn im Interview mit dem "Tagesspiegel" mit Blick auf die Personalnot Managementversagen vorgeworfen. "Die Tonlage ist völlig unangemessen - vor allem wenn man bedenkt, wie weit wir in den Verhandlungen schon sind", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber unserer Zeitung. Die Beschimpfungen gingen an der Realität vorbei. "Die Bahn stellt aktuell pro Jahr rund 1000 Lokführer und Lokführer-Azubis ein. Wir sind zudem dazu übergegangen, über Bedarf einzustellen, um das Thema Mehrarbeit in den Griff zu bekommen", so Weber.

Pannen bei der Deutschen Bahn
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Foto: dpa, Boris Roessler

Weselsky hatte auch die hohe Zahl an Überstunden kritisiert. "Wir nehmen das Thema Mehrarbeit sehr ernst, haben bereits angefangen, die vor allem in den vergangenen Jahren aufgehäuften Überstunden abzubauen, etwa durch mehr Einstellungen", so Weber. "Wir bieten auch aktuell an, weitere 200 Lokführer einzustellen."

Bahn und GDL verhandeln heute unter anderem über einen Vorschlag des Managements für einen Flächentarifvertrag. Die GDL hat jedoch gewarnt, dass dieser zu Lohndumping führen könne, und ihrerseits einen Zugpersonaltarifvertrag vorgelegt. "Auch das sind haltlose Vorwürfe", sagte Weber. Die GDL lehne einen Flächentarifvertrag mit den guten DB-Standards ab, weil sie diese in anderen Eisenbahn-Unternehmen außerhalb der DB offenbar nicht durchsetzen könne. "Warum das Lohndumping sein soll, ist nicht nachvollziehbar."

Die Drohung der GDL, ohne Entgegenkommen werde es Streiks geben, nannte Weber "ermüdend und fehl am Platz". Der Verhandlungsstand und das Angebote der Bahn böten dazu keinen Anlass. "Beide Seiten wollen doch vorankommen. Und das geht nur am Verhandlungstisch. Solche Drohungen verunsichern unnötigerweise unsere Kunden und unsere Mitarbeiter."

Der GDL-Chef hält trotz allem eine Einigung noch vor Ostern für möglich. "Das hängt davon ab, ob dieser zeitliche Ehrgeiz sich auch in Kompromissbereitschaft niederschlägt. Bisher haben wir viele Vorschläge gemacht, die GDL hat sich dagegen keinen Millimeter weit bewegt", sagte Weber. "Wir müssen jetzt prüfen, ob die GDL mit ihrem Papier einen Schritt auf uns zu macht." Wenn dem so sei, könne sich daraus etwas entwickeln. "Der nächste Schritt wäre, dass die GDL auch bei den materiellen Forderungen von deutlich über zehn Prozent realistisch wird. Dann wäre eine Einigung vor Ostern möglich."

Die Bahn versucht zeitgleich, mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft gleichlautende Tarifabschlüsse zu erzielen. "Das parallele Verhandeln mit zwei Gewerkschaften ist kein zukunftsfähiges Modell", sagte Weber und forderte ein kooperatives Modell. Wenn es bei dem Wettbewerb von EVG und GDL um Mitglieder bleibe, schade das allen Mitarbeitern und dem gesamten Unternehmen. "Ich appelliere an die Vernunft der Gewerkschaften."

(RP)
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