Düsseldorf Das Milliardengeschäft mit der Fitness

Düsseldorf · 7,9 Millionen Deutsche sind Mitglied in einem Fitnessstudio und sorgen für einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro. Auch in diesem Jahr soll die Branche dank Discount-Preisen wachsen. Verbraucherschützer raten Kunden zur Wachsamkeit.

Das Geschäft mit den Muskeln wächst rasant. Immer mehr Deutsche sind bereit, für den Traum von der Traumfigur zu bezahlen. Nach einer Studie des Wirtschaftsprüfers Deloitte sind 7,9 Millionen Deutsche Mitglied in einem Fitnessstudio. Das sind rund vier Prozent mehr als im Jahr 2011. Statistisch gesehen sind in den Clubs mehr Mitglieder als beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), dem größten Einzelsportverband der Welt mit 6,8 Millionen registrierten Personen. Gleichzeitig stieg der Gesamtumsatz der Fitnessbranche leicht um 0,1 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro an. Und so geht es schon seit Jahren. "Insgesamt ist der Markt von 2007 bis 2012 um durchschnittlich sieben Prozent pro Jahr gewachsen", sagt Karsten Hollasch, Leiter der Sport Business Gruppe bei Deloitte Deutschland.

Vor zehn Jahren gab es bundesweit 5700 Anlagen, nun sind es 7566. Die Anbieter haben sich immer mehr auf die jeweilige Kundschaft spezialisiert – in den Segmenten Discount, Medium und Premium. Ob für kleines Geld Gewichte heben oder in Wohlfühl-Atmosphäre Körper und Geist in Einklang bringen – für alles gibt es Angebote.

Für das Wachstum sind vor allem Discount-Anbieter verantwortlich. 2012 waren erstmals fast so viele Sportbegeisterte in Kettenbetrieben angemeldet (3,5 Millionen) wie in Einzelanlagen (3,6 Millionen) – außerdem gibt es Filialbetreiber mit jeweils einigen Studios, die zunehmend an Bedeutung verlieren.

Marktführer unter den Billiganbietern ist die Kette "McFit" (1,2 Millionen Mitglieder europaweit). Das Geschäftsmodell: Billige Preise erleichtern Sportmuffeln den Schritt zur Anmeldung. Läuft der Vertrag, zahlen sie zwischen 15 und 20 Euro im Monat, doch längst nicht alle nutzen dann auch die Geräte. Die Folge: "Karteileichen" finanzieren so die aktiven Sportler mit.

Dass es aber nicht überall in der Fitness-Branche sauber zugeht, das stellt die Verbraucherzentrale NRW immer häufiger fest. "Wir haben immer wieder Beschwerden von Kunden in Fitnessstudios", sagt Carolin Semmler, Juristin bei der Verbraucherzentrale. "In bestimmten Bereichen bewegen sich Studios im rechtlichen Graubereich."

Die häufigsten Verstöße stellten die Verbraucherschützer bei Haftungsklauseln im Kleingedruckten fest. 20 Studios erhielten deshalb 2012 eine Abmahnung und reichten kleinmütig eine Unterlassungserklärung ein. Der Hauptmangel: Viele Studiobetreiber versuchten ihre Schadenshaftung auszuschließen, und zwar unzulässig weit auch bei Unfällen an nicht gewarteten Geräten. "Ein Studio muss nicht für alle Schäden aufkommen, aber es ist auch nicht berechtigt, die Verantwortung komplett auszuschließen", mahnt die Verbraucherzentrale. Ein weiterer Beschwerdegrund waren massiv überzogene Forderungen bei Verlust der Mitgliedskarte – auch das rechtlich gesehen muss im Rahmen bleiben.

Wer das richtige Studio sucht, sollte als erstes auf die Vertragslaufzeit achten. Der Bundesgerichtshof hat im Februar 2012 entschieden, dass eine Erstlaufzeit von 24 Monaten zulässig ist. Wer ein Studio aber noch nicht kennt, sollte zunächst – falls möglich – eine kürzere Laufzeit wählen, auch wenn der Beitrag dann teurer wird. Wenn der Vertrag nicht rechtzeitig gekündigt wird, verlängert er sich in der Regel automatisch.

Sechs Monate sind in Ordnung, meint die Verbraucherzentrale. Außerdem werden nicht selten neben dem Mitgliedsbeitrag Zusatzkosten versteckt. "Es gibt Studios, die erheben nach einem halben Jahr Service-Pauschalen oder Trainer-Pauschalen, eine hohe Aufnahmegebühr, oder das Duschen kostet extra", erklärt Semmler. Das Risiko: Ist ein Vertrag unterschrieben, dann können Kunden ihn nur mit einem ärztlichen Attest außerordentlich beenden.

(RP)
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