Erfolgreiche Brüder Der doppelte Höttges

Bonn/Solingen · Telekom-Chef Tim Höttges zählt zu den bekanntesten Chefs in NRW. Sein Bruder Jan ist angesehener Unternehmer in Solingen - ein Besuch.

 Tim Höttges (links) und Jan Höttges lieben Zahlen, mögen den Disput - sie haben insgesamt viel gemeinsam.

Tim Höttges (links) und Jan Höttges lieben Zahlen, mögen den Disput - sie haben insgesamt viel gemeinsam.

Foto: H.-J.Bauer

Gestatten, Höttges. Unternehmersohn aus Solingen, erfolgreicher Manager, sportlich, sozial engagiert, weltläufig und trotzdem der Heimat NRW eng verbunden. Wenn sich ein groß gewachsener Mann Anfang 50 mit markanter Brille und übersichtlichem Haupthaar so oder so ähnlich bei Ihnen vorstellt, ist es gut möglich, dass Sie Telekom-Chef Tim Höttges gegenüberstehen. Es könnte aber auch sein jüngerer Bruder Jan sein.

Die beiden ähneln einander nicht nur optisch, sie sind auch ziemlich ähnliche Wege gegangen. Zivildienst, Wirtschaftsstudium, erfolgreiche Karriere als Manager. Nur dass der 53-jährige Tim als Vorstandsvorsitzender der Telekom bundesweit bekannter ist. In Solingen dagegen spielt Jan, 51, als Vorsitzender des Initiativkreises Solingen e. V. gesellschaftlich die größere Rolle, auch wenn er - wie sein Bruder - für ein Bonner Unternehmen arbeitet. Obwohl beide viel Stress im Job haben, schaffen es die Brüder, sich zusammen mit ihrer älteren Schwester Sabine relativ häufig zu treffen. Sie verhehlen aber auch nicht, dass es dabei nicht immer harmonisch zugeht: "Tim hatte schon als Jugendlicher einen hohen Machtanspruch", erzählt Jan Höttges, "da musste ich schon kräftig gegenhalten." Und sein Bruder bestätigt: "Wir haben einen starken Familienzusammenhalt, da durfte es ruhig mal krachen. Auch heute diskutieren wir noch sehr intensiv und gern einmal gegensätzlich. Das sehe ich für die Telekom genauso. Ein konstruktiver, mit Respekt geführter Disput kann sehr kreativ sein."

Vom Vater haben beide das unternehmerische Gespür und den Sinn für Zahlen geerbt. Beide studieren Betriebswirtschaft in Köln. Anschließend geht es für beide schnell aufwärts.

Jan steigt 1990 beim Möbelhändler Ostermann in Witten auf, wird 1994 Mitglied der Geschäftsleitung, saniert zeitweilig den Großfilialisten Möbel Unger mit mehr als 3000 Mitarbeitern, wird Mitglied der Geschäftsführung bei zwei weitereren Unternehmen. 2004 steigt er als Gesellschafter bei der Bonner Beratungsfirma Böcker Ziemen ein: "Wir helfen großen Einzelhändlern in der ganzen Welt, ihre Strategie weiterzuentwickeln", erzählt Jan Höttges, "mir macht das große Freude."

Sein Bruder startet seine Karriere bei einer Unternehmensberatung, nach einer Station beim Mischkonzern Viag (Eon) geht er zur Telekom. Wie Jan versucht Tim, messbare Fakten zusammenzutragen, bevor er Entscheidungen fällt: "Zählen, messen, wiegen, das ist eine meiner Methoden", sagt der Telekom-Chef.

Höttges profitiert bei seinem Aufstieg von einer ungewöhnlichen Konstellation: Als Vorstandschef René Obermann 2012 mit nur 50 Jahren seinen Rückzug ankündigt, beerbt ihn Finanzchef Höttges das dritte Mal in Folge bei einer Position - und steuert nun einen Dax-Konzern mit 250.000 Mitarbeitern. "Es war großes Glück für die Telekom, dass Höttges als idealer Nachfolger für Obermann bereitstand", sagt ein Aufsichtsrat, "aber er hatte sich ja nicht nur als Finanzmann bewährt, sondern auch im Geschäft."

Keine reinen Arbeitstiere

Trotz hohen Einsatzes im Beruf sind die Höttges-Brüder keine reinen Arbeitstiere. Beide lieben Fernreisen, Tim joggt, Jan spielt Tennis, gemeinsam spielen sie manchmal Golf. An Festtagen kommt die Familie oft bei der Mutter in Solingen zusammen. "Sie hat die große Integrationsfunktion inne", sagt Tim Höttges. Geprägt habe die Brüder sicher, dass ihre Mutter voll im Berufsleben stand. Vielleicht ein Grund dafür, dass beide Söhne aktive Frauen heirateten. Tims Gattin Adriane arbeitet als Ärztin, Jans Ehefrau Kerstin hat ein Architekturbüro in Solingen.

Wie ähnlich die Brüder ticken, zeigt sich auch in ihrer gesellschaftspolitischen Einstellung. Höttges investiert seit zwölf Jahren einen großen Teil seiner Freizeit in den von ihm mitaufgebauten Initiativkreis Solingen, der sich um eine besseres Image der Stadt und eine bessere Infrastruktur kümmert. "Wir haben von unseren Eltern und Großeltern gelernt, dass wir in der Familie und in der Gesellschaft Verantwortung übernehmen sollen", sagt Jan. "Also will ich unsere Stadt und die Region voranbringen."

Mit anderen wohlhabenden Bürgern gründete der Telekom-Chef in Bad Godesberg eine wohltätige Stiftung. "Jeder Mensch hat die Pflicht, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben", sagt Tim Höttges. Privater Reichtum zählt wie bei Jan nicht zu seinen Hauptzielen. Als Höttges 2006 Vorstand wurde, zahlte er erst einmal den Kredit auf sein Haus ab -die beiden Brüder bleiben offensichtlich bodenständig.

(RP)
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