Berlin Dauderstädt führt Beamtenbund

Berlin · Die Delegierten stimmen außerdem für eine Fusion mit der Tarifunion.

Als Peter Heesen vor acht Monaten ankündigte, er werde im November nicht erneut als Vorsitzender des Deutschen Beamtenbundes (DBB) antreten – wer wolle schon jemandem im Pensionärsalter auf diesem Posten –, da hatte sich nach Bekunden des Gewerkschaftschefs noch niemand Gedanken über seine Nachfolge gemacht.

Seit gestern ist diese Frage beantwortet: Bei einer Kampfabstimmung auf dem 23. Gewerkschaftstag von DBB Beamtenbund und Tarifunion in Berlin machten Heesen-Vize Klaus Dauderstädt und der Chef des Bayerischen Beamtenbundes, Rolf Habermann, die Sache unter sich aus. Mit rund 60 Prozent der Delegierten-Stimmen ging Dauderstädt als Sieger hervor – mit 63 Jahren ist der Bonner übrigens nur unwesentlich jünger als sein Vorgänger Heesen (65). Der bislang für Sozialpolitik zuständige Jurist unterstrich in seiner Dankesrede allerdings noch einmal deutlich, dass er die fünfjährige Amtszeit an der DBB-Spitze voll erfüllen wolle.

Die erste große Bewährungsprobe steht dem neuen DBB-Chef unmittelbar bevor: Im Dezember beginnen die Vorbereitungen für die Tarifverhandlungen der Landesbeschäftigten. An der Seite der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wird der Beamtenbund dann den Spagat versuchen, Lohnvorstellungen der Mitglieder und die klamme Finanzlage der öffentliche Haushalte unter einen Hut zu bekommen – die Ergebnisse werden in der Regel auf die Beamten übertragen. Für die Tarifrunde kündigte Dauderstädt eine harte Gangart an. Der Beamtenbund werde zusammen mit Verdi selbstbewusst "und auf Augenhöhe" antreten.

Außerdem vollzogen die Delegierten einen historischen Schritt: So stimmten sie für eine Fusion des klassischen Beamtenbundes mit der unabhängigen Tarifunion, in der Arbeiter und Angestellte des öffentlichen Dienstes organisiert sind. Die Fusion zu einer Einheitsgewerkschaft mit 1,2 Millionen Mitgliedern hatte noch Heesen angestoßen. Der scheidende DBB-Chef verabschiedete sich mit einer emotionalen Rede. Leicht hatte er es den Mitgliedern nicht immer gemacht. Mal räumte er ein, dass es auch "faule" Staatsdiener gebe. Mal forderte er dazu auf, den "Muff" aus den Amtsstuben zu vertreiben. Die Delegierten dankten ihm dennoch zum Abschied mit langanhaltendem Beifall.

(RP)
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