Datenskandale Telekom verzichtet auf Vorstand für Datenschutz

Bonn · Die Telekom hat ihren Vorstand auf mittlerweile neun Personen erweitert, also soll nun eine Position wegfallen. Ausgerechnet das Ressort Datenschutz/Compliance muss dran glauben. Aber Vorstandschef Tim Höttges glaubt, dass der Konzern beim Datenschutz weit vorne ist.

Elf Jahre, nachdem die Deutsche Telekom nach mehreren Skandalen einen Extra-Vorstand nur für Datenschutz, sauberes Management (Compliance) und Recht berufen hat, nimmt sie den Schritt zurück. Ab Januar 2020 übernimmt Personalvorstand Birgit Bohle die meisten entsprechenden Bereiche in ihr Ressort. Im März 2020 wird Datenschutzvorstand Thomas Kremer den Konzern mit 62 Jahren verlassen. Das gab die Telekom nach einem Beschluss des Aufsichtsrates am Mittwoch bekannt.

Hauptgrund der Umorganisation ist, dass Vorstandchef Tim Höttges die Zeit der großen Affären und Skandale als überwunden ansieht. Es sei gelungen, eine viel höhere Sensiblität für Datenschutz und Compliance im Unternehmen durchzusetzen, sagte er. Vor elf Jahren waren Millionen Kundendaten gestohlen worden. Der eigene Sicherheitsdienst hatte illegal Betriebsräte des Konzerns und Journalisten bespitzelt, was zu Ermittlungen auch gegen den früheren Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel geführt hatte.

„Der Verzicht auf das Datenschutzressort ist von der Symbolik her bedenklich“, sagt Ex-Bundesinnenminister Gerhart Baum. Der Konzern müsse nun deutlich machen, wie wichtig ihm auch künftig der Schutz von Daten sei. Ähnlich sieht das Frank Hülsberg, Partner der Wirtschaftsprüferfirma Warth & Klein Grant Thornton: „Gerade um sich von den US-Internetkonzernen wie Facebook abzusetzen, muss die Telekom das Thema Datensicherheit strategisch besetzen.“

Für Höttges sieht die Logik anders aus. Er hat das erste Führungsgremium auf neun Vorstände inklusive Osteuropa, Technologie und USA erweitern lassen. Also ist er froh, wenn eine Position wegfällt. Innerhalb des Ressorts Personal wird die Juristin Claudia Junker sich als Generalbevollmächtigte um Datenschutz/Compliance kümmern. Zudem macht Höttges klar, dass der Konzern sich auch künftig mit dem Schutz von Kundendaten und Netzen von Wettbewerbern abheben will. So sollen Abwehrkonzepte gegen Cyberangriffe weiter verbessert werden. Höttges selbst wird ab 2020 Mitglied im Datenschutzbeirat des Konzerns, der von Verdi-Vorstand Lothar Schröder geleitet wird. Schröder sagt: „So macht Höttges klar, dass Datenschutz für ihn auch Chefsache ist.“

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