Ölpreis über 100 Dollar Dax verliert fast vier Prozent – Ölpreis über 100 Dollar

Düsseldorf · Die Militäraktion in der Ukraine hat erhebliche Kursverluste an den Börsen ausgelöst. Die NRW-Konzerne Metro und Uniper sind besonders betroffen.

 Mit steigenden ölpreisen droht auch das Tanken noch einmal teurer zu werden.

Mit steigenden ölpreisen droht auch das Tanken noch einmal teurer zu werden.

Foto: dpa/Jens Büttner

An den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten hat es am Donnerstag schnelle und starke Reaktionen auf den Angriff Russlands in der Ukraine gegeben. Der Deutsche Aktien-Index (Dax) verlor bis zum Handelsschluss knapp vier Prozent, nachdem der zwischenzeitlich deutlich mehr Verluste erlitten hatte. Auch in London, Paris und Zürich gab es ein Minus. Zuvor hatten bereits die asiatischen Börsen Einbußen hinnehmen müssen. Hongkong verlor drei, der Nikkei-Index in Tokio mehr als zwei Prozent. In Moskau wurde der Börsenhandel komplett ausgesetzt; nach dem Neustart lag das Minus zwischenzeitlich bei 40 Prozent, nachdem der Aktienmarkt in der russischen Hauptstadt bereits an den Tagen zuvor massive Kursverluste erlitten hatte. Der Kurs des Rubel fiel zeitweise um rund sechs Prozent.

Der Ölpreis stieg zum ersten Mal seit siebeneinhalb Jahren auf mehr als 100 Dollar, in der Sorge vor womöglich ausbleibenden Öllieferungen aus Russland. Bis zum Nachmittag lag er bei 104,69 Dollar für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mehr als acht Prozent im Plus. Der Goldpreis kletterte auf mehr als 1962 Dollar je Feinunze (31 Gramm), den höchsten Stand seit August 2020. Das Edelmetall gilt in Krisenzeiten, vor allem in solchen geopolitischer Krisen wie jetzt, Anlegern als sicherer Hafen.

Deutsche Unternehmen mit einem starken Geschäft in Russland waren schwer von den Börsenverlusten betroffen. Die Aktie des Düsseldorfer Handelskonzerns Metro verlor vorübergehend mehr als sechs Prozent. Für die Düsseldorfer sind Russland und die Ukraine wichtige Märkte. Die Metro hat im Geschäftsjahr 2020/21 (bis Ende September) in Russland mit 93 Märkten rund 2,4 Milliarden Euro umgesetzt. In der Ukraine betreibt der Konzern 26 Märkte mit zuletzt rund 800 Millionen Euro Umsatz. Beide Länder zusammen machen etwa 13 Prozent des Konzernumsatzes aus. Das Papier des Düsseldorfer Versorgers Uniper, der stark in die Gas-Pipeline Nord Stream 2 investiert hat, büßte bis zum Naschmittag mehr als 16 Prozent ein, erholte sich danach aber wieder. Auch andere Energieunternehmen mussten Verluste hinnehmen: RWE zwischenzeitlich mehr als vier, Eon bis Handelsschluss mehr als drei Prozent. Dagegen gewannen die Aktien des Rüstungskonzerns Rheinmetall fünf Prozent – offensichtlich in der Hoffnung auf weitere Aufträge.

Ein Angriff auf die komplette Ukraine hatte unter Analysten bisher als Worst-Case-Szenario gegolten. Nun scheint es nicht unmöglich, dass auch Russlands große Banken wie die Sberbank vom internationalen Zahlungsverkehr ausgeschlossen werden, wenngleich das mit großen Schäden für die eigene Wirtschaft verbunden wäre.. Russland könnte im Gegenzug die Lieferung von Öl und Gas drastisch verringern oder gar einstellen, was die Öl- und Gaspreise weiter in die Höhe treiben und unter anderem die Energieversorgung im kommenden Winter zumindest in Teilen in Frage stellen könnte.

Was sollen Anleger jetzt tun? „Bei deutschen Versorgern wäre ich derzeit zurückhaltend, dagegen können internationale Ölkonzerne wie Exxon, BP und Royal Dutch vom hohen Ölpreis profitieren“, glaubt Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege bei der Commerzbank. Auch Europas Banken, die insgesamt mit nur ein Prozent ihrer Bilanzsumme in Russland investiert seien, seien ein mögliches Investment. Dazu vielleicht noch der übliche Portfolio-Anteil in Gold (um die fünf Prozent). Und Staatsanleihen von sicheren Emittenten, auch wenn sie noch niedrig verzinst sind. „Die haben zuletzt die Kursverluste am Aktienmarkt abgefedert“, so Schickentanz. Apropos niedrige Zinsen: Die Europäische Zentralbank will bei ihrer nächsten Sitzung im März die Folgen des Ukraine-Konflikts stärker in den Blick nehmen. Der Krieg könnte dazu führen, dass Energiepreise dauerhaft hoch bleiben und so die Inflation anheizen.

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