Persil stärker gefragt Henkel stellt trotz Krise weiterhin Personal ein

Düsseldorf · Persil und Co. sorgen auch während der Corona-Pandemie für gute Geschäfte. Doch ausgerechnet die wichtigste Sparte der Düsseldorfer leidet. Vorstandschef Knobel setzt als Vorwärtsstrategie auch auf eine neue Technik für Smartphones.

 Henkel-Chef Carsten Knobel

Henkel-Chef Carsten Knobel

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Obwohl die Corona-Krise den Henkel-Konzern bei einigen Geschäften stark trifft, sind die Zahlen im ersten Halbjahr weniger schlecht als befürchtet. Der Umsatz sank um fünf Prozent auf 9,5 Milliarden Euro. Alleine im zweiten Quartal von Anfang April bis Ende Juni rutschte das Geschäft dann aber um 9,4 Prozent ab, weil ganze Industriezweige stillgelegt wurden und die Friseure als wichtige Kunden der Beauty-Care-Sparte fast wegfielen. Der operative Gewinn (Ebit) fiel von 1,6 Milliarden Euro auf 1,2 Milliarden Euro deutlich. Vorstandschef Carsten Knobel gab sich am Donnerstag trotzdem optimistisch, dass das Düsseldorfer Unternehmen die Pandemie halbwegs gut überstehen wird. „In einem außergewöhnlich herausforderndem Umfeld haben wir eine insgesamt positive Entwicklung verzeichnet“, sagte er.

Das Unternehmen sei mit einer Umsatzrendite von 12,6 Prozent „weiter profitabel“. Der Zufluss freier Mittel („Free-Cash-Flow“) habe im ersten Halbjahr bei 940 Millionen Euro gelegen. Die Schulden seien um knapp 100 Millionen Euro auf 1,95 Milliarden Euro gesunken, obwohl der Konzern eine Rekorddividende von rund 800 Millionen Euro auszahlte. „Insgesamt ist das ein solides Bild“, sagt Jella Benner-Heinacher, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Aktionärsvereinigung DSW.

Henkel hält am Ziel von weiterem Wachstum fest: Alleine in den vergangenen Wochen wurden Zukäufe für knapp 500 Millionen Euro verkündet. Der neue Ausbildungsjahrgang in Düsseldorf soll ebenso groß sein wie in den Vorjahren. Man habe keine Kurzarbeit wegen Covid-19 angemeldet, man habe keine Mitarbeiter entlassen, es würden sogar neue Leute eingestellt, auch wenn das Verfahren aktuell etwas schwieriger sei wegen des Infektionsschutzes, so Knobel.

Am stärksten unter der Krise leidet die größte Sparte des Konzerns, das Klebstoffgeschäft rund um Loctite und Pritt. Es verlor im ersten Halbjahr 12,2 Prozent des Umsatzes. „Das kann einem schon Sorgen machen“, sagt Anlegerschützerin Benner-Heinacher. Denn es sei fraglich, wie schnell Aufträge von wichtigen Kunden wie den Flugzeugbauern oder den Autokonzernen zurückkommen.

In der Kosmetiksparte rund um Schwarzkopf ging der Umsatz um 8,5 Prozent nach unten, im Corona-Quartal sogar um 12,8 Prozent.

Gut hielt sich das Waschmittelgeschäft mit den Kernmarken Perwoll und Somat, das im Halbjahr um fast fünf Prozent zulegte. Die Marken Pril, Bref und Persil erreichten sogar zweistellige Wachstumsraten, der Bereich profitiert von der pandemiebedingten steigenden Nachfrage nach Reinigungsmitteln.

Knobel berichtete, dass die Kunden seit Juni/Juli bei vielen Produkten wieder mehr bestellen. „Es zeichnen sich erste Erholungstendenzen ab.“ Allerdings bleibt es dabei, dass Henkel Marken und Geschäfte abstoßen oder einstellen will, die in Summe zuletzt rund eine Milliarde Euro Umsatz brachten.

Um wieder in die Offensive zu kommen, setzt der Konzern auf Innovationen, Digitalisierung und eine stärkere Betonung umweltfreundlicher Produkte. Die Klebstoffsparte entwickelte mit einem der großen Smartphone-Hersteller eine neue Methode, um Handys besser gegen Wasser zu schützen. Den Namen des Partners will Knobel nicht verraten, aber es ist bekannt, dass die Düsseldorfer zu Samsung, Apple und Huawei gute Beziehungen pflegen.

Unter dem Namen „Nature Box“ verkauft Henkel feste Shampoos, die deutlich ergiebiger sind als flüssige Shampoos. „Bei Naturmarken sehen wir großes Potenzial“, so Knobel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort