Testpflicht-Pläne Corona-Tests: Das machen Unternehmen in NRW

Düsseldorf · Statt des vor allem von der SPD forcierten Testpflicht bauen Unternehnen auf Freiwilligkeit. In kleineren Betrieben legen die Chefs teilweise selbst Hand an oder kaufen im örtlichen Einzelhandel.

 Ein Corona-Schnelltest

Ein Corona-Schnelltest

Foto: dpa/Fabian Strauch

Auch gegen den Willen der Wirtschaft wollen Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Finanzminister Olaf Scholz (beide SPD) zügig eine Corona-Testpflicht für Unternehmen durchsetzen. „Ich will, dass wir das am Dienstag in der Bundesregierung beschließen“, sagte Heil der „Bild am Sonntag“. Man brauche flächendeckende Tests in den Betrieben. Eine Umfrage unter Beschäftigten habe ergeben, dass 61 Prozent einen Arbeitgeber hätten, der Corona-Tests anbiete. „Das ist deutlich zu wenig“, sagte Scholz der „FASZ“. Der Plan: Wer nicht im Home­office ist, soll das Recht auf einen Corona-Test pro Woche bekommen. Wer viel Kundenkontakt habe oder mit Lebensmitteln arbeite, solle Anspruch auf zwei Tests haben. Selbsttests sollen ausreichen. 

In der Union gibt es Widerstand, unter anderem von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Und auch in der Wirtschaft ist eine mögliche Verpflichtung umstritten. Viele Betriebe in NRW testen bereits regelmäßig – teilweise seit Monaten. Vor allem Großunternehmen sind routiniert in der Organisation der Corona-Tests. Im Mönchengladbacher Logistikzentrum des Versandhändlers Zalando sind nach dessen Angaben seit Sommer etwa 32.000 Tests bei rund 2200 Arbeitnehmern durch medizinisches Personal gemacht worden Die Wirtschaftsbetriebe in Duisburg haben ihren 1700 Mitarbeitern Selbsttests zur Verfügung gestellt. RWE teilt mit: „Wir bieten unseren Beschäftigten Selbsttests und – wo möglich – wöchentlich Schnelltests an.“ Teekanne, das in Düsseldorf etwa 650 Mitarbeiter beschäftigt, ist im Umgang mit den Corona-Tests ebenfalls erfahren. „Seit Oktober 2020 gilt die Regel, dass sich jeder Mitarbeiter ohne Angabe von Gründen jederzeit kostenlos testen lassen kann“, sagt Geschäftsführer Frank Schübel. Eine Testpflicht erachte er als nicht sinnvoll, da diese viel Zeit und Geld binden würde. Bei der Metro sind am Standort Düsseldorf seit Kurzem zwei kostenlose Schnelltests pro Woche möglich. Dazu greife der Konzern auf einen externen Dienstleister zurück, sagt eine Sprecherin.

Mit solchen Dienstleistern arbeiten auch kleine und mittelständische Firmen zusammen. Das ist aber nicht billig. Pro Test könnten zwischen zehn und 30 Euro anfallen, Personalkosten inklusive. Auch deshalb schicken manche ihre Mitarbeiter zum örtlichen Testzentrum. Eine Alternative sind auch Selbsttests aus dem Einzelhandel. „Das geht schnell und unkompliziert”, sagt Alexandra Rath, Leiterin eines Teams des Kreisverbands Düsseldorf im Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft. Stückpreis: meist vier bis sechs Euro.

Kostenpflichtiger Inhalt Bei der Großwäscherei Troost in Mönchengladbach ist das Testen Chefsache. Seit sechs Monaten führt Geschäftsführer Philipp Wenzelburger wöchentlich Antigen-Schnelltests bei seinen 160 Mitarbeitern durch. So seien bisher 16 Corona-Fälle identifiziert worden. Ähnlich läuft es beim Veranstaltungstechnik-Dienstleister Media Spectrum in Willich. Dort werden die 30 Mitarbeiter mindestens zweimal pro Woche mit Antigen-Schnelltests getestet.

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