Der Deutschen Bank drohen Streiks

frankfurt/M. Die Gewerkschaft wiegelt auf, die Deutsche Bank wiegelt ab: Der Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV), eine kleine, 21 000 Mitglieder zählende, mehr als hundert Jahre alte Branchengewerkschaft, hat die Haustarifverträge für vier Servicegesellschaften der Deutschen Bank gekündigt. Betroffen sind hauseigene Unternehmen, die etwa als GmbH organisiert sind und die für die Bank ohne Kundenkontakt sogenannte "Backoffice"-Aufgaben erledigen: Gehaltsabrechnung, Kreditabwicklung, Zahlungsverkehr.

Nach Gewerkschaftsangaben geht es um 4000 bis 5000 Beschäftigte, eine Sprecherin der Deutschen Bank sprach von 1500 Mitarbeitern. Die DBV ließ über ihren Verhandlungsführer Stephan Szukalski wissen: "Wir schließen Streiks nicht aus, wenn es hart auf hart kommt." Die Deutsche Bank sagte, sie rechne "mit einem konstruktiven Verlauf" der Gespräche.

Immerhin bestätigt das Unternehmen, dass der Manteltarifvertrag für die vier Servicegesellschaften fristgerecht gekündigt worden sei. Hintergrund ist, dass die DBV bei den Servicegesellschaften der Postbank Arbeitsbedingungen ausgehandelt hat, die offenbar besser sind als bei der Deutschen Bank. Jetzt gehören beide Banken zum gleichen Konzern, und da stoßen die Unterschiede auf. Es soll um bis zu 1,5 Tage mehr Jahresurlaub gehen und auch um kürzere Arbeitszeiten. Für die Bereiche Zahlungsverkehr und Call-Center der Deutschen Postbank hatte die DBV erst kürzlich die geforderte 42-Stunden-Woche abwehren können. Es wurde ein Korridor zwischen 36 und 42 Wochenstunden auf Basis einer 39-Stunden-Woche vereinbart. Für die Servicegesellschaften der Deutschen Bank solle nun "mindestens eine Gleichstellung" erreicht werden, sagte Szukalski.

Die Haustarifverträge der Deutschen Bank sind nicht betroffen. Über sie wird im Mai mit allen Gewerkschaften verhandelt. Davon getrennt laufen auch die Gespräche über den branchenweiten Bankentarifvertrag. Hier hat die Gewerkschaft Verdi die Federführung. Sie fordert sechs Prozent mehr Gehalt.

(RP)
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