Das neue iPhone ist flacher und funkt schneller

San Francisco Nach vielen Monaten des Wartens hat Apple gestern Abend in San Francisco das neue iPhone vorgestellt. Wirkliche Überraschungen gab es wenige, die meisten Eigenschaften des Gerätes waren über Zulieferer oder Lecks im Konzern vorher bereits herausgekommen. Und es gab auch schlechte Nachrichten: Das iPhone 5 hat, wie befürchtet, einen neuen Verbindungsstecker mit weniger Polen erhalten. Wer also sein Gerät bisher mit der Stereoanlage verbunden hatte, braucht dazu künftig einen Adapter.

Ansonsten hat der amerikanische Konzern sein Top-Gerät mächtig aufgerüstet. Verkaufstart in Deutschland ist am 21. September, das Gerät wird wohl zum gleichen Preis wie das bisherige Topmodell 4S erhältlich sein. Dafür werden die beiden Vorgängermodelle 4S und 4 günstiger. Das Spitzengerät hat Apple endlich auch mit der LTE-Mobilfunktechnik der nächsten Generation ausgerüstet. Das erlaubt Datenübertragung von bis zu 100 Megabit pro Sekunde.

Das iPhone 5 ist mit 112 Gramm nur noch minimal schwerer als eine Schokoladentafel und 20 Prozent leichter als das Vorgängermodell. Es ist mit 7,6 Millimetern Höhe 18 Prozent dünner, während das Display auf vier Zoll gewachsen ist und damit an das von vielen Testern exzellent bewertete Samsung Galaxy S 3 herankommt.

Und trotz des niedrigen Gewichtes gibt Apple hohe Akkulaufzeiten an: Das Gerät kann ohne Gebrauch angeblich 225 Stunden ohne neues Aufladen durchhalten, mit Video zehn Stunden, und Telefonieren ist immerhin acht Stunden möglich. Zudem bietet Apple als neue Funktion an, mit "Wideband-Audio" zu telefonieren – dabei werden deutlich mehr Töne übertragen als beim klassischen Mobilfunk.

Dabei hat das Gerät laut Apple rund 200 neue Funktionen gegenüber dem Vorgängermodell integriert. Das Spracherkennungssystem "Siri" wurde zum kompletten Navigationssystem weiterentwickelt – die Stimme des Gerätes führt einen Autofahrer bis hin zum Ziel, während man gleichzeitig ein Restaurant reservieren kann. Rund 100 Millionen Adressen hat Apple bereits in die zentralen Speicher von Siri eingetragen – so entwickelt sich Siri zum mobilen Gegenmodell zu Google als Suchmaschine.

Zusammen mit dem neuen iPhone bringt Apple auch die nächste Generation seines mobilen Betriebssystems an den Start. Die Software iOS 6 bietet unter anderem eine vertiefte Integration des Online-Speicherdienstes iCloud. Filme, die man auf einem iPad anschaut, kann man dann unterbrechungsfrei auf dem iPhone weiterschauen.

Den Videotelefonie-Dienst Facetime kann man jetzt auch in Mobilfunk-Netzen nutzen und nicht nur in einem W-Lan-Netz – damit wird Videotelefonie zum Standard. Und die Kamera erlaubt mit einer Zusatzfunktion Panoramafotos mit bis zu 28 Megapixel – traditionelle Kameras drohen weiter an Bedeutung zu verlieren.

Außerdem integriert ist die neue App "Passbook", die ein digitales Portemonnaie etwa für Flugzeugtickets oder Treuekarten bietet – da Apple weit mehr als 100 Millionen Kreditkartenkonten registriert hat, kann der Konzern so eines der erfolgreichsten digitalen Bezahlsysteme der Welt aufbauen.

Diese Entwicklung und auch der erfolgreiche Musikladen iTunes sind auch der Grund, warum Apple an der Börse das mittlerweile am höchsten bewertete Unternehmen der Welt ist – mit einem Wert von fast 500 Milliarden Euro. Das iPhone ist dabei das wichtigste Apple-Produkt, das den einstigen Nischen-Anbieter zum erfolgreichsten Computerkonzern mit Bargeld-reserven von fast 120 Milliarden Dollar gemacht hat.

(RP)
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