Rekordhoch an der Börse Dax marschiert auf die 14.000-Punkte-Marke zu

Düsseldorf · Der wichtige deutsche Börsenindex hat trotz Pandemie den im Februar erreichten Rekordwert noch einmal gesteigert. Das macht viele euphorisch. Doch vor allem in der ersten Jahreshälfte drohen auch Rückschläge.

                

               

Foto: dpa/Boris Roessler

Düsseldorf Am 17. Februar 2020 schien die Welt noch  halbwegs in Ordnung: Das Coronavirus hatte Deutschland zwar schon erreicht, es gab die ersten Fälle in Bayern, aber die Lage schien noch beherrschbar. Kein Lockdown in Sicht, der die Wirtschaft nachhaltig in Bedrängnis bringen und die Finanzmärkte in Aufruhr versetzen konnte. An diesem Tag im Februar hat der Deutsche  Aktien-Index bei gut 13.795 Punkten ein Rekordhoch erreicht – ein Hoch, das im März, auf dem ersten Höhepunkt der Krise, unendlich weit entfernt schien.

Und doch hat es selbst im Pandemie-Jahr 2020 nur gut zehn Monate bis zu einem neuerlichen Höchststand gedauert: Am Monat hat der Dax zwischenzeitlich die Marke von 13.800 Punkten überschritten. Grund ist, dass die Investoren weltweit auf einen umfassenden Konjunkturaufschwung setzen und die Notenbanken ungebremst Milliarden in die Finanzmärkte fließen lassen. Zuversichtliche Prognosen aus dem November, als manche Analysten für 2021 den Dax auf atemberaubend anmutende 14.000 Punkte steigen sahen, sind schon fast Makulatur, die Marke ist so gut wie erreicht. Ein Aufschwung, der kein Halten kennt?

Zumindest, was die Konstanz des Aufwärtstrends angeht, kann man Zweifel haben. Denn Börsenkurse bergen ja stets auch Erwartungen, und so steckt ein Teil des erhofften Aufschwungs bereits in den aktuellen Preisen drin. Das gilt nach Einschätzung des DZ-Bank-Chefstrategegen Christian Kahler auch beim Thema Impfstoff, wo die positiven Ankündigungen der vergangenen Wochen bereits die Kurse steigen ließen. Andererseits werde noch ein halbes Jahr Unsicherheit herrschen, ehe der flächendeckende Einsatz dieser Impfstoffe zu erwarten sei, sagte Kahler jüngst. Und Unsicherheit ist bekanntlich ein Risikofaktor für den Aktienmarkt. Auch die US-Bank Goldman Sachs sieht die Börse nicht von zwischenzeitlichen Kursrückgängen verschont, erst recht nicht, wenn sich die Corona-Situation in den USA verschlimmern sollte. Das könnte zu einem Abverkauf in den Staaten führen. Das könnte natürlich auch auf europäische Aktienmärkte herüberschwappen.

Doch die generelle Zuversicht für das kommende Jahr bleibt. Selbst, wenn der Dax, wie von manchen Analysten vorausgesagt, am Jahresende 2021 „nur“ bei 14.000 Punkten liegen würde, hätte er immer noch ein Prozent zugelegt. Das wäre noch mehr, als bei jedem sicheren Zinsprodukt gegenwärtig zu erwarten ist. Und geopolitisch ist zumindest einiges ins Rollen gekommen: Der bevorstehende Wechsel im Weißen Haus verheißt Positives für die internationalen Handelsbeziehungen, die Zinsen bleiben auf jeden Fall auf absehbare Zeit niedrig, das Handelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU ist geschafft.

Was das für die Banken heißt, ist allerdings noch nicht geklärt. Und: Wie gut haben die Geldhäuser vorgesorgt, wenn im kommenden Jahr die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht in Deutschland aufgehoben wird? Lauern da noch große Probleme in den Bankbilanzen? Solange solche Fragen noch nicht geklärt sind, birgt die Börse mindestens die Gefahr zwischenzeitlicher Rückschläge. Auch DZ-Bank Christian Kahler hat im November erklärt,  In den kommenden Monaten könnte es wegen der Corona-Restriktionen nochmals zu Rücksetzern kommen, wir hätten mindestens noch ein halbes Jahr Unsicherheit vor uns, der Dax könne noch einmal deutlich zurückfallen.

Vielleicht investiert der ein oder andere mutige Anleger dann doch lieber in Gold oder Kryprowährungen – mit entsprechendem Risiko. Gold kostet derzeit knapp 1900 Dollar je Feinunze, sein Wert ist seit Jahresanfang um knapp 25 Prozent gestiegen. Für eine Steigerung diesen Ausmaßes hat der Bitcoin gerade mal die paar Tage seit Heiligabend gebraucht.Doch die Vergangenheit lehrt: Es kann genauso schnell in die andere Richtung gehen.

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