Duisburg Der Haniel-Chef bleibt noch bis 2022

Duisburg · Stephan Gemkows Vertrag ist vorzeitig um fünf Jahre verlängert worden.

Als Stephan Gemkow 2012 das Angebot für einen Wechsel von der Lufthansa zu Haniel bekam, stieß er bei einem seiner Söhne auf Unverständnis. Der konnte den Wechsel des Managers an die Ruhr nicht nachvollziehen. Die Bedenken waren angemessen. Schließlich hatte Haniel durch die Aufstockung der Beteiligung am Düsseldorfer Handelskonzern Metro Milliardenschulden angehäuft, mit der Metro und dem Pharmagroßhändler Celesio dicke Risikobrocken am Hals, und zudem war der Konzern durch das Zerwürfnis zwischen Gemkows Vorgänger Jürgen Kluge und dem damaligen Metro-Chef Eckhard Cordes belastet.

Gemkow nahm die Offerte trotzdem an, und vier Jahre danach scheint es so, als habe er doch alles richtig gemacht. Celesio ist verkauft, der Metro-Anteilsbesitz deutlich zusammengeschrumpft, das Portfolio somit weniger anfällig, die Reise ins digitale Zeitalter angetreten. Haniel - der Begriff sei erlaubt, auch wenn die Schiffahrt schon lange kein Geschäftszweig mehr ist - fährt in ruhigerem Fahrwasser. Und weil es möglichst geräuschlos weitergehen soll, hat der Aufsichtsrat jetzt ganz unspektakulär die Verlängerung des Gemkow-Vertrages beschlossen. Vorzeitig und bis 2022. Gemkows derzeitiger Kontrakt läuft noch bis Ende Juli des kommenden Jahres.

Erfüllt der Vorstandsvorsitzende den Vertrag, hätte er zehn Jahre Haniel hinter sich. Und sage und schreibe 32 Jahre bei nur zwei Konzernen verbracht. Das ist eine Seltenheit in einem deutschen Manager-Leben. Der gebürtige Lübecker hat vor seiner Haniel-Zeit seit 1990 ununterbrochen bei der Lufthansa gearbeitet, in verschiedenen Funktionen, zuletzt sechs Jahre als Finanzvorstand. Aber ein Mann der Zahlen wird bei Deutschlands größter Fluggesellschaft nie Chef - das ist wie ein Gesetz. Also versuchte Gemkow den nächsten Karriereschritt, verließ die Kranich-Linie und ging zu Haniel.

Dort sucht er nach der Verkleinerung der Klumpenrisiken neue Betätigungsfelder für den Konzern, aber "wir haben nicht den Druck, große Investitionen zu tätigen", sagt Gemkow. Die Zielgruppe: Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 100 Millionen und einer Milliarde Euro. Es geht weniger um Größe als um nachhaltige Ertragskraft. Gleichzeitig will Gemkow den Konzern bis zum Ende seiner zweiten Amtszeit nicht nur profitabler, sondern auch "noch diversifizierter und internationaler" machen. Er sehe in sechs Jahren Haniel eher mit zehn als mit fünf Geschäftsfeldern wie heute, sagt der Vorstandsvorsitzende - wobei die Metro kein eigener Zweig, sondern eine Finanzbeteiligung ist.

Apropos Metro: Derzeit ist Großaktionär Haniel durch Finanzvorstand Florian Funck im Aufsichtsrat vertreten. Das wird sich nach der Metro-Aufspaltung im kommenden Jahr wohl ändern: "Es würde unserer Beteiligungsgröße entsprechen, wenn wir auch in beiden Aufsichtsräten vertreten wären", erklärt Gemkow. Vermutlich wird er dann selbst einem der Kontrollgremien angehören.

(RP)
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