Börse Dax-Aufstockung ist beschlossene Sache

Frankfurt · Es ist die größte Reform in der Geschichte des Leitindex: Im September des kommenden Jahres wächst er um zehn Mitglieder. Und es soll weitere wesentliche Änderungen geben.

 Bald wird es unübersichtlicher an der Frankfurter Börse: Die Dax-Anzeigetafel muss dann 40 Titel abbilden.

Bald wird es unübersichtlicher an der Frankfurter Börse: Die Dax-Anzeigetafel muss dann 40 Titel abbilden.

Foto: dpa/Arne Dedert

Seit mehr als 32 Jahren gibt es den Deutschen Aktien-Index in der aktuellen Form, und seitdem hat Deutschlands wichtigster Börsenindex   30 Mitglieder. Rund ein Drittel davon ist schon seit dem Start dabei.

Doch die Zahl 30 ist nur noch eine auf Zeit. Sie wird sich im kommenden Jahr ändern. Im September 2021 soll der Index um zehn Mitglieder wachsen – die optisch auffälligste Veränderung in einer Reform, die noch andere wesentliche Neuerungen mit sich bringen wird. Den Anlass hat der Abstieg des insolventen Finanzdienstleisters Wirecard gegeben, bei dem in der Vergangenheit offensichtlich kräftig manipuliert worden ist. Die jetzt durch die Deutsche Börse verkündete Reform ist auch das Ergebnis einer Befragung von etwa 600 Interessengruppen darunter Verrteter der Finanzindustrie, der Unternehmen und Verbände. Die künftigen Kriterien sollen so aussehen:

Erfolg Bislang war die Antwort auf die Frage, ob ein Unternehmen profitabel ist, völlig belanglos dafür, ob dieses Unternehmen in den Dax aufgenommen wird. Entscheidend waren der Börsenumsatz und der Börsenwert, die sogenannte Marktkapitalisierung. Ab Dezember dieses Jahres müssen Aufstiegskandidaten nachweisen, dass sie in den zwei Jahren zuvor operativ Geld verdient haben. Wäre das bisher schon der Fall gewesen, wäre der Lieferdienst Delivery Hero jetzt nicht im Dax. Diese Regel gilt nur für Neue im Dax, nicht für die bereits vorhandenen Unternehmen.

Fristen Spätestens drei Monate nach Ablauf des Geschäftsjahres müssen Mitgliedsunternehmen im Dax, M-Dax, S-Dax und Tec-Dax ihr Zahlenwerk veröffentlichen. Für Quartalszahlen gilt eine Frist von 45 Tagen nach Abschluss des jeweiligen Drei-Monats-Zeitraums. Das Ganze ist eine Konsequenz aus dem Skandal um den Finanzdienstleister Wierecard, bei dem die Veröffentlichung von Zahlen immer wieder verschoben worden war. Wer gegen die Regeln verstößt, kann nach 30 Tagen Frist aus dem Index fliegen.

Prüfungsausschuss Einen Aufsichtsrat hat wohl jedes der in den Indizes notierten Unternehmen, aber einen Prüfungsausschuss nicht unbedingt. Der wird nun verbindlich vorgeschrieben und soll die Erstellung von Bilanzen und Erfolgsrechnungen überwachen und entsprechend Regelverstöße ahnden können. Das würde dann vermutlich auch die Wirtschaftsprüfer treffen. Bei Wirecard war ein Preüfungsausc hatte der inzwischen insolvente Zahlungsabwickler erst im vergangenen Jahr eingerichtet. Der Zwang zum Prüfungsausschuss gilt für neue Index-Mitglieder ab März des kommenden Jahres, für bestehende Mitglieder erst ab September 2022.

Aufstiegskandidaten „Mit der Erweiterung um zehn auf insgesamt 40 Werte werde der Dax die größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland „noch umfassender abbilden", teilte die  Börse mit.  Als potenzielle Aufsteiger  gelten unter anderem das Hildener Biotech-U;nternehmen Qiagen, der Online-Modehändler Zalando, der Flugzeugbauer Airbus und der Siemens-Ableger Siemens Healthineers.

Das Deutsche Alktieninstitut begrüßte die geplanten Änderungen, forderte aber gleichzeitig weitere Neuerungen. „Die Erweiterung des Dax von 30 auf 40 Unternehmen kann nur ein erster Schritt im Rahmen einer allgemeinen Überarbeitung der DaxFamilie sein“, erklärte Christine Bortenlänger, Geschäftsführende DAI-Vorständin . „Der M-Dax verliere durch die Aufstockung des Dax stark an Bedeutung, seine Marktkapitalisierung schrumpfe um ein Drittel. Deswegen sei ein Konzept notwendig, bei dem auch  M-Dax und S-Dax SDAX überprüft und gegebenenfalls angepasst würden.

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