Essen Der kurze Auftritt des Josef Esch

Essen · Der Immobilienunternehmer verweigert die Aussage im Prozess gegen Ex-Arcandor-Chef Middelhoff.

Manche Besuche, die man mit großer Spannung erwartet, erfüllen die Erwartungen nicht. Der von Josef Esch gestern im Essener Landgericht war so einer. Der Immobilienunternehmer aus Troisdorf hätte Licht in das Dunkel um die Flüge des früheren Arcandor-Chefs Thomas Middelhoff bringen können, deretwegen der Manager angeklagt worden ist. Aber Esch hüllte sich in Schweigen. Das ist sein gutes Recht, sofern er das Gefühl hat, er könnte sich durch seine Aussage selbst belasten.

Vermutlich hätte der Vorsitzende Richter Jörg Schmitt mit Engelszungen reden können, er hätte Esch nicht zu einer Aussage bewegt. Eschs Anwalt Eberhard Kempf verwies nämlich gleich zu Beginn auf ein laufendes Strafverfahren in Köln, in dem sich sein Mandant und frühere Topmanager des inzwischen von der Deutschen Bank übernommenen Bankhauses Sal. Oppenheim wegen des Verdachts der Untreue in besonders schwerem Fall oder wegen des Verdachts auf Beihilfe verantworten müssen. Zudem laufen im Zusammenhang mit der Insolvenz des Handelskonzerns Arcandor und den Schwierigkeiten, in die Sal.Oppenheim zwischenzeitlich geriet, einige Ermittlungsverfahren.

Esch schweigt also. Der Mann war Geschäftspartner von Sal. Oppenheim, Fondsinitiator und gleichzeitiger Vermögensverwalter Middelhoffs sowie der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz in einer Person. Und damit mittendrin im Dreieck zwischen dem Handelskonzern, dessen Großaktionärin und der Kredit gebenden Bank. In einem solchen Beziehungsgestrüpp läuft man vermutlich leicht Gefahr, Dinge zu sagen, die einem an anderer Stelle schaden können. Selbst wenn man sich nur über Abwicklungsdetails zu Flügen auslassen würde, die Middelhoff in einer Chartermaschine unternahm und deren Kosten letztlich bei Arcandor hängenblieben. "Auch so eine technische Geschichte kann dann ein Mosaikstein in einem Beziehungsgeflecht sein", sagte Kempf.

Nach 45 Minuten waren er und sein Mandant entsprechend entschwunden. Raus aus dem Saal und vorbei an Middelhoff, mit dem Esch seit dem Untergang von Arcandor eine herzliche gegenseitige Abneigung verbindet (beide haben den jeweils anderen verklagt). Mit dem Beinahe-Zeugen ging vermutlich die Hoffnung des Gerichts, relativ problemlos aufklären zu können, wer denn nun die Kosten für die Charterflüge Middelhoffs tragen sollte. In der Hinsicht passten die Aussagen des Angeklagten und der Hauptzeugin Schickedanz nicht zueinander.

(RP)
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