Reform der Passagierkontrollen Wie das Flughafenchaos in Düsseldorf und Köln endlich enden soll

Düsseldorf/Berlin · Das Chaos an den Flughäfen Düsseldorf und Köln-Bonn soll endlich enden. Die Bundesregierung will die Passagierkontrollen nun von den Airports statt von der Bundespolizei managen lassen. Die Gespräche sollen bald starten.

Gerade in den Ferien wie hier im Sommer sind die Zustände in Düsseldorf oft unterträglich.

Gerade in den Ferien wie hier im Sommer sind die Zustände in Düsseldorf oft unterträglich.

Foto: dpa/David Young

Das Desaster an den zwei großen Flughäfen von NRW, Düsseldorf und Köln-Bonn, soll endlich vorbeigehen. Nachdem Passagiere während der Oster- und Sommerferien und auch noch im Herbst immer wieder äußerst lange Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen hinnehmen mussten, haben sich Flughafenverband ADV und das Bundesinnenministerium darauf geeinigt, dass man gemeinsam prüft, ob die Flughäfen am Rhein die Sicherheitskontrollen selber steuern anstatt dies der relativ bürokratisch arbeitenden Bundespolizei zu überlassen. „Die großen Flughäfen stehen bereit, ihre Rolle als zentraler Koordinator aller Prozesse im Terminal und am Flughafen, auch im Bereich der Luftsicherheitskontrollen wahrzunehmen“, sagt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, unserer Redaktion. Und nachdem sich das Bundesinnenministerium und der Flughafen Frankfurt bereits darauf einigten, dass der Airport ab Januar dort die Kontrollen steuert, soll dies nun für die zwei großen NRW-Airports geplant werden: Frankfurt sei ein „wegweisendes Leuchtturmprojekt“, so Beisel. Zur Lage an den anderen großen Airports wie insbesondere NRW werde der ADV „in Kürze entsprechende Gespräche mit dem Bundesinnenministerium“ beginnen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte bei einem Empfang des Luftfahrtverbandes BDL, sie strebe an, in Düsseldorf und Köln das „Frankfurter Modell“ zu übernehmen. Das berichten mehrere Quellen.

Düsseldorf als auch Köln-Bonn begrüßen die neue Initiative, ebenso NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne). „Der Düsseldorfer Airport ist bereit, die Auswahl und Steuerung des Dienstleisters selbst zu übernehmen, um die Prozesse an den Sicherheitskontrollstellen ebenso reibungslos zu organisieren wie die Personal- und Waren-Kontrollen“, erklärt eine Sprecherin des größten NRW-Flughafens. Seit Jahren ist der Flughafen genervt, weil private Sicherheitsfirmen wie die DSW (Piepenbrock) laufend zu wenig Personal anheuern, um Geld zu sparen. Ein Sprecher von Köln-Bonn sagt: „Der Flughafen begrüßt es, dass darüber gesprochen wird, die Organisation der Sicherheitskontrollen in die Hände der Airports zu legen. In der Zusammenarbeit mit Dienstleistern hat der Flughafen große Erfahrung, gerade mit Blick auf Planung und Steuerung von Prozessen. NRW-Verkehrsminister Krischer hatte schon Ende September gesagt, es solle für Düsseldorf und Köln-Bonn geprüft werden, „ob die Flughafenbetreiber die Kontrolle und damit auch die Verantwortung für den reibungslosen Ablauf der Kontrollen übernehmen können, wie das etwa am Frankfurter Flughafen geplant ist.“

Reisender dokumentiert Schmutz am Düseldorfer Flughafen
9 Bilder

Reisender dokumentiert Schmutz am Düseldorfer Flughafen

9 Bilder
Foto: dpa/David Young

Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf freut sich: „Eine Verbesserung der Lage ist für die Wirtschaft dringend erforderlich“.Die Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete Zanda Martens, Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion für Fluggastrechte, meint dagegen, es wäre besser, die Kontrollen zu verstaatlichen: „Die Luftsicherheitsaufgaben dürfen nicht weiter an private Dienstleister vergeben sein. Der Staat muss wieder die Verantwortung und Kontrolle über reibungslose Betriebsabläufe, Terrorabwehr, aber auch die Arbeitsbedingungen zurückerlangen.“

NRW: Was ist im Jahr 2023 passiert? Fotos der Ereignisse
33 Bilder

Jahresrückblick – das ist im Jahr 2023 in NRW passiert

33 Bilder
Foto: dpa/Roberto Pfeil

Dies sieht auch Özay Tarim so, für den Airport zuständiger Verdi-Sekretär: „Seit Monaten schaffen es die privaten Sicherheitsfirmen nicht, genügend Personal anzuheuern.“ Das läge auch daran, dass die für Düsseldorf zuständige Sicherheitsfirma DSW (Piepenbrock) weiterhin keine Verträge mit voller Stundenzahl anbieten würde, um Geld zu sparen und um bei wenig Flugverkehr wenig Lohn zahlen zu müssen. „Luftsicherheitsaufgaben gehören wie in Bayern in die öffentliche Hand. Gewinnorientierte Sicherheitsfirmen sind gescheitert“, sagt Tarim. Fakt ist, dass bei Piepenbrock tatsächlich maximal 120 Stunden Arbeitszeit angeboten werden bei allerdings 20 Euro Stundenlohn, was auf einen Monatslohn von 2400 Euro hinausläuft (ohne Zulagen).

Die Lage in Bayern, wo tatsächlich eine staatliche Firma die Kontrollen übernommen hat, und an anderen Airports kennt mit am besten sicherlich Carsten Spohr, Chef der Lufthansa. Inakzeptabel seien die aktuellen Missstände in NRW, sagt er. Das Modell Bayern sei gut. Ebenso sinnvoll sei aber, falls nun an den zwei großen Flughäfen von NRW der Airport die Kontrollen managt: „Wir erwarten eine Verbesserung in Düsseldorf und Köln-Bonn.“

Das sieht auch Ludger Van Bebber so, Chef des Flughafens Dortmund, der früher den Flughafen Weeze geleitet hatte: „Wir hatten im Oktober die höchsten Passagierzahlen in der Geschichte des Flughafens und die Sicherheitskontrollen liefen und laufen reibungslos. Weil wir ein kleiner Airport sind, steuert die Bezirksregierung die privaten Sicherheitsfirmen. Das funktioniert gut.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort