Silicon Valley Bank Der Bankencrash und die Start-ups

Düsseldorf · Der Bundesverband versucht, nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank zu beruhigen. Hellofresh und Lilium sehen sich zwar kaum betroffen, können die Diskussion um unsichere Finanzierungen aber gerade nicht gebrauchen.

Der Hauptsitz der Silicon Valley Bank in Santa Clara

Der Hauptsitz der Silicon Valley Bank in Santa Clara

Foto: dpa/Li Jianguo

Seit dem Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) diskutiert die Fachwelt nicht nur über die Konsequenzen des Zusammenbruchs für die Finanzmärkte und die Geldhäuser, die hohe Anleihenbestände in ihren Portfolios haben. Auch die Welt der Tech-Konzerne und Start-ups ist durch die Schieflage der SVB wieder ins Gespräch gekommen – nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland, wo unter anderem der Kochboxen-Versender Hello­fresh und der Flugtaxi-Betreiber Lilium zu den Betroffenen gehören. Die Firmen versuchen aber, aufkommende Sorgen sofort im Keim zu ersticken.

„Lilium erwartet aus der Schließung der SVB keine wesentlichen Auswirkungen auf seine Geschäftstätigkeit oder Liquidität“, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens, Aus dem Umfeld von Hellofresh verlautete, nach der Rettungsaktion des US-ameikanischen Finanzministeriums und der Übernahme der britischen SVB-Tochter durch HSBC werde es wohl keine finanziellen Konsequenzen für das Unternehmen geben. Aus Bankenkreisen verlautet, die SVB sei eine von mehr als zehn Banken für Hellofresh gewesen, insofern seien die Auswirkungen der SVB-Pleite eher gering. Um ein Chaos zu verhindern, hatte die amerikanische Finanzministerin Janet Yellen bereits erklärt, dass sämtliche Einlagen bei der SVB geschützt seien und die Kunden auf ihr gesamtes Geld zugreifen könnten.

Trotzdem herrscht Unruhe in der Start-up-Szene, weil manche fürchten, die Finanzierungen könnten durch Fälle wie den der SVB eingeschränkt werden. Auch da versucht die Branche zu beruhigen: „Im Ursprung ist das keine Start-up-Krise. Es handelt sich um Refinanzierungsprobleme einer Bank“, erklärte Christian Miele, der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Start-ups. Er glaubt nicht, dass der Kollaps in Deutschland zu großen Finanzierungsproblemen für die Branche führen wird: „Ich bin zuversichtlich, dass es in der Breite zu keiner größeren Zurückhaltung bei Wagniskapitalgebern kommt.“ Allerdings ließen sich die Auswirkungen bei deutschen Start-ups noch nicht abschließend beurteilen. Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften warnte vor den Konsequenzen vor allem für US-Wagniskapitalgeber und die von diesen unterstützten Start-ups. Darunter könnten auch deutsche Unternehmen sein.

 Das Problem SVB mag bei Hello­fresh und Lilium beherrschbar sein, aber derartige zusätzliche Schwierigkeiten könnten beide in ihrer aktuellen Situation auch nicht gebrauchen. Der Aktienkurs von Lilium, das ein elektrisch betriebenes Flugtaxi mit großer Reichweite entwickelt, ist in weniger als einem Jahr um mehr als 80 Prozent abgestürzt. Das Unternehmen mit Sitz im bayerischen Weßling (etwa 25 Kilometer südwestlich von München), dessen Name sich von Otto Lilienthal ableitet, wurde 2015 von Ingenieuren und Doktoranden der Technischen Universität München gegründet. Seither wird viel entwickelt und angekündigt, aber an den Märkten herrschen beispielsweise Bedenken, ob die Flugtaxi-Bauer genug Batterien mit hoher Energiedichte beschaffen und Sicherheits- und Regulierungshürden überwinden können. Und die Finanzierungskosten sind riesig.

Hellofresh musste jüngst einräumen, dass die Zahl der Kunden zuletzt erstmals seit der Firmengründung gesunken sei, und nach einem schwachen Ausblick stürzte der Aktienkurs in der vergangenen Woche direkt um 15 Prozent ab. Dass die Pandemie für viele ihre Schrecken verloren hat, drückt natürlich auf das Geschäft und die Wachstumsaussichten.

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