Jobabbau am DUS Flughafen Düsseldorf setzt auf radikalen Sparkurs

Düsseldorf · Am Flughafen Düsseldorf wird ein harter Sanierungskurs geplant. Das zeigt eine bisher unbekannte Auschreibung. Auch mögliche Kündigungen sollen von Beratungsfirmen unter die Lupe genommen werden.

Der Airport Düsseldorf hat eine Ausschreibung gestartet, um bei seinem angekündigten Sparkurs voranzukommen. Eine oder mehrere Unternehmensberatungen sollen helfen, das operative Ergebnis um 72 Millionen Euro im Jahr nach oben zu treiben. Die Ausschreibung ist der Öffentlichkeit bisher nicht bekannt.

Im Zentrum des Umbaus stehen Einschnitte beim Personal sowie effizientere Strukturen. Aber in einem der drei Projekte, die die Berater vorantreiben sollen, soll auch geprüft werden, wie das Unternehmen höhere Einnahmen beispielsweise beim Vermieten von Shops oder von Restaurants erzielen kann.

Das Volumen von 72 Millionen Euro ist beachtlich, weil es einem Siebtel des Umsatzes entspricht, der 2019 bei 501 Millionen Euro lag. Es ist auch deutlich höher als der bisherige Gewinn in Höhe von 57,1 Millionen Euro* und entspricht ungefähr der Hälfte des bisherigen Personalaufwandes in Höhe von rund 150 Millionen Euro (mit Lohnnebenkosten).

Flughafenchef Thomas Schnalke rechnet laut dem 18-seitigen Papier damit, dass der Flugverkehr in diesem Jahr um rund 70 Prozent auf 7,6 Millionen Passagiere sinken wird. Die Lage sei „dramatisch“ hatte er bereits gesagt. Das Sparkonzept soll also zum Ergebnis haben, dass das Unternehmen trotz Umsatzschwäche wieder profitabel wird.

Der Flughafen schreibt in dem Papier, es sei auch in den nächsten Jahren von einem „nachhaltig reduzierten Verkehrsaufkommen“ auszugehen. Die 72 Millionen Euro sollen ab dem Jahr 2022 in die Kasse kommen, nachdem 2021 ein Jahr des Übergangs sein wird.

Schnalke hat bereits angekündigt, dass er betriebsbedingte Kündigungen bei den rund 2400 Mitarbeitern des Flughafens nicht ausschließt. Passend dazu sollen die gesuchten Berater solche Schritte „unter Berücksichtigung erster arbeitsrechtlicher Rahmenbedingungen“ prüfen. Allerdings soll gleichzeitig untersucht werden, extern vergebene Aufträge im Rahmen eines „Drehscheibenkonzeptes“ wieder selber zu erledigen. Als Ergebnis würden Arbeitsplätze bei Partnerfirmen wegfallen, aber weniger bei der eigenen Stammbelegschaft. Die Gewerkschaft Verdi drängt vehement darauf, Jobs zu retten.

Erstaunlich an der neuen Ausschreibung ist, dass sie nun erfolgt, obwohl die Beratungsfirma Porsche Consulting bereits vor wenigen Wochen ein erstes Konzept vorgelegt hatte, das im Aufsichtsrat vorgestellt worden war.

Der Sparkurs beim Flughafen hat auch eine politische Komponente. Das Unternehmen gehört zur Hälfte der Stadt Düsseldorf, zur anderen Hälfte einer Gruppe privater Investoren. Beim Land NRW hat der Flughafen beantragt, seine Kapazitäten ausbauen zu dürfen, was Bürgerinitiativen aber ablehnen.

Auch die Flughäfen Frankfurt und München haben Umbauprogramme angekündigt.

*Anmerkung: In der ersten Version des Artikels hatten wir fälschlicherweise einen deutlich niedrigeren Jahresgewinn von 44 Millionen Euro angegeben. Diesen Fehler bedauern wir. Wir haben ihn korrigiert.

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