Düsseldorf Darf's ein bisschen mehr Gold sein?

Düsseldorf · Das Edelmetall gilt in Krisenzeiten als sichere Alternative zu anderen Anlagen. Aber man sollte nur einen Teil seines Vermögens in Barren, Münzen oder ETF-Anteile stecken.

Düsseldorf: Darf's ein bisschen mehr Gold sein?
Foto: Zörner

Immer wenn die Weltwirtschaft in Unruhe ist, wenn geopolitische Spannungen sich zu verschärfen drohen, wenn die Menschen Angst haben vor steigender Inflation und daraus folgender Entwertung ihres Vermögens, und wenn die Sorge wieder neu aufflammt, dass die Politik die Staatsschuldenkrise nicht in den Griff bekommt - dann schlägt in der Regel die große Stunde des Goldes. Das Edelmetall gilt in solchen unsicheren Zeiten stets als sicherer Hafen für jene, die bei alternativen Investments zu sehr von Verlustängsten beherrscht werden. 2011, inmitten der Finanzkrise, kletterte der Preis auf den Rekordwert von 1900 Euro je Feinunze (31,1 Gramm).

Im Juni des vergangenen Jahres, auf dem Höhepunkt der Unsicherheit darüber, ob die Briten tatsächlich die EU verlassen würden, traf diese Regel auch zu. Aber wäre dies immer und uneingeschränkt der Fall, müsste der Goldpreis seit dem Amtsantritt des amerikanischen Präsidenten Donald Trump eigentlich durch die Decke gegangen sein. Ist er aber nicht. Im Gegenteil: Im Juli, also inmitten des US-Wahlkampfes, kletterte der Preis für eine Feinunze zwar bis auf 1350 Euro je Feinunze. Aber ausgerechnet unmittelbar nach der Wahl Trumps kannte der Goldpreis über Wochen hinweg nur eine Richtung: abwärts. Seit kurz vor Weihnachten geht es wieder hoch.

Wie kann das alles sein? Daniel Briesemann, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank, liefert eine schlüssige Erklärung: "Erst mal gab es viele Vorschusslorbeeren für Trump und seine angekündigte Investitionspolitik. Davon haben Unternehmen aus der Industrie profitiert, deren Aktienkurse deutlich gestiegen sind. Gold dagegen wurde weniger attraktiv. Mittlerweile glauben manche Investoren doch wieder, dass sich die Amerikaner mit der Wahl Trumps ein Ei ins Nest gelegt haben. Das macht Gold als Anlage wieder begehrter."

Das Edelmetall profitiert derzeit auch vom schwachen Euro - oder starken Dollar, je nach Sichtweise. In der Gemeinschaftwährung fällt der Wertzuwachs der vergangenen Wochen noch stärker aus als in Dollar, der Währung, in der Gold gehandelt wird.

Solange der Euro schwach bleibt, ist dies also ein zusätzliches Argument für einen Goldkauf. Würde der Kurs deutlich steigen, könnte es mit der Gold-Euphorie schnell vorbeisein. Danach sieht es aber derzeit nicht aus. Aus Sicht von Briesemann ist es für ein Investment noch längst nicht zu spät: "Wir sehen für den Goldpreis derzeit noch Potenzial bis 1300 Dollar." Das wäre gegenüber den derzeitigen Preisen immerhin eine Bruttorendite von fast sieben Prozent - davon kann man bei vielen anderen Geldanlageformen nur träumen.

Aber: Alle Experten empfehlen stets, dass man aus Risikogründen nur einen Teil seines Vermögens in Barren oder Münzen stecken sollte. Briesemann: "Die Commerzbank empfiehlt ihren Kunden, fünf Prozent ihres Depotanteils in Gold zu investieren." Je nach Anlegermentalität könne es auch mehr sein, durchaus auch zehn Prozent. Für Obergrenzen sprechen sich fast alle Analysten aus. Für sie bleibt Gold in jedem Fall "nur" eine Beimischung im Portfolio.

Noch eine Regel mit Ausnahmen: Wenn die Zinsen steigen, fällt der Goldpreis. Briesemann: "Steigende Zinsen sind nicht zwangsweise ein Hindernis für steigende Goldpreise. Zwischen 2004 und 2006 sind die Zinsen in den USA um fünf Prozentpunkte gestiegen, und gleichzeitig ist der Goldpreis von 400 auf 700 Dollar gestiegen." Entscheidend sind nämlich nicht die Nominal-, sondern die Realzinsen. Ein Beispiel: Wenn man fünf Prozent Verzinsung auf sein Erspartes bekommt, die Inflationsrate aber sieben Prozent beträgt, wird Gold wegen des realen Vermögensverlustes beim Sparen als Anlage wieder attraktiv.

Generell gilt aber: Bei steigenden Zinsen werden auch Anleihen wieder interessant für Investoren, die dann Gold wieder verkaufen. Und wenn beispielsweise in den USA in den nächsten Monaten die Notenbank Fed gegen den Willen des Präsidenten die Zinsen erhöhen würde, stiege der Dollarkurs weiter - auch das spräche gegen höhere Goldpreise, weil das Edelmetall ja in Dollar gehandelt wird.

Und wie investiert man am besten in Gold? Natürlich kann man sich Goldbarren oder -münzen kaufen und die in den Safe legen. Dann trägt der Anleger aber auch das Währungsrisiko. Der Wechselkurs entscheidet also mit über den Anlageerfolg. Das kann zum Vorteil des Sparers sein, wenn der Euro gegenüber dem Dollar schwach bleibt oder gar verliert, aber umgekehrt eben auch zum Nachteil. Zudem muss man Kosten für die Lagerung und eventuell für die Versicherung des Goldes einkalkulieren, wenn man das Edelmetall zu Hause aufbewahrt. Achtung: An- und Verkaufspreise können deutlich auseinanderliegen.

Barren gibt es normalerweise in einer Stückelung von einem Gramm bis zu einem Kilo. Vorteil einer kleinen Stückelung: Der Anleger ist liquider, wenn er einzelne Barren zu Geld machen will oder muss. Allerdings sind dann auch die Kaufgebühren höher. Bei den Goldmünzen dominieren der südafrikanische Krügerrand, amerikanische Münzen und der kanadische Maple Leaf.

Deutlich kostengünstiger als der Kauf von physischem Gold ist ist der Kauf eines Indexfonds (ETF), der mit Gold hinterlegt ist. Auch hier zahlt man aber Gebühren, die die Rendite des Investments schmälern können. Bei Zertifikaten sollten Investoren bedenken, dass die Emittenten pleitegehen können, und da Schuldverschreibungen nachrangig bedient werden, gehen die Zertifikate-Inhaber im Insolvenzfall häufig leer aus.

Übrigens: Die Deutschen horten Milliardenbestände in Gold. Ende des vergangenen Jahres wurden die Ergebnisse einer Umfrage unter 2000 volljährigen Deutschen bekannt, die die Berliner Steinbeis-Hochschule im Auftrag der Reisebank interviewt hatte. Danach verfügen die Bundesbürger über 8672 Tonnen Gold. Das sind knapp 8,67 Millionen Kilo, von denen der Umfrage zufolge knapp die Hälfte als Schmuck existiert, ansonsten handelt es sich um Barren und Münzen. Macht einen Wert von insgesamt mehr als 340 Milliarden Euro. Das sind etwa sechs Prozent des Geldvermögens der Deutschen - eine vorbildliche Beimischung, wenn man den Analysten folgt.

(RP)
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