Düsseldorf C&A: Seit 100 Jahren Mode für alle

Düsseldorf · Das Unternehmen feiert in diesem Jahr seinen runden Geburtstag. Die Ursprünge des Textilhändlers liegen in Westfalen. Heute ist die Marke in ganz Europa ein Begriff. Täglich kommen Millionen in die Filialen, und der Konzern setzt im Jahr mehr als sechs Milliarden Euro um.

Die elegant gekleidete Dame tritt 1924 im "modernen Gabardine Kostüm" auf. Die moderne Frau in den 50er Jahren präsentiert sich mit Perlon und Petticoat, aber auch die fleißige Hausfrau im "aparten Wickel-Kittel" wird nicht vergessen. 1961 wird als neue Kundin die Karrierefrau entdeckt, die man "schick im Beruf" machen will: Wer in den Werbebotschaften des Textil-Imperiums C&A blättert, erfährt viel über die Geschichte der Modekette, die es von Westfalen aus in die Welt schaffte.

Vor 50 Jahren war der Aufstieg in dem vom Brenninkmeyer-Clan geführten Unternehmen Männern vorbehalten. Damals gab es noch eigene Haushalte für die aufstrebenden Führungskräfte bei C&A. Das war eine Art Wohngemeinschaft von Männern mit festen Regeln – "und einer Haushälterin", wie sich Thorsten Rolfes erinnert, seit 1982 dabei und inzwischen Konzernsprecher. Mittlerweile sitzen zwar auch Frauen in der Chefetage. Doch mit der Gleichberechtigung tat man sich lange schwer.

Wofür steht C&A? Die Modekette kennt fast jeder. Die Marke ist in jedem zehnten Bekleidungsstück zu finden, das hierzulande über die Ladentheken geht. Täglich betreten eine Million Menschen die deutschen C&A-Häuser, zwei Millionen sind es in ganz Europa. International ist der Handelsriese auf Expansionskurs.

In diesem Jahr feiert das Unternehmen die Eröffnung seiner ersten Filiale in der Berliner Königstraße vor 100 Jahren. Die Geschichte beginnt jedoch schon lange vorher: 1671 zog Johann Brenninkmeijer vom Brenninckhof in Mettingen ins niederländische Friesland, um dort sein Leinen zu verkaufen. 1841 gründeten die Brüder Clemens und August ihren Manufakturladen "C&A Brenninkmeijer" (Brenninkmeijer ist die niederländische, Brenninkmeyer die deutsche Schreibweise) aus dem das heutige Unternehmen entstand. Die Familie schuf ein Imperium. Die Übersiedlung nach Berlin war nur konsequent, denn die Eigner wollten vor allem eines: "Sollen die anderen ruhig die Kunden bedienen, die mit dem Wagen vorfahren. Wir werden die große Masse einkleiden, die zu Fuß oder mit der Straßenbahn kommt."

Bis dahin gab es in Deutschland nur Läden, die maßgefertigte Damenbekleidung anboten. Bei C&A konnte die Kundin erstmals Kleider direkt von der Stange kaufen und sofort mitnehmen. "Das war eine absolute Neuheit", sagt Thorsten Rolfes. Auch die Preise waren einzigartig. "Damals waren Kleider teuer, da es Maßanfertigungen waren. Unsere dagegen waren günstig, da wir Konfektionskleidung und damit ein einheitliches Standardgrößensystem im Programm hatten", so Rolfes. Mode sollte erschwinglich sein, wie eine Annonce von 1922 zeigt: "Ein Wochenlohn! – selbst der Kleinste genügt, um eines der hier abgebildeten, ganz entzückenden modernen Kleidungsstücke zu erwerben." 1926 eröffnete die erste Filiale in der Schadowstraße in Düsseldorf, wohin auch die Zentrale des inzwischen in der sechsten Generation erfolgreichen Konzerns verlegt wurde.

Über Jahrzehnte hat die Familie die Mode in Europa bestimmt. C&A verhalf dem Minirock und dem Bikini zum Durchbruch. In den 80er- Jahren war indes Schluss mit der Macht des Modeclans. Die Abkürzung C&A mit dem altmodischen Und-Zeichen, die für die Anfangsbuchstaben der Brüder Clemens und August stand, wurde als "cheap&awful" ("billig und schrecklich") oder "Klamotten-Anton" verspottet. C&A schrieb Verluste.

Ein Führungswechsel läutete die Wende ein. 1998 übernahm eine neue Garde die Macht, zu der Dominic Brenninkmeyer und Dutzende seiner Cousins gehörten. Sie sorgten für eine neue Struktur und setzten gegen internen Widerstand eine zaghafte Öffnung durch – im wahrsten Sinn des Wortes. Denn Betriebsinterna bleiben natürlich Familiengeheimnis. Wer welche Anteile an dem Unternehmen besitzt oder wie die Nachfolge geregelt ist, ist vertraulich. Es gilt das Motto "Eintracht bedeutet Macht". Hinter der mit H&M und Zara weltweit führenden Textilkette steht heute die Cofra Holding AG. Dazu gehören neben dem Einzelhandel Geschäftsfelder wie Immobilien, Finanzdienstleistungen, Firmenbeteiligungen und erneuerbare Energien. Der 500-köpfige Clan zählt mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 25 Milliarden Euro zu den reichsten Familien der Welt.

(RP)
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