Düsseldorf Der größte Börsengang des Jahres

Düsseldorf · Die Pfandbriefbank ist der gesunde Teil der Hypo Real Estate, die in der Finanzkrise dem Zusammenbruch nahe war und 2009 zwangsverstaatlicht wurde. Das Unternehmen könnte im Herbst in den M-Dax einziehen.

Der Name Hypo Real Estate weckt bei Investoren und Politikern mitunter böse Erinnerungen. Als Krisenbank HRE hat das Unternehmen jahrelang Schlagzeilen gemacht, weil es in der Finanzkrise nur mit dreistelligen Milliardengarantien des Bundes überleben konnte und 2009 zwangsverstaatlicht wurde. Ein Teil der alten HRE wird immer noch in einer Anstalt mit dem schönen Namen FMS Wertmanagement (FMSW) abgewickelt. Und ein kleiner, aber gesunder Part ist seit gestern zurück an der Börse: Die Pfandbriefbank (PBB) hat ihr Debut am Aktienmarkt hinter sich gebracht, und das mit einem beachtlichen Erfolg. Bis Handelsschluss hatte das Papier gegenüber dem Ausgabepreis immerhin ein Plus von sechseinhalb Prozent erreicht, mehr als vierma so viel wie der Deutsche Aktien-Index.

Der Neuling, der vor allem in Deutschland gewerbliche Immobilienfinanzierungen und Darlehen für öffentliche Infrastrukturprojekte anbietet, findet nicht nur wegen der wenig ruhmreichen jüngeren Vergangenheit der HRE Beachtung. Die Emission ist gleichzeitig die bislang größte des laufenden Jahres. Und sie beschert dem Bund, der sich in einem ersten Schritt von 80 Prozent der PBB-Anteile trennt, wenigstens ein kleines Trostpflaster für das, was er in den vergangenen Jahren in die Hypo Real Estate gepumpt hat.

Zur Erinnerung: Beim Schuldenschnitt vor dreieinhalb Jahren hielt die FMSW noch Griechenland-Papiere mit einem Nominalwert von mehr als acht Milliarden Euro. Die tauschte sie um oder verkaufte sie. Das Ergebnis waren hohe Verluste aus diesen Deals, und am Ende musste der staatliche Bankenrettungsfonds Soffin mit Steuergeldern in Milliardenhöhe helfen. Jetzt fließt ein Emissionserlös von rund 1,16 Milliarden Euro in die Soffin-Kassen. In zwei Jahren sollen auch die restlichen 20 Prozent verkauft werden (so lange hat sich der Bund verpflichtet, Anteilseigner zu bleiben), und dann wäre für den Bund das Kapitel Hypo Real Estate endgültig abgeschlossen. Die Mehrheit musste er auf Druck der Europäischen Union bis Jahresende abgeben. Andernfalls hätte die Pfandbriefbank wie ihre Schwestergesellschaft Depfa abgewickelt werden müssen.

Wenn der Bund Glück hat, bekommt er am Ende mehr als die rund 1,3 Milliarden Euro heraus, die er noch an Kapital in der PBB stecken hatte. Eine Milliarde Euro an stillen Anleihen hat die Bank schon an den Bund zurückgezahlt. "Auch wenn wir die tatsächlichen Aufwendungen für den Gesamtkomplex HRE nicht werden zurückholen können , kann ich guten Gewissens sagen, dass das erreichte Ergebnis ein gutes Ergebnis für den Steuerzahler ist", sagte Soffin-Managerin Jutta Dönges. "Heute beginnt ein ganz neues Kapital in der Geschichte der PBB."

Die Aktie könnte für jene, die sich Papiere zum Emissionspreis von 10,75 je Einzelschein gesichert haben, ein lohnendes Geschäft werden. Zwar hat es gestern nach dem ersten Kurs von 11,45 Euro leichte Rückschläge gegeben, aber dafür ist die Perspektive mittelfristig gut. Denn bei einem Börsenwert von rund 1,5 Milliarden Euro und einem Streubesitz von 80 Prozent könnte das Institut im Herbst in den M-Dax einziehen. Diese Perspektive bringt Fondsmanager, die sich bei ihren Investments an den großen Indizes orientieren, schon mal dazu, sich eine solche Aktie ins Portfolio zu holen.

(RP)
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