München Der ADAC ist immer noch eine große Baustelle

München · Schon äußerlich hat sich etwas verändert vor der pompösen ADAC-Zentrale im Münchner Westend. "Immer für Sie da, wenn Sie uns brauchen", steht auf einem Werbeplakat der Pannenhelfer - damit wird die Rückkehr zur Kernkompetenz des Vereins unterstrichen und zugleich Demut gezeigt. Und: Die Haltestelle für den ADAC-Postbus ist weg - der Automobilclub ist aus der Kooperation wie aus manch anderem Geschäft ausgestiegen.

Bescheiden gibt sich auch die Führungsriege rund um ADAC-Chef August Markl bei der Jahres-Pressekonferenz. Nach dem Skandal um die gefälschten Stimmen bei der Wahl des Gelbe-Engel-Autos vor eineinhalb Jahren und weiteren Skandalen steckt der ADAC in der Neuausrichtung. Drei Bereiche sollen strikt getrennt werden: die Pannenhilfe als Kernleistung, die wirtschaftlichen Aktivitäten sowie eine gemeinnützige Stiftung, in die die Gewinne aus den ADAC-Firmen fließen sollen.

Die Unternehmen, ein Großteil davon sind Versicherungen, will der Verein in einer Aktiengesellschaft bündeln. Die neuen Strukturen sollen bis zum Jahresende stehen. Und in wenigen Tagen will der Verein die Leiterin der neuen Compliance-Abteilung vorstellen, die sich um die Einhaltung von Regeln und Richtlinien innerhalb des ADAC kümmert.

Von der Krise reden die Mitglieder aus Präsidium und Geschäftsführung ganz unverblümt. Vor allem der zu Jahresbeginn hinzugestoßene frühere Bahn-Manager Alexander Möller. Trotz "selbstverschuldeter Umstände", sagt er, blicke der ADAC auf ein "stabiles Geschäftsjahr". Tatsächlich hat der Club die Krise nahezu unbeschadet überstanden: Zwar haben 500 000 der 19 Millionen Mitglieder den Verein verlassen - sei es durch Austritt oder Tod. Aber fast ebenso viele sind neu hinzugestoßen, so dass das Minus nur 0,1 Prozent beträgt. Und das, so Möller, obwohl die Beiträge "erhöht wurden".

Für die neue Führung bleiben Probleme: So dürften die 18 unabhängigen Regionalclubs eine erhebliche Bremskraft besitzen. An der Spitze des größten Clubs "Nordrhein" steht der in der Krise zurückgetretene Gesamt-ADAC-Präsident Peter Meyer. Zudem prüft das Münchner Katastergericht den Vereinsstatus des ADAC. Ein negatives Urteil würde das Aus bedeuten. Die Richter beobachten derzeit sehr genau, sagt Markl, wie sich der ADAC neu ausrichtet. Deshalb will Markl die "Reform für Vertrauen" nicht nur durchsetzen, er muss.

(RP)
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