Bilanz der Lufthansa Teures Flug-Chaos

Frankfurt · Der Krisensommer 2018 kostete die Lufthansa eine halbe Milliarde Euro. In Düsseldorf drängt der Konzern auf schnellere Abfertigung.

Flugbegleiterinnen der Deutschen Lufthansa AG warten während der Bilanz-Pressekonferenz vor einem Fenster am Terminal. Im Hintergrund steht ein Airbus A350.

Flugbegleiterinnen der Deutschen Lufthansa AG warten während der Bilanz-Pressekonferenz vor einem Fenster am Terminal. Im Hintergrund steht ein Airbus A350.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Die Lufthansa rechnet in diesem Sommer erneut mit massenhaft Verspätungen in Deutschland und Europa. Das sagte Vorstandschef Carsten Spohr bei der Bilanzvorlage. Ihm bereite vorrangig Sorgen, dass für diesen Sommer 2,3 Prozent mehr Flüge in Deutschland prognostiziert würden, während die Personalkapazitäten der Deutschen Flugsicherung noch einmal sinken würden, obwohl diese 2018 bereits zu wenige Fluglotsen gehabt habe. „Wir brauchen einen flexibleren Einsatz der Fluglotsen“, so Spohr. Seine eigene Airline habe 400 Einzelschritte in die Wege geleitet, um den Flugbetrieb besser in den Griff zu bekommen. So nimmt der Konzern 37 Maschinen der insgesamt 760 Flugzeuge als Reservejets aus dem regulären Flugbetrieb heraus, die beim Ausfall von Jets oder bei Verspätungen einspringen können. Einige der Jets kommen nach Düsseldorf und Köln. Spohr: „Der Sommer 2019 wird besser als 2018, aber nicht gut. Priorität für uns hat eine bessere Performance.“

Wie teuer das Flugchaos die Lufthansa kommt, zeigt die Bilanz. Die Kosten für Flugausfälle und Verspätungen stiegen um 70 Prozent auf 518 Millionen Euro. Rund 250 Millionen Euro davon gingen als Entschädigungszahlung an Passagiere. Weil gleichzeitig auch noch die Ausgaben für Kerosin um 855 Millionen Euro stiegen, konnten Spohr und Finanzvorstand Ulrik Svensson froh sein, dass das Konzernergebnis nur leicht von 2,3 Milliarden auf 2,2 Milliarden Euro sank. Der Umsatz stieg dagegen um sechs Prozent auf 35,8 Milliarden Euro. Der Ticketverkauf wuchs sogar um zehn Prozent auf 142 Millionen Stück.

Doch weil der Preiskampf bei den Tickets anhält und die Spritpreise wohl relativ hoch bleiben, wagte der Vorstand nur einen vorsichtigen Ausblick für 2019: Das Ticketangebot wird statt um knapp vier Prozent nur um rund zwei Prozent erhöht. „Wir leben in volatilen Zeiten“, sagte Spohr. Die Aktie rutschte um knapp sechs Prozent auf 21,60 Euro ab – vor einem Jahr lag der Kurs noch bei 27 Euro. Die Dividende bleibt bei 80 Cent pro Papier.

In Richtung Düsseldorf als größtem Standort des Konzernablegers Eurowings verkündete Spohr drei Nachrichten: Er sei froh, dass die Kontrollen der Passagiere deutlich schneller liefen als noch im Sommer 2017. Der Airport der Landeshauptstadt müsse insgesamt besser arbeiten, bevor Eurowings auf weiteres Wachstum zusätzlich zu den rund 40 stationierten Jets setze. Insbesondere dauere das Ausladen von Gepäck zu lange. Das ist aber eine Arbeit, für die der Airport nicht selbst verantwortlich ist.

Außerdem machte der aus dem Ruhrgebiet stammende Manager klar, dass es vorerst kein neues Aufstocken der Überseeflotte von Eurowings in der NRW-Hauptstadt gibt, nachdem im Herbst vier der acht Jets vom Rhein nach Frankfurt verlagert werden: „Ich kenne das große Potenzial dieser Region. In Düsseldorf hat aber noch nie eine Airline mit der Langstrecke Geld verdient. Jetzt tasten wir uns an dieses Geschäft heran, wollen aber die Kapitalkosten der eingesetzten Jets auch verdienen.“

Dabei setzt die Lufthansa insgesamt auf Wachstum. Die Auslastung stieg dank hoher Nachfrage auf den historischen Höchstwert von 81,4 Prozent. Bis 2027 wird der Konzern 221 neue Flugzeuge in Betrieb nehmen, um die Treibstoffkosten um rund 25 Prozent zu senken. Unter den neuen Jets sind 40 Langstreckenmaschinen zum Listenpreis von insgesamt rund neun Milliarden Dollar, die auf 100 Kilometer pro Passagier nur noch 1,9 Liter Kerosin verbrauchen sollen.

Größtes Sorgenkind des Konzerns, aber auch größter Wachstumstreiber bleibt die aus Köln gemanagte Eurowings. Der Umsatz stieg nach der Übernahme von 77 Jets der früheren Air Berlin zwar um 19 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Doch weil die Integration von Air Berlin 170 Millionen Euro kostete, betrug der Verlust 231 Millionen Euro.

2019 soll Eurowings die Wende schaffen und schwarze Zahlen schreiben. Dabei hofft die Lufthansa-Führung, dass dem Ableger bald ein nächster Wachstumsschritt bevorsteht: Spohr deutete an, dass eine Übernahme großer Teile des zum Verkauf stehenden Ferienfliegers Condor möglich sei. Diese Jets würden dann bei Eurowings landen, darunter auch einige Flugzeuge in Düsseldorf.

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