Börse Griechenland-Krise bringt Dax massiven Tagesverlust

Frankfurt/Main · Die vorerst gescheiterte Einigung im griechischen Schuldenstreit hat dem Dax den größten Tagesverlust seit Jahren eingebrockt. Ein Crash an Europas Börsen blieb wie von Experten erwartet am Montag aber aus.

Griechenland: Der erste Tag der Bankenschließung
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Der erste Tag der Bankenschließung in Griechenland

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Der Dax schloss 3,56 Prozent schwächer bei 11.083 Punkten. Am Freitag hatte sich der deutsche Leitindex noch mit einem satten Wochenplus von mehr als vier Prozent aus dem Handel verabschiedet. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Montag letztlich um 2,67 Prozent auf 19.807 Punkte bergab und der Technologiewerte-Index TecDax verlor 2,84 Prozent auf 1647,79 Punkte.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sackte um 4,21 Prozent auf 3468,90 Punkte ab. An der Börse in Paris ging es kaum weniger stark bergab, während sich der Londoner Aktienmarkt etwas besser hielt. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial stand zum europäischen Handelsende gut 1 Prozent im Minus.

Athens Regierungschef Alexis Tsipras will die Griechen an diesem Sonntag (5. Juli) über das von den Geldgebern vorgelegte Spar- und Reformpaket abstimmen lassen. Mit dieser Entscheidung war am Wochenende eine Einigung mit den Geldgebern gescheitert. Die griechischen Banken sowie die Börse in Athen bleiben bis Anfang kommender Woche geschlossen.

In den vergangenen Tagen hatten immer mehr verängstigte Bürger Bargeld abgehoben und damit die Geldhäuser in Schwierigkeiten gebracht. Als Auslöser für die Bankschließungen und Kapitalverkehrskontrollen gilt der Beschluss der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Sonntag, die Notkredite für griechische Banken zunächst einzufrieren. Dies setzt die Kreditinstitute unter Druck, da der bewilligte Kreditrahmen dem Vernehmen nach bereits ausgeschöpft war. Ohne eine Einigung mit den Geldgebern droht Griechenland die Pleite.

"Der Super-Gau, ein Austritt Griechenlands aus dem Euro, ist derzeit näher als man es je für möglich gehalten hätte", sagte Analyst Jens Klatt vom Devisenhändler DailyFX.

Karsten Junius, Chefökonom der Schweizer Privatbank J.Safra Sarasin, kommentierte: "Die Entscheidung der griechischen Regierung, ein Referendum abzuhalten, hat in eine 'Lose-Lose'-Situation geführt." Es sei vielleicht aus Sicht der Regierung ein kluger Schachzug, die Verantwortung in die Hände des Volkes zu legen. Ökonomisch habe dies die Lage allerdings nur verschlimmert, erklärte Junius. Er rechnet mit einer "langen Zeit der Unsicherheit - weit über das kommende Wochenende hinaus."

Die Finanzwerte gerieten europaweit unter die Räder: In Deutschland waren die Papiere des hiesigen Branchenprimus Deutsche Bank mit minus 5,81 Prozent größter Dax-Verlierer. Sie belastete zudem ein Bericht der "Financial Times", demzufolge die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) dem scheidenden Co-Chef Anshu Jain im Zusammenhang mit den Untersuchungen des Libor-Skandals Irreführung vorwirft.

Am deutschen Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,69 Prozent am Freitag auf 0,63 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,26 Prozent auf 138,35 Punkte. Der Bund-Future gewann 1,11 Prozent auf 151,74 Zähler. Der Euro erholte sich im Tagesverlauf und kostete zuletzt 1,1183 US-Dollar. Davor hatte die EZB den Referenzkurs auf 1,1133 (Freitag: 1,1202) US-Dollar festgesetzte; der Dollar kostete damit 0,8982 (0,8927) Euro.

(dpa)
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