Städteranking 2014 Das Ruhrgebiet verliert den Anschluss

Berlin · Derzeit beraten die Ministerpräsidenten der Länder über die Neuordnung des Länderfinanzausgleichs. Und es mehren sich Forderungen, dass auch arme Regionen im Westen vom Soli profitieren sollen. Wie sehr vor allem das Ruhrgebiet den Anschluss zu anderen Regionen der Republik verliert, zeigt auch das neue Städteranking von Immobilienscout und Wirtschaftswoche. Ein Gewinner in diesem Jahr kommt dagegen aus dem Osten: Leipzig.

 Putz fällt von einer Häuserwand in Duisburg. Das Ruhrgebiet ist beim Städteranking erneut auf den hinteren Plätzen vertreten.

Putz fällt von einer Häuserwand in Duisburg. Das Ruhrgebiet ist beim Städteranking erneut auf den hinteren Plätzen vertreten.

Foto: dpa, fg dna;cse vfd

"Das ist kein Ausgleich mehr, sondern Überkompensation", sagte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) im Vorfeld der Beratungen der Ministerpräsidenten. "Wir wollen mehr von dem Geld behalten, das hier erwirtschaftet wird." Dann könne NRW auch aus eigener Kraft die notwendigen Investitionen in Bildung und Infrastruktur stemmen. Denn immerhin hat das Bundesland die höchste Verschuldung der Republik. Und der industrielle Niedergang des Ruhrgebietes ist zunehmend spürbar.

Das zeigt auch das Städteranking 2014 von Immobilienscout24 und der "Wirtschaftswoche". Denn die Städte des Ruhrgebietes sind hier sowohl in der Kategorie Niveauranking als auch im Dynamikranking (die Städte, die den dynamischsten Wandel hingelegt haben) Schlusslichter — wie auch in den Vorjahren. Die Region, so heißt es, habe den Strukturwandel von einer alten Industrieregion hin zum modernen Dienstleistungs- und Wissensstandort bisher nicht geschafft. Der industrielle Niedergang und die damit einhergehende Schwächung der Immobilienmärkte führe zu einer abnehmenden Attraktivität und auch einem Bevölkerungsverlust für die betroffenene Städte.

München Sieger im Niveauranking

Gut 50 Indikatoren aus den Bereichen Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt, Immobilienmarkt und Lebensqualität haben Immobilienscout24 und "Wirtschaftswoche" auch in diesem Jahr untersucht, um ihr Städteranking zu erfassen.Nicht nur, dass die Städte des Ruhrgebietes wieder weit abgeschlagen hinten landen — und der Abstand demnach immer größer wird —, auch gibt es wie in den Vorjahren wieder den einen Sieger im Niveauranking: München.

Die bayerische Landeshauptstadt punkte durch einen starken Arbeitsmarkt, eine dynamische Gründungskultur und attraktive Tourismus- und Kulturangebote, heißt es in der Analyse. Überhaupt schneidet der Süden der Republik in der Rangliste am besten ab. In den Top Ten der Städte sind immerhin neun aus dem Süden vertreten. Neu dabei sind in diesem Jahr Freiburg und Karlsruhe, die im Vergleich zum Vorjahr acht Plätze gut machen konnten.

Leipzig auf Platz vier im Dynamikranking

Aber auch eine Stadt im Osten wird als besonders dynamisch in Bezug auf ihren Wandel hervorgehoben: Leipzig. Im Dynamikranking hat sie elf Plätze gut gemacht und liegt nun auf Platz vier. Diese Aufholjagd habe die Stadt der Ansiedlung attraktiver Arbeitgeber wie Siemens oder Porsche zu verdanken. Dadurch kämen auch immer mehr junge und gut ausgebildete Menschen in die sächsische Stadt. Zudem punkte Leipzig mit einem attraktiven Immobilienmarkt und einer idealen Infrastruktur.

Im Dynamikranking gehören 2014 aber auch Städte wie Wolfsburg, Ingolstadt und Würzburg zu den Gewinnern. Dank ihrer positiven Rahmenbedingungen finden sie sich in dieser Kategorie neu in den Top Ten wieder.

Die Macher der Studie betonen aber auch, dass zwar einerseits ein boomender Mietmarkt ein positiver Indikator für die regionale Wirtschaftskraft ist, andererseits aber dadurch auch die Versorgung mit Wohnraum problematisch werden könnte. So müssten Mieter in Städten wie München, Freiburg und Heidelberg zwischen 23 und 30 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten ausgeben — wenn sie denn in der Stadt wohnen bleiben.

(das)
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