Düsseldorf Der Börsenboom geht vorerst weiter

Düsseldorf · Bis auf 13.580 Punkte ist der Index gestiegen. Der Aktienmarkt profitiert vom Ende des Shutdown in den USA, den Gewinnen der Unternehmen und dem scheinbar nie versiegenden Geldstrom aus der Europäischen Zentralbank.

Bis mindestens Ende September läuft das Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) noch. Bis dahin pumpt die Notenbank monatlich etwa 30 Milliarden Euro in die Finanzmärkte. Bis dahin, so sagen manche Experten, sei auf jeden Fall noch mit steigenden Kursen am Aktienmarkt zu rechnen. Der Geldsegen aus Frankfurt ist längst ein Dauerargument für steigende Kurse, ebenso wie die Erwartungen der Analysten an steigende Unternehmensgewinne, die die Aktienkurse der betroffenen Konzerne anschieben, weil steigende Gewinne höhere Ausschüttungen versprechen. Also schöne Aussichten für jene, die an der Börse investieren wollen und sich nicht von jenen erschrecken lasen mögen, die schon eine Blase sehen.

Gestern hat der Deutsche Aktien-index (Dax) - mal wieder, möchte man sagen - ein Rekordhoch erreicht. Bis auf 13.580 Punkte ist der Börsenindex zwischenzeitlich gestiegen, zum Handelsschluss lag er bei knapp 13.560. Die Rekordfahrt hat nicht ausschließlich mit EZB-Milliarden und guten Konzernergebnissen zu tun. Das Ende des dreitägigen Shutdown in den USA hat den Aktienmarkt auch stark beeinflusst. Die Haushaltssperre in den Vereinigten Staaten ist zumindest bis 8. Februar aufgehoben, nachdem sich Republikaner und Demokraten auf einen Zwischenhaushalt verständigt hatten. Den entsprechenden Gesetzwurf hatte US-Präsident Donald Trump in der Nacht zu Dienstag unterschrieben.

So ein Shutdown koste die US- Wirtschaft 6,5 Milliarden Dollar (5,3 Milliarden Euro) pro Woche, hat die Ratingagentur Standard & Poor's errechnet. Heißt umgekehrt: Mehrere Milliarden Dollar an befürchteten Kosten entstehen jetzt nicht, und das schiebt die Aktienkurse wieder an - zunächst in den Vereinigten Staaten, dann auch in Europa. Was nichts mit den Haushaltsproblemen jenseits des Atlantiks zu tun hat, aber wenigstens kurzfristig gut ist für die Börsenkurse hierzulande: die Entscheidung des SPD-Parteitages für Koalitionsverhandlungen mit der Union. Das Ja der Sozialdemokraten hatte dem Aktienmarkt schon am Montag ein wenig Auftrieb gegeben.

Irgendwann wird das Ende des Hochs erreicht sein. Nach Einschätzung des amerikanischen Ökonomen Kenneth Rogoff sind die Aktienkurse in der jüngeren Vergangenheit vor allem durch niedrige Zinsen so stark nach oben getrieben worden. "Wir wissen nicht, was passiert, wenn die Zinsen steigen", so Rogoff. Diese Furcht gilt natürlich zunächst vor allem in den USA, wo noch mehrere Zinserhöhungen in diesem Jahr erwartet werden - zwei, möglicherweise auch drei. In der Euro-Zone sollen die Zinsen dagegen frühestens 2019 steigen. Das würde heißen: Bis dahin könnten die Aktienkurse in der alten Welt noch steigen - wenngleich Zinserhöhungen in den USA über dort sinkende Börsenkurse natürlich auch schon in Europa wirken.

Vorerst könnte der Boom an der Börse aber noch anhalten. Sechs Prozent hat der Dax allein in den ersten gut drei Wochen dieses Jahres zugelegt. "Derzeit spricht wenig dagegen, dass der Dax in Richtung 14.000 Punkte läuft", sagte gestern ein Aktienhändler. Manche Auguren hatten dem Index zuvor bis Jahresende sogar einen Anstieg auf 15.000 Punkte zugetraut.

(RP)
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