Kritik an Missständen in der Fleischindustrie Corona-Tests in Tönnies-Fleischfabrik bislang negativ

Gütersloh · Beim Fleischverarbeiter Tönnies in Rheda-Wiedenbrück gibt es bislang keine Corona-Fälle. 2100 Beschäftigte wurden getestet. NRW-Gesundheitsminister Laumann kündigte eine „Null-Toleranz-Politik“ gegenüber Missständen in der Fleischindustrie an.

Im Fleischwerk Tönnies in Rheda-Wiedenbrück werden mehr als 2000 Mitarbeiter getestet.

Im Fleischwerk Tönnies in Rheda-Wiedenbrück werden mehr als 2000 Mitarbeiter getestet.

Foto: dpa/David Inderlied

Die Corona-Tests bei Deutschlands größtem Fleischverarbeiter Tönnies in Rheda-Wiedenbrück sind bislang alle negativ ausgefallen. Bis Mittwochmittag hätten 784 Laborbefunde vorgelegen. „Diese Befunde waren alle negativ“, teilte der Kreis Gütersloh mit. Am Montag und Dienstag seien knapp 2100 Beschäftigte getestet worden.

Auch bei Westfleisch in Hamm gibt es nach Angaben von Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann (CDU) keine Corona-Nachweise. In dem Betrieb seien rund 1150 Menschen getestet worden. Bis auf 150 Untersuchungen lägen die Ergebnisse inzwischen vor. Sie seien alle negativ. Von den noch fehlenden Ergebnissen, „erwarten wir keine Überraschungen„, sagte Hunsteger-Petermann. Bei den Kontrollen von Unterkünften von Westfleisch-Mitarbeitern habe es bis auf einen Fall keine Beanstandungen gegeben

Das Land hatte angeordnet, alle Beschäftigten der Schlachthöfe in NRW auf das Coronavirus zu testen, nachdem in einem Westfleisch-Betrieb in Coesfeld eine hohe Zahl von Infektionen entdeckt worden war. Unternehmer Clemens Tönnies zeigte sich am Mittwoch erleichtert. „Wir sind natürlich zufrieden, aber auch angespannt. Wir sind noch lange nicht durch mit der Pandemie, das wird uns noch Monate beschäftigen und wir sind alle gefordert im Unternehmen“, sagte er auf einer Pressekonferenz.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) kündigte am Dienstagabend zudem eine „Null-Toleranz-Politik“ gegenüber Missständen in der Fleischindustrie an. „Egal, wer Schlachthofbetreiber ist. Wir müssen jetzt diesen Sumpf austrocknen. Die Pandemie gibt uns die Möglichkeit, das zu tun“, sagte er in einem Interview des Radiosenders WDR2. Deutschlandweit gibt es Aussagen Laumanns im Gesundheitsausschuss des NRW-Landtags zufolge derzeit 600 nachgewiesene Corona-Infektionen in der Fleischindustrie.

Der CDU-Politiker wies dort zudem Vorwürfe zurück, er sei nicht konsequent genug gegen Missstände in Schlachthöfen vorgegangen. Den Schuh, alles zu spät kontrolliert und geregelt zu haben, ziehe er sich nicht an. Allein mit Landesrecht seien die seit vielen Jahren bekannten, häufig prekären Arbeitsverhältnisse in der deutschen Fleischindustrie aber nicht abzustellen, sagte Laumann. Für durchgreifende Verbesserungen sei eine gesetzliche Initiative der Bundesregierung erforderlich.

Nach der Fleischindustrie müssten auch Sammelunterkünfte in anderen Bereichen – etwa bei Erntehelfern – besser überprüft und vernünftig geregelt werden, sagte Laumann. „Jeder Bauer muss wissen: Der Staat wird in dieser Saison gucken.“

Die Zahl der bei Tönnies zu testenden Mitarbeiter sei höher als die ursprünglich angenommene Zahl von 6500, hieß es weiter. Auf den Personallisten seien rund 7700 Personen erfasst. Darunter befänden sich aber auch Menschen, die nach Unternehmensangaben dort nicht mehr arbeiteten, sich in Elternzeit oder Mutterschutz befänden, länger erkrankt oder nur sporadisch im Werk anwesend seien.

(kess/dpa)
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