Bochum Deutsche Annington vor Milliarden-Börsengang

Bochum · Deutschlands größter Vermieter geht an die Börse. Langfristig ist das Bochumer Unternehmen sogar ein Dax-Kandidat.

Deutschlands größter Vermieter will vom Immobilien-Boom profitieren und kündigt seinen Börsengang an: Die Deutsche Annington beabsichtige, in diesem Jahr an der Börse notiert zu werden und zwar im Segment Prime Standard, wie das Bochumer Unternehmen gestern mitteilte. Die Aktien sollen nach Information unserer Zeitung noch vor der Sommerpause, also spätestens ab Anfang Juli zu kaufen sein. Neuer Aufsichtsrats-Chef soll der ehemalige Eon-Vorstandsvorsitzende Wulf Bernotat werden.

Die 2400 Annington-Mitarbeiter verwalten einen Bestand von gut 186 000 Wohnungen, der überwiegende Teil davon steht in NRW. Damit ist die Annington beinahe doppelt so groß wie ihr Wettbewerber LEG. Die Düsseldorfer sind seit Januar börsennotiert und haben Aktien für 1,3 Milliarden Euro verkauft.

Anders als die LEG, die bis 2008 im Landesbesitz war, hatte die Deutsche Annington immer schon ausschließlich private Eigentümer. Der wichtigste ist die Londoner Investment-Gesellschaft Terra Firma. Groß und bekannt wurde das vor zwölf Jahren gegründete Unternehmen mit einigen spektakulären Käufen: So erwarben die Briten über die Annington 2001 die Eisenbahnerwohnungen des Bundes, drei Jahre später einen großen Block ehemaliger RWE-Wohnungen sowie 2005 die Immobilientochter "Viterra" des Energiekonzerns Eon, womit sie zum Marktführer aufstiegen.

Die Annington-Eigentümer wollen – ebenfalls anders als die LEG – zunächst nur ein Viertel ihrer Anteile über die Börse verkaufen. Die Gesellschaft rechnet mit einem Bruttoerlös von rund 400 Millionen Euro. Die 25 Prozent sollen komplett in den Streubesitz gehen – größere Einzelaktionäre sind also nicht vorgesehen.

Annington-Finanzchef Stefan Kirsten, der vor zweieinhalb Jahren von ThyssenKrupp zum Wohnungskonzern gewechselt ist, kann das Geld gut gebrauchen: Der Konzern ist mit 5,6 Milliarden Euro verschuldet. Das ist für ein Unternehmen, das 2012 nur 120 Millionen Euro verdient hat, sehr viel. Andererseits sind hohe Schulden bei Immobilienkonzernen nicht ungewöhnlich, weil den Schulden ja die Immobilien als weitgehend stabile Reserve gegenüberstehen. Die Deutsche Annington weist für das vergangene Geschäftsjahr langfristige Vermögenswerte in Höhe von fast zehn Milliarden Euro aus.

Langfristig ist die Deutsche Annington sogar ein Kandidat für die erste Börsenliga, den Dax. Den Konkurrenten LEG bewertet die Branche aktuell mit 4,25 Milliarden Euro. In der vergangenen Woche hatte die LEG bereits den Sprung in die nächstrangige Liga, den M-Dax, geschafft.

(RP)
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