Serie "Digitale Revolution" Das Smartphone kann das Bargeld ablösen

Düsseldorf · Immer mehr Verbraucher bezahlen ihren Einkauf elektronisch. Künftiger Standard ist kontaktloses Bezahlen per Kreditkarte oder App.

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Die Deutschen lieben ihr Bargeld. Auch wenn an einem durchschnittlichen Geldschein angeblich bis zu 26.000 gesundheitsschädliche Bakterien haften. Auch wenn man es nach einem Diebstahl nicht per Notruf sperren lassen kann. Auch wenn die Bargeld-Logistik jährlich Milliarden Euro verschlingt und damit einen Gutteil der Kosten für ein Girokonto ausmacht.

Trotz allem vertrauen die Deutschen Scheinen und Münzen am meisten - noch. Edgard Gooßens, Vorstandsmitglied des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), sagt: "Ich will nicht darüber spekulieren, wann das Bargeld in Deutschland abgeschafft wird. Ich bin mir aber sicher: Die Deutschen sind in Europa die letzten, die das Bargeld abschaffen werden."

In den Niederlanden wurden 2013 die Einkäufe nur noch in 37 Prozent aller Fälle bar bezahlt, in Schweden gar nur noch in 20 Prozent. Die Deutschen hingegen zahlten nach Auskunft des Handelsverbandes HDE im vergangenen Jahr noch in 54,4 Prozent der Fälle bar, 62 Prozent der Verbraucher bevorzugen den Einkauf mit Scheinen und Münzen. Ausdruck der alten Liebe, die aber kleiner wird. Seit 20 Jahren steigt die Zahl der Einkäufe, die elektronisch bezahlt werden.

Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes Bitkom, verweist auf die deutlich größere Sicherheit bei elektronischen Zahlungsmitteln: "Bezahlkarten und Smartphones lassen sich im Verlustfall einfach sperren, bieten verschlüsselte Zahlungsvorgänge und verringern dadurch mögliche Schäden." Immerhin ein Drittel zahlt lieber elektronisch, aber die Wenigsten nutzen dafür bisher das Smartphone als digitale Geldbörse. Doch ihr Anteil wird in den kommenden zehn Jahren steigen. Die Technologie will es so.

Möglich macht dies der Nahfunkstandard NFC. Smartphones, die mit entsprechenden Chips ausgestattet sind, können über eine Schnittstelle an der Kasse die Zahlung ganz schnell auslösen. Die meisten Android-Telefone sind damit bereits ausgestattet. Allem Anschein nach baut Apple nun auch im neuen iPhone einen NFC-Chip ein.

Bezahldienstleister reagieren darauf: Jüngst verkündete der Kreditkarten-Riese Mastercard, ab 2015 bei allen neu aufgestellten Kassen in Geschäften künftig diese Technologie einzusetzen. Spätestens 2018 sollen dann alle Kassen mit Mastercard-Akzeptanz mit der Funktechnik ausgerüstet sein. Benutzer müssten dann beim Bäcker oder am Fahrscheinautomat noch ihr Smartphone vorhalten, abgerechnet wird via Google Playstore oder iTunes-Plattform von Apple.

Das Smartphone als Geldbörse eröffnet einen neuen Markt, in den bereits heute weitere Anbieter drängen. Der Online-Händler Amazon hat vor wenigen Wochen seine Smartphone-App "Wallet" (deutsch: Geldbörse) veröffentlicht, allerdings kann der Nutzer bisher damit noch nicht zahlen, sondern nur gesammelte Gutscheine einlösen. Etwas weiter ist das Bezahlsystem "Payfriendz". Mit dieser App kann der Nutzer kleinere Beträge an Freunde regelrecht versenden, und zwar via SMS. Auch Geldinstitute bieten erste Lösungen fürs mobile Bezahlen per Smartphone. Und der Ebay-Bezahldienst Paypal will künftig auch in Deutschland ein NFC-Verfahren etablieren. Parallel treibt Paypal aber auch ein eigenes Verfahren bei Gastronomie-Bezahlsystemen voran. Zweifel an der Sicherheit zerstreut Bitkom-Experte Steffen von Blumröder: "Alles, was mit Zahlungen zu tun hat, wird streng reguliert und mit hohen Standards versehen." Bitkom hat übrigens herausgefunden, warum die meisten Verbraucher das Bare so schätzen: Weil sie dadurch ihre Finanzen besser zu kontrollieren glauben.

Weitere Folgen unserer Serie "Digitale Revolution" finden Sie hier.

(RP)
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