Das Zinstief treibt die Börse Dax knackt erneut eine Rekordmarke

Düsseldorf · 8249 Punkte hat der Aktien-Index am Mittwoch erreicht. Analysten erwarten, dass es zumindest vorläufig weiter aufwärts geht.

Genau 2125 Tage hielt der Dax-Rekord vom 13. Juli 2007. Schon am Dienstagmorgen, nachdem der deutsche Börsen-Leitindex die Marke erstmal geknackt hatte, gab es kein Halten mehr. Bis zum Handelsschluss kratzte der Dax an dem Tag knapp an der Marke von 8200 Punkten und schloss mit einem Plus von einem Prozent auf 8182 Punkte. Und die Analysten behielten Recht: Das war noch nicht das Ende des vorläufigen Höhenflugs.

Denn am Mittwoch hat das Barometer seine Rekordjagd nach guten Konjunkturdaten fortgesetzt und schloss mit plus 0,83 Prozent auf 8249,71 Punkten erneut auf einem Rekordhoch.

Die Logik des aktuellen Kursfeuerwerks ist eine einfache: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins auf 0,5 Prozent gesenkt. Das soll Unternehmen ermuntern, sich bei Banken mit billigen Krediten einzudecken, um dann zu investieren."Die EZB hat die Macht an den Aktienmärkten übernommen", sagte der Analyst Robert Halver (Baader Bank).

Die Möglichkeit, günstig Kredite zu bekommen, verbessert nach dem Kalkül der Börsianer die Gewinnaussichten der Konzerne und treibt deren Börsenkurse. Wer dann davon profitieren will, muss vorher einsteigen. Für Investoren fehlen andererseits bei niedrigen Zinsen und daraus folgenden realen Vermögensverlusten die Anlage-Alternativen, so dass viel Geld an den Aktienmarkt fließt.

Über die volkswirtschaftliche Bedeutung von Zinssenkungen beispielsweise für Südeuropa lässt sich zwar trefflich streiten. Denn das hilft nicht in Ländern wie Griechenland oder Zypern, die über Jahrzehnte die notwendigen Reformen verschlafen haben. Für die Börse dagegen gibt es keine bessere Munition als den EZB-Zinsschritt. Und weil die Konjunktur in Europa schwächelt und keine Inflation droht, ist in absehbarer Zeit nicht mit Zinserhöhungen zu rechnen. Das spricht für eine Fortsetzung der Kursrallye. "9000 Punkte sind keine Utopie", sagte gestern der Analyst Daniel Saurenz. So weit mag Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe nicht gehen. Aber auch er glaubt daran, dass es weiter nach oben geht — bis zur Jahresmitte auf 8500 Punkte. Die 9000-Punkte-Marke sieht er indes erst 2015 erreicht.

Rekord-Kursstände wie der von Dienstag und Mittwoch werfen umgekehrt regelmäßig die Frage auf, ob eine Blase droht. Deshalb treten jetzt auch wieder jene Auguren auf den Plan, die getreu der alten Börsenweisheit "Sell in May and go away" (frei übersetzt: Verkaufe im Mai und mach Dich davon) glauben, man müsste nach dem Rekordhoch unmittelbar verkaufen und Kasse machen. Lampe-Analyst Schlienkamp sieht eine solche Blasen-Gefahr nicht: "Die Unternehmensgewinne sind stabil. Aber man sollte genau hinsehen, was man im Portfolio hat. Unternehmen, die restrukturiert werden, und solche aus der klassischen Old Economy sind gefährlich."

(RP/felt)
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